Transfersperre gegen 1. FC Köln: Geschäftsführer Christian Keller sieht "komplett absurdes Urteil"

SID
Christian Keller
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Der sportlich zuletzt plötzlich kriselnde 1. FC Köln ist von der FIFA mit einer drastischen Transfersperre belegt worden. Dem Klub bleibt nur der Gang vor den CAS.

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Diese Symbolik war beinahe zu deutlich. Christian Keller hatte gerade mit finsterer Miene und Wut im Bauch die Lage des 1. FC Köln beschrieben, die FIFA angegriffen und eine "Farce" angeprangert - da fing der Himmel über dem Geißbockheim an zu weinen. Das sei jetzt irgendwie "die falsche Schlussmetapher", sagte der Geschäftsführer des Bundesligisten, aber sie traf es eben schon.

Der FC steht nicht bloß im Regen, er muss seit Mittwochabend mit einer zukunftsgefährdenden Strafe des Weltverbandes umgehen. Weder im kommenden Sommer noch im Winter darf der Verein Spieler verpflichten, "die FIFA hat aus unserer Sicht ein komplett absurdes Urteil ohne jede Grundlage gefällt", sagte Keller.

Und das alles wegen der Verpflichtung eines damals 16-Jährigen. Die Kölner hatten im Januar 2022 den Slowenen Jaka Cuber Potocnik unter Vertrag genommen, der sein Arbeitspapier bei Olimpija Ljubljana zuvor einseitig aufgelöst hatte. Die Slowenen warfen dem FC Anstiftung zum Vertragsbruch vor und klagten bei der FIFA - und die hat Vergehen und Strafe genau so in ihren Regularien festgeschrieben.

Angesichts des schon jetzt schmal aufgestellten Kaders ist die Strafe für die Kölner eine sportliche Katastrophe. Vor dem wichtigen Derby gegen Borussia Mönchengladbach am Sonntag (15.30 Uhr/DAZN) kommt sie zudem zur Unzeit, die Sieglosserie von zuletzt fünf Spielen wirkt da wie ein vergleichsweise winziges Problem.

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1. FC Köln: Keller sieht zahlreiche Probleme

Keller sieht zahlreiche Probleme. Das Urteil sei "nicht nur inhaltlich eine Farce, sondern auch vom Ablauf her". Der Spieler, mittlerweile Toptorjäger in Kölns sehr erfolgreicher A-Jugend, habe seinen Vertrag damals rechtmäßig gekündigt. Potocniks Seite gibt an, dass Ljubljana vertragliche Zusagen nicht eingehalten habe.

Das FIFA-Recht sehe zudem "eine umgekehrte Beweislast" vor. "Im Urteil steht nicht, dass der 1. FC Köln den Spieler zum Vertragsbruch angestiftet hat", sagte Keller: "Im Urteil steht, dass wir das Gegenteil nicht beweisen können. Wie sollen wir etwas beweisen, was wir nicht getan haben." Zudem habe die FIFA dem FC keine mündliche Anhörung gewährt, obwohl der Klub "jede Menge Zeugen" benannt habe.

Die Kölner werden nun vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS in Berufung gehen und streben bis zur endgültigen Entscheidung eine Aussetzung der Strafe an. Dies sei vorerst "das wichtigste Ziel", so Keller. Dann nämlich könnte der Verein im kommenden Sommer vielleicht doch noch Transfers tätigen.

Die Sichtweise der Kölner wird auch von außen durchaus geteilt. "Das wirkt auch auf mich wie eine Strafe, die relativ hochgegriffen ist", sagte der renommierte Sportrechtler Paul Lambertz dem SID. Der Gang vor den CAS sei alternativlos, ob er auch erfolgreich ist, sei "eine andere Frage".

1. FC Köln darf sich auf zwei Hoffnungen stützen

Der Bundesligist dürfte sich in der Berufung auf zwei Hoffnungen stützen. Zum einen gebe es "diese FIFA-Regel, die besagt, dass ein Vertrag nicht ohne triftigen Grund aufgelöst werden darf", sagte Lambertz. Die sei "das Einfallstor für den CAS: Ein 'triftiger Grund' ist als Begriff der Auslegung zugänglich."

Zudem könne die Strafe als nicht verhältnismäßig eingestuft werden. "Es macht einen Unterschied, ob ein Verein so etwas regelmäßig macht und vielleicht auch schon in anderer Art gegen die Regeln verstoßen hat", sagte Lambertz. Aufgabe der Kölner Anwälte werde es nun sein, "diese Zweifel zu sähen".

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