FC Bayern - Marc Rocas Wechselbad der Gefühle: Ein Bewerbungsschreiben und der verpasste Gelb-Rot-Rekord

Von Dennis Melzer
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Marc Roca feiert gegen Salzburg sein CL-Debüt für den FC Bayern. Er zeigt, dass er Hansi Flicks Forderungen umzusetzen weiß - bis ihm eine Ungeschicklichkeit passiert.

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Marc Rocas persönlicher Rekord für zwei aufeinanderfolgende Gelbe Karten geriet am Mittwochabend nicht ins Wanken. Fünf Minuten (79., 84.) hatte der Spanier Ende September, als er mit seinem Ex-Arbeitgeber Espanyol auf Mallorca traf, für die Ampelkarte gebraucht. Es war seine letzte Amtshandlung für die Katalanen, danach ging es zum großen FC Bayern.

Zum FC Bayern, für den Roca gegen Salzburg sein Champions-League-Debüt feierte und dem er gleichzeitig den ersten Platzverweis in dieser Königsklassen-Saison bescherte. 18 Minuten lagen nun zwischen Rocas erstem Tritt auf Junuzovics Fuß (48.) und Rocas zweitem Tritt auf Junuzovics Fuß (66.). Haareraufend schlich der Neu-Münchner, der ganz genau wusste, dass es sich bei seinen Einsteigen um welche der vermeidbaren Sorte gehandelt hatte, vom Platz.

Hansi Flick sah "sehr gutes" Roca-Debüt

Ärgerlich aus Rocas Sicht, hatte der Mittelfeldmann doch bis dahin einen konzentrierten und sachlichen Eindruck gemacht, nüchtern Ball um Ball verteilt, ohne aus der Reihe zu tanzen. "Er wird sich über den Platzverweis wohl am meisten ärgern", vermutete Trainer Hansi Flick, der erstmals in einem ernstzunehmenden Pflichtspiel (nichts gegen DFB-Pokal-Erstrundengegner 1. FC Düren) auf die Dienste des Neuzugangs aus Barcelona setzte.

Dennoch hatte der FCB-Coach ein "sehr gutes Debüt" gesehen. "Da kann er zufrieden mit sein", lobte Flick seinen Schützling. Tatsächlich stellte die Gelb-Rote Karte Rocas Premiere in der europäischen Beletage etwas in den Schatten. Aufgrund des personellen Engpasses auf der Sechs (Joshua Kimmich und Corentin Tolisso fielen verletzt aus) und Leon Goretzkas Offensivqualitäten, durfte Roca sich dem Spielaufbau widmen.

79 Ballaktionen verbuchte der 24-Jährige bis zu seinem vorzeitigen Duschgang, 63 Pässe verließen seinen Fuß, 95,2 Prozent davon kamen bei einem Mitspieler an. Roca hatte die wenigsten Ballverluste aufseiten der Hausherren, die Hälfte seiner direkten Duelle entschied er für sich. Soweit die Statistik, die sich durchaus ansprechend liest. "Sehr gut, Marc", war dementsprechend regelmäßig von den Kollegen zu hören.

Marc Roca zeigt sich kommunikationsfreudig

Doch neben den nackten Zahlen fiel auch die Kommunikationsfreudigkeit Rocas auf. Immer wieder suchte er vor allem das Gespräch mit Youngster Chris Richards, der gegen die Roten Bullen ebenfalls seine ersten Champions-League-Minuten sammelte - und verständlicherweise zu Beginn ein ums andere Mal mit Stellungsfehlern zu kämpfen hatte und nicht immer die richtige Entscheidung traf.

Roca traf seinerseits hingegen einige richtige Entscheidungen, ohne den ganz großen Glanz zu versprühen. Dieser fällt aber ohnehin nicht in seinen Zuständigkeitsbereich. Roca zeigte vielmehr, dass er die Erwartungen, die Flick an seinen Einsatz knüpfte, weitestgehend verinnerlicht hatte.

Trainer Hansi Flick vom FC Bayern München hat Marc Roca für dessen Leistung beim 3:1-Sieg gegen den FC Salzburg trotz dessen Platzverweis gelobt.
© imago images / Lackovic
Trainer Hansi Flick vom FC Bayern München hat Marc Roca für dessen Leistung beim 3:1-Sieg gegen den FC Salzburg trotz dessen Platzverweis gelobt.

Roca verinnerlicht offenbar Flick-Kritik

"Die Positionierung ist auf der Sechs entscheidend. In Ballbesitz, aber auch gegen den Ball", hatte Flick im Anschluss an Rocas erstem DFB-Pokal-Auftritt Mitte Oktober gegen Düren gesagt. "Er stand bei Ballbesitz etwas zu tief, deshalb hatten wir keinen Spieler hinter der ersten Reihe. Es ist

wichtig, dass er sich da besser positioniert. Das geht nicht von heute auf morgen, er bekommt genügend Zeit."

Über einen Monat Zeit, um die von Flick angesprochenen Defizite aufzuarbeiten. Während der Übungsleiter am vergangenen Wochenende gegen Werder Bremen noch "keinen Platz" für Roca in der Mannschaft hatte, setzte er wenige Tage später nun doch Vertrauen in den siebenmaligen U21-Nationalspieler. Ein Zeichen, dass er durchaus an Rocas Qualitäten glaubt, die Flick zufolge vor allem in den Bereichen Technik, Passspiel und Spielverlagerungen liegen.

Rocas Leistung im Duell mit Salzburg darf als positives Bewerbungsschreiben mit einem Makel betrachtet werden. Auch in dem Wissen, dass er sich wieder hintenanstellen muss, sobald Kimmich und Tolisso wieder mit von der Partie sind, hat Roca seine Lernfähigkeit im taktischen Bereich unter Beweis gestellt und sich damit als Backup für eine lange, aufreibende Spielzeit empfohlen.

Flick will Verbesserungsmaßnahmen "persönlich besprechen"

Roca wird seine Chancen in Zukunft sicherlich bekommen. Flick will weitere Verbesserungsmaßnahmen "persönlich mit ihm besprechen", eine davon dürfte aber auch ohne ein öffentliches Kommunique klar sein: Vorbelastet, ohne Not und mit einigermaßen sicherer Führung im Rücken darf der Fuß auch mal zurückgezogen werden.

Das, was Roca stattdessen machte, war für Flick "zu ungestüm" und "unnötig." Vielleicht setzt auch diesbezüglich ein schneller Lerneffekt ein.

FC Bayern München: Die nächsten drei Spiele

DatumUhrzeitWettbewerbGegnerOrt
28.11.202015.30 UhrBundesligaVfB StuttgartAuswärts
01.12.202021 UhrChampions LeagueAtletico MadridAuswärts
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