1. FC Köln: Jonas Hector gibt tiefe Einblicke - als Profi nie vollständig glücklich

Von Stefan Petri
jonas-hector-1200
© getty

Jonas Hector vom 1. FC Köln wird seine Karriere nach der laufenden Saison beenden. In einem Interview hat der 32-Jährige nun tiefe Einblicke in sein Seelenleben als Profi gegeben.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Wenn alles glatt geht, wird Hector an seinem 33. Geburtstag zum letzten Mal als Profi auflaufen: im Heimspiel des Effzeh gegen den FC Bayern München. Der krönende Abschluss einer 13-jährigen Karriere mit über 400 Pflichtspielen für die Geißböcke.

Schwer fällt Hector der Abschied aber nicht. Im Interview mit 11Freunde wurde der Linksverteidiger gefragt, ob er in seiner Karriere je ein durch und durch glücklicher Profi gewesen sei. Hectors vielsagende Antwort: "Wenn ich an alles zurückdenke, muss ich sagen: Nein."

Dementsprechend einfach fielen auch die Gründe für das Karriereende aus: "Weil ich auf bestimmte Dinge einfach keine Lust mehr habe und die Zeit zukünftig anders nutzen möchte", betonte Hector. Er habe keine Lust mehr auf "die Öffentlichkeit, in der man als Profi zwangsläufig steht, auf den ständigen Druck. Beim FC haben wir uns in den letzten Jahren nie in ruhigen Fahrwassern befunden. Ich möchte nicht mehr in dem Gefühl leben, ständig ums Überleben zu kämpfen."

Der Druck sei in der Zeit beim Effzeh stetig gestiegen. "Mit der zunehmenden Verantwortung als Führungsspieler und später als Kapitän, fing ich an, mir mehr Gedanken zu machen", verriet Hector. 2018 "brach alles auseinander. Ab da hat es mich praktisch nicht mehr losgelassen." Der 1. FC Köln stieg ab, seitdem habe ihn diese Angst nicht mehr losgelassen: "Es ist doch kein Geheimnis, dass ein Verein wie der 1. FC Köln finanziell in Schieflage gerät, wenn das passiert. Dann geht es um die Verlängerung von Verträgen und Arbeitsplätze."

Jonas Hector wollte Kapitänsbinde beim 1. FC Köln abgeben

Dazu kamen 2020 der Tod seines Beraters Rainer Derber und seines Bruders Lucas. In dieser Phase habe er sich "professionelle Hilfe gesucht. Mein Bruder und Rainer gehörten zu den Menschen, die mir am nächsten standen, weil sie in der erfolgreichsten Phase ganz intensiv dabei waren. Wie groß dieser Verlust war, wurde mir sehr schnell klar, weshalb ich versuchte, gegenzusteuern."

In der Saison 2020/21 hatte sich der Effzeh in der Relegation gegen Holstein Kiel vor dem abermaligen Abstieg in die 2. Liga gerettet. Da habe es "erste Überlegungen" gegeben, was das Karriereende angeht. Auch die Kapitänsbinde hätte er gerne abgegeben, aber Trainer Steffen Baumgart habe ihm das ausgeredet. Er "signalisierte, mir in jeder Hinsicht den Rücken zu stärken und auch unangenehme Dinge von mir wegzuhalten. Deshalb habe ich ja gesagt", so Hector.

Nach seinem Abschied freue er sich unter anderem auf freie Wochenenden: Er wolle sich "samstags der Gartenarbeit widmen, anschließend entspannt ins Stadion schlendern und mir die Sache aus einem neutralen Blickwinkel anschauen."

jonas-hector-1200
© getty
Artikel und Videos zum Thema