FC Bayern - Uli Hoeneß: "Deisler-Deal ist so sauber wie das Wasser am Tegernsee"

Von Maximilian Lotz
Sebastian Deisler wechselte 2002 von Hertha BSC zum FC Bayern.
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Der Wechsel von Sebastian Deisler zum FC Bayern sorgte einst für großen Wirbel - vor allem weil im Vorfeld des Transfers im Sommer 2002 eine Handgeld-Zahlung in zweistelliger Millionenhöhe an Deisler publik wurde. In den Augen des damaligen Bayern-Managers Uli Hoeneß lief bei dem Geschäft dennoch alles sauber ab.

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"Der Deisler-Deal ist so sauber wie das Wasser am Tegernsee", sagte Hoeneß nun in der Podcastreihe 11 Leben, die mit dem Deutschen Podcastpreis 2021 ausgezeichnet wurde. "Die Besteuerung hat stattgefunden und das Geld war auch kein Darlehen, sondern das Geld hat er behalten."

Damit ließ Hoeneß aufhorchen. Denn bislang war immer berichtet worden, dass Deisler die 20 Millionen DM Handgeld, die ihm die Bayern für seinen Wechsel von Hertha BSC zum Rekordmeister überwiesen, später zurückzahlte. Aber wie war das denn eigentlich damals?

Im Oktober 2001 enthüllte die Bild-Zeitung die Millionen-Zahlung an Deisler, die die Bayern später als "Darlehen" deklarierten.

Das Handgeld sei "total okay" gewesen, meinte Hoeneß nun: "Seine Ablöse in Berlin war damals auf 10 oder 15 Millionen DM beschränkt, wert war er 35 bis 40 Millionen. Wir haben dann ein Handgeld bezahlt, um ihn zu holen, völlig legitim."

Uli Hoeneß träumte vom FC Bayern Deutschland

Nach dem Gewinn der Champions League 2001 trieb Hoeneß bei den Münchnern seine Vision des FC Bayern Deutschland voran. "Wir möchten 2006 bei der Heim-WM einen Block für die Nationalmannschaft stellen", sagte der heutige FCB-Ehrenpräsident damals. Entsprechend forsch handelten die Bayern auf dem Transfermarkt, die Handgeld-Zahlung an Deisler soll dabei kein Einzelfall gewesen sein. "Es war eine Spielart, die damals von Bayern präferiert wurde", sagte der frühere BVB-Manager Michael Meier vor einem Jahr bei SPOX und GOAL.

Hoeneß verteidigte nun das Vorgehen der Bayern: "Wir sind nicht über die Grenze gegangen, aber du musst an die Grenze gehen. Wenn du glaubst, erfolgreich sein zu können, wenn du die linke und die rechte Backe hinhältst, dann kannst du gegen Bad Wiessee spielen, aber nicht gegen Paris Saint-Germain."

Deisler galt als Hoffnungsträger im deutschen Fußball

Der Deisler-Deal wirbelte einst mächtig Staub auf. "Monate vorher, im Sommer 2001, hatte ich Herthas Manager Dieter Hoeneß gesagt, dass ich im Sommer 2002 nach München wechsele", erklärte Deisler 2009 in einem seiner wenigen Interviews in der Zeit. "Er bat mich, damit nicht an die Öffentlichkeit zu gehen, sondern ein halbes Jahr zu warten, um keine Unruhe aufkommen zu lassen."

Der Mittelfeldspieler galt nach der Jahrtausendwende als großer Hoffnungsträger des deutschen Fußballs, der nach dem krachenden Vorrundenaus bei der EM 2000 unter Teamchef Erich Ribbeck in Trümmern lag. "Ich war 19, 20, als die Deutschen meinten, ich könnte ihren Fußball retten. Ich allein", erklärte Deisler rückblickend.

Deisler: "Hätte damals aufhören müssen"

In der Saison 2001/02 hielt sich Deisler an die vereinbarte Verschwiegenheit. "Aber es war schlimm für mich, nichts sagen zu können. Jeden Tag wurde ich gefragt, von Fans, von Journalisten, von meinen Mitspielern", berichtete er später. "Im Oktober platzte dann die Geschichte. Und ich stand da wie ein Verräter. Plötzlich wurde ich gehasst in Berlin. Ich wurde beschimpft, als ich mit Krücken auf der Tribüne saß und nicht spielen konnte."

Deisler hatte sich unmittelbar nach der Enthüllung einen Kapselriss im Knie zugezogen. "Ich hätte damals aufhören müssen, aber ich konnte noch nicht loslassen", fügte Deisler in dem Interview an.

Doch bei den Bayern nahm seine Karriere nicht den erhofften Verlauf. Nach mehreren Verletzungen und aufgrund einer Depressionserkrankung beendete Deisler 2007 schließlich im Alter von 27 Jahren seine Karriere.

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