Igor Belanov: Europas Fußballer des Jahres, der in Gladbach beim Klauen erwischt wurde

Von SPOX
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Borussia Mönchengladbach schien ein echter Transfercoup gelungen zu sein, als man mit Igor Belanov Europas Fußballer des Jahres 1986 holte. Doch es kam alles anders.

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Es kommt nicht häufig vor, dass ein Spieler mit dem Titel "Europas Fußballer des Jahres" in der Bundesliga aufläuft. Robert Lewandowski war einer davon - der letzte vor ihm war Franck Ribéry, doch dafür muss man schon ins Jahr 2013 zurückgehen.

Die beiden sind obendrein die einzigen Profis in diesem Jahrtausend, die beide Kriterien - sprich Einsätze in der Bundesliga und Europas Fußballer des Jahres - erfüllten. Folglich kann man durchaus von einem Coup sprechen, als Borussia Mönchengladbach 1989 Igor Belanov, der drei Jahre zuvor zu Europas Bestem (damals noch der Ballon d'Or) gekürt worden war, an den Niederrhein lotsen konnte.

Auch den Europokal gewann der Flügelstürmer 1986 mit Dynamo Kiew gegen Atletico Madrid und kam daher mit großen Vorschusslorbeeren nach Deutschland. "Ich kann zu diesem Transfer nur gratulieren", zeigte sich Fohlen-Ikone Günter Netzer damals erfreut. Zwei Millionen Mark ließ man sich die Dienste Belanovs kosten.

Kulturschock prägte Belanovs Start in Gladbach

Die Anpassung an das Leben im Westen fiel dem Hoffnungsträger jedoch deutlich schwerer als von vielen vermutet. Stichwort: anderes Land, andere Sitten. Zunächst einmal traf er erst im Oktober in seiner neuen Heimat ein, da er die Saison in der ehemaligen UdSSR noch zu Ende spielen wollte. Zehn Spieltage verpasste er dadurch, und die Borussia blieb in sechs Partien davon torlos.

5000 Fans begrüßten ihren neuen Star, der bei seiner Vorstellung versprach, "noch zehn Tore in dieser Saison schießen" zu wollen. Doch sein Debüt verzögerte sich, aufgrund einer Muskelverletzung lief er erst am 16. Spieltag erstmals für Gladbach auf - und präsentierte sich weit weg von seiner Topform.

Kurzer Lichtblick waren vier Spiele mit vier Treffern zu Beginn der Rückrunde, doch es folgten acht torlose Begegnungen und Belanov wurde immer mehr in die Kategorie Transferflop eingestuft. Doch über seine Leistungen sprach bald schon niemand mehr, denn gemeinsam mit seiner Frau sorgte er abseits des Platzes für einen Skandal: Die beiden wurden auf frischer Tat beim Klauen erwischt.

Einem Ladendetektiv kam das Paar verdächtig vor und er verständigte die Polizei, die im Auto Belanovs unbezahlte Waren im Wert von 2000 Mark fand. Auch wenn seine Frau die Tat abstritt und laut Welt sogar davon sprach, dass ihnen "diese schmutzige Affäre untergeschoben wurde", mussten sie eine Nacht in der Zelle verbringen.

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Belanov stieg als einstiger Weltstar mit Braunschweig in die Drittklassigkeit ab

Währenddessen wurden die Privaträume des Ehepaares durchsucht und man fand weiteres Diebesgut. Unter anderem sollen sie Artikel wie Pelze und Armreifen geklaut haben. In Folge dessen lautete das Urteil für die Belanovs eine Geldstrafe in Höhe von 24.000 Mark. Von Reue war jedoch keine Spur.

"Igor konnte gar nicht verstehen, dass ihm, dem russischen Star, die Klauereien so verübelt wurden", kommentierte Helmut Grashoff, der Belanov als Gladbach-Manager verpflichtet hatte, später.

Seine Fehltritte neben und die schwachen Leistungen auf dem Platz sorgten letztlich für eine Isolation des einstigen Hoffnungsträgers in der Fohlenelf. Belanov wurde immer unbeliebter und ließ am 30. Spieltag seinem Frust freien Lauf, als er sich für einen heftigen Tritt nach 16 Minuten gegen den HSV die Rote Karte abholte und dafür bis Saisonende gesperrt wurde.

In der darauffolgenden Spielzeit fand er sich nur noch zweimal in der Startformation der Borussia wieder, im Winter folgte dann die Flucht zu Eintracht Braunschweig in Liga zwei. Mit den Löwen stieg der einst weltbekannte Offensivspieler 1993 in die Drittklassigkeit ab. Dort spielte er sogar noch eine Saison, ehe er das Kapitel Deutschland nach fünf Jahren beendete und in die Heimat zurückkehrte.

Belanov kämpft im Ukraine-Krieg

Dort schloss sich Belanov, geboren in Odessa und heute 62 Jahre alt, im Frühjahr 2022 der ukrainischen Armee an, um gegen Wladimir Putins Russland zu kämpfen.

"Ich bitte darum, das Blutvergießen unseres Volkes sofort zu beenden!", schrieb er auf Facebook. Ukrainische Städte verwandelten sich in Ruinen.

"Unsere Großväter und Väter haben sie nicht dafür gebaut, dass in ihnen gekämpft wird, sondern dafür, dass dort glückliche Menschen leben!"

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