Bayer Leverkusen leistet sich einen unerwarteten Patzer gegen Kiel - und kämpft mit unerklärlichen Leistungsschwankungen.
Es brodelte gewaltig in Lukas Hradecky. Und als der verärgerte Kapitän von Bayer Leverkusen seinem aufgestauten Frust endlich freien Lauf lassen konnte, war er kaum noch zu bremsen. Nach dem völlig unnötigen Punktverlust gegen Holstein Kiel schimpfte der Finne über die fehlende "Eifrigkeit und Bissigkeit", er zeigte sich fassungslos angesichts der "wahnsinnigen" Gegentorflut - und kam zum verheerenden Fazit: "Das ist nicht akzeptabel, so kann es nicht weitergehen."
Hradecky schlug alarmierende Töne an, nachdem der Double-Gewinner beim 2:2 (2:1) gegen den tapferen Aufsteiger bereits zum dritten Mal in dieser Saison eine Zwei-Tore-Führung leichtfertig verspielt hatte. Nach der Brandrede von Granit Xhaka vor zwei Wochen hatte Leverkusen zunächst gefestigter gewirkt. Der Einbruch gegen Kiel offenbarte aber erneut eindrücklich, wie sehr das Team von Trainer Xabi Alonso in der neuen Saison doch noch mit unerklärlichen Schwankungen kämpft.
"Wir waren Meister, weil wir jedes Spiel angegangen sind wie die Verrückten. Heute habe ich nicht diese endlose Gier und den Willen gesehen, das Spiel zu killen", kritisierte Hradecky. Dabei hatte nach den frühen Leverkusener Treffern durch Victor Boniface (4.) und Jonas Hofmann (8.) alles auf einen Kantersieg gegen zunächst überforderte Kieler ausgesehen.
Bayer habe dann aber "den Patienten am Leben" gelassen, sagte Hradecky: "Das darfst du nicht herschenken. Egal ob es Holstein Kiel, AC Mailand oder der FC Bayern ist." Doch woran liegt es, dass die lange unschlagbaren Überflieger plötzlich so verwundbar sind? Ist es vielleicht sogar Arroganz? Alonso schüttelte vehement den Kopf, Bayer habe einfach "nicht intelligent" agiert nach der Führung. "Wir dachten, dass das Spiel schon fast vorbei ist", kritisierte der Spanier. Und auch Hradecky meinte, dass Arroganz doch "ein starkes Wort" sei.