FC Bayern - Thiagos entzückende Dauerwerbesendung gegen Chelsea: Der ästhetische Balldieb

Von Dennis Melzer
Thiago (r.) zeigte eine starke Leistung gegen den FC Chelsea.
© getty

Thiago kehrte gegen den FC Chelsea nach zweieinhalbmonatiger Startelf-Abstinenz zurück - und zeigte beim 4:1 furios, wie sehr sein Abgang dem FC Bayern schmerzen würde.

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Wenn Hansi Flick auf Thiago angesprochen wird, erhellt sich seine Miene stets. Mit leuchtenden Augen philosophiert der Trainer des FC Bayern dann darüber, welch großartige Qualitäten der kleine Spanier vereint, stellt klar, wie essentiell der Schöngeist, der das "gewisse Etwas" aufweist, für die Mannschaft ist.

In letzter Zeit scheint bei Flicks Schwärmerei ein bisschen Wehmut mitzuschwingen - Thiago, das bestätigte sein Coach zuletzt selbst, denkt darüber nach, München zu verlassen. Der FC Liverpool wird seit Wochen als Interessent gehandelt.

FC Bayern: Flick kann Thiagos Wechselgedanken nachvollziehen

Flick verstehe die Abwägungen des 29-Jährigen, er müsse es respektieren, wenn sein Mittelfeldstratege im Herbst der Karriere noch einmal eine neue Herausforderung sucht, die voraussichtlich in England liegen würde. "Schade" wäre es dennoch. Am Samstagabend dürfte die Melancholie bezüglich eines potenziell bevorstehenden Thiago-Abschiedes noch einmal größer gewesen sein.

Zweieinhalb Monate, nachdem Leistenprobleme und eine daraus resultierende Operation den Regisseur zurückgeworfen hatten, durfte er im Achtelfinal-Rückspiel der Champions League gegen den FC Chelsea endlich wieder von Beginn an ran. Auch, weil Flick gezwungen war, das funktionierende Sechser-Tandem bestehend aus Joshua Kimmich und Leon Goretzka aufgrund der Verletzung Benjamin Pavards zu trennen.

Eine Maßnahme, die keinerlei negative Auswirkungen haben sollte. Einerseits, weil die Blues sich mit ihrem eigenen Scheitern bereits abgefunden zu haben schienen und nicht wirklich zum Gradmesser avancierten, andererseits - und das wog schwerer -, weil Thiago sich in bestechender Form präsentierte.

Flick hebt Thiagos Dominanz und Defensivverhalten hervor

Thiagos Darbietung, die einer Dauerwerbesendung gleichkam, animierte seinen Trainer zu einer abermaligen Eloge: "Wenn Thiago so spielt wie heute, ist er für uns sehr wichtig", stellte Flick klar. Der Übungsleiter schob nach: "Er hat unser Spiel bestimmt, kluge Pässe gespielt, den Ball gut zirkulieren lassen und stark im Dreieraufbau agiert."

Zudem habe Thiago in der Defensive geglänzt, viele Ballgewinne verbucht. Thomas Müller apostrophierte seinen Teamkollegen in diesem Zusammenhang gar als "exzellenten Balldieb." Tatsächlich fielen neben der ihm innewohnenden Ästhetik bei Ballannahme und Übersicht, sprich im Spiel nach vorne, gegen Chelsea etliche gleichermaßen schmucklose wie wichtige Aktionen auf.

Mit einer herausragenden Grätsche trennte er beispielsweise den quasi einschussbereiten Ross Barkley fair von der Kugel (49.), brachte seinen Körper darüber hinaus ein ums andere Mal gewinnbringend ein. Thiago führte die mit Abstand meisten Zweikämpfe aufseiten der Bayern (15), gewann davon 60 Prozent.

Auch in puncto Tackles führte er die Statistik bei den Hausherren mit insgesamt sechs an. Alles mit Bedacht, in dem Wissen, dass eine Gelbe Karte eine Sperre fürs Viertelfinale nach sich gezogen hätte.

FC Bayern: Thiago vermeidet Gelbsperre

"Er hätte sicherlich in einer oder zwei Szenen etwas energischer hingehen können", sagte Müller, der sofort ergänzte: "Wahrscheinlich, weil er etwas gehemmt war und wusste, dass er sich keine Gelbe Karte abholen darf."

Darüber sei ohnehin wegzusehen, denn Thiago, der bis zu seiner Auswechslung in der 70. Minute auf 75 Ballaktionen kam, habe "das, was er für uns bedeutet, ins Spiel eingebracht." Müller lobte weiter: "Er zeigt seit zehn Jahren auf internationaler Bühne, was er kann." Generell müsse man über dessen Qualitäten nicht diskutieren, diese würden nicht nur die Zuschauer, sondern "auch die eigene Mannschaft" regelmäßig "verzücken".

Am kommenden Freitag erhoffen sich Fans und Mitspieler erneut einen glänzend aufgelegten Thiago. In der Runde der letzten Acht steht das Duell mit seinem Ex-Klub FC Barcelona in Lissabon an.

Eines dieser Spiele, in denen der Edeltechniker gerne untertaucht. So lautet zumindest der Vorwurf der Kritiker, die ihm zwar nicht die fußballerische Qualität absprechen, aber in gewisser Weise die fehlende Machertyp-DNA anprangern, der es in den "wichtigen" Partien bedarf.

Finalturnier als letzte Chance für Thiago im Bayern-Dress?

Das Finalturnier in der portugiesischen Hauptstadt ist vielleicht Thiagos letzte Chance, die ständigen Mäkler, ganz besonders ebenjene in Deutschland, verstummen zu lassen. Sollte er sich mit dem Triple aus der bayrischen Landeshauptstadt verabschieden, wäre seine ohnehin schon erfolgreiche Zeit in München in Gänze veredelt.

Fürwahr, viele Konjunktive. So oder so hat die Partie gegen Chelsea jedoch einmal mehr gezeigt: Geht Thiago, verliert der FCB ein wichtiges, ein elementares Organ - und Flick einen Jungen, der ihm stets ein Lächeln ins Gesicht zauberte.

Champions League: Das Viertelfinale im Überblick

DatumTeam 1Team 2
Mittwoch, 12. AugustAtalanta Bergamo

Paris Saint-Germain

Donnerstag, 13. AugustRB Leipzig

Atletico Madrid

Freitag, 14. August

FC Barcelona

FC Bayern München

Samstag, 15. August

Manchester City

Olympique Lyon

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