BVB: Jürgen Kohler sieht "Alibi-Schutzbehauptung" in Systemkritik von Marco Reus

Von Maximilian Lotz
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Der Frustfaktor bei Borussia Dortmund war nach einer gebrauchten Woche besonders hoch. BVB-Kapitän Marco Reus verschaffte sich mit seiner Systemkritik Luft und sorgte damit für Unruhe. Für den Ex-Dortmunder Jürgen Kohler ist der Ärger nachvollziehbar. Er nimmt jedoch auch die Spieler in die Pflicht.

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"Die Systemfrage ist für mich total überbewertet, weil am Ende des Tages die Spieler den Unterschied ausmachen. An dem Tag war Leipzig einfach galliger und giftiger. Da müssen sich die Spieler hinterfragen und nicht das System hinterfragen. Das ist das Entscheidende", sagte Kohler im Gespräch mit SPOX und GOAL.

Im heutigen Fußball gebe es zwischen den verschiedenen Grundordnungen fließende Übergänge, ergänzte Kohler: "Das geht so schnell, das müssen die Spieler einfach auch können. Die Systemfrage ist für mich immer eine Alibi-Schutzbehauptung. Damit kann ich wenig anfangen."

BVB-Kapitän Reus hatte die Gründe für die 1:2-Niederlage bei RB Leipzig vor allem in der taktischen Ausrichtung gesehen. "Die erste Halbzeit konnte man komplett vergessen. Wir haben in der zweiten Halbzeit auf Viererkette umgestellt. Das liegt uns deutlich besser, weil wir da viel aktiver sind als in der Fünferkette. Zudem haben wir in der Fünferkette einen Mann weniger im Zentrum, der mit uns pressen kann. Damit kommen wir gar nicht klar, das muss man ganz klar sagen", betonte Reus bei Sky.

Für Kohler spielten bei den Worten unmittelbar nach dem Abpfiff "auch ein paar Emotionen mit rein". Der 56-Jährige erklärte: "Das ist auch verständlich. Leipzig hat das Spiel als Meilenstein deklariert, die Wahrheit ist: Für dieses Spiel gab es drei Punkte und Leipzig ist immer noch hinter Borussia Dortmund."

BVB-Unruhe: "Keine einfache Situation" mit Rose und Terzic

Dennoch herrscht seit Reus' Worten Unruhe beim BVB, zumal der Nationalspieler mit seiner Kritik auch in Richtung Trainer Marco Rose zielte. Der Chefcoach versuchte öffentlich zu beschwichtigen: "Es ist keine Frage des Systems. Die Diskussion erübrigt sich."

Laut Sportchef Michael Zorc ist der Konflikt mittlerweile beigelegt. "Beide haben miteinander gesprochen", sagte Zorc bei Sport1. "Alles ist völlig okay."

Doch die Situation ist verzwickt. Denn in der ersten holprigen Phase der Saison fällt plötzlich wieder der Name Edin Terzic, der im Vorjahr für den Pokalsieg mit dem BVB gefeiert wurde und seinen Platz im Sommer für Rose räumte. Terzic ist als Technischer Direktor weiterhin für den Klub tätig. Die Süddeutsche Zeitung bezeichnete ihn als "einen Schattenmann", der "jederzeit wieder übernehmen" könnte.

"Dieses Unterschwellige, ob man das will oder nicht, ist latent immer da. Das können sie auch nicht wegdiskutieren", sagte Kohler zu SPOX und GOAL. "Auch das ist keine Entschuldigung für mich. Das sind Profis und die müssen mit den Gegebenheiten fertig werden." Dennoch sei das "keine einfache Situation" mit Terzic, fügte Kohler an: "Ob er das will oder nicht, er ist trotzdem da vor Ort. Da geistern dann manchmal ein paar seltsame Gedanken durch die Birne."

Marco Rose (l.) übernahm im Sommer für Edin Terzic beim BVB.
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Marco Rose (l.) übernahm im Sommer für Edin Terzic beim BVB.

BVB: Ohne Haaland fehlt "ein wesentlicher Teil im Spiel"

Trotz der jüngsten Rückschläge in der Liga und in der Champions League mit den Niederlagen gegen Ajax Amsterdam sieht Kohler den BVB, mit dem er 1997 die Champions League gewann und zweimal Meister wurde, noch im Soll: "Bislang ist die Saison ergebnistechnisch noch in Ordnung, auch wenn man jetzt gegen Leipzig verloren hat", meinte der Weltmeister von 1990 und sah die Gründe für den aktuellen Durchhänger im Fehlen von Torjäger Erling Haaland. "Die Offensivpower ist in den letzten Spielen abhanden gekommen. Da hat Haaland nicht gespielt, er ist der Unterschiedspieler für Dortmund. Fakt ist: Wenn Haaland fehlt, dann fehlt auch ein wesentlicher Anteil im Spiel nach vorne."

Neben Haaland mussten die Dortmunder in Leipzig auf acht weitere Spieler verzichten, vor allem in der Abwehr machte sich die Personalnot bemerkbar. So musste etwa Offensivspieler Thorgan Hazard zuletzt in der Dreier-, bzw. Fünferkette als Linksverteidiger aushelfen. Zudem Hat Mats Hummels seit der EM im Sommer mit hartnäckigen Patellasehnenproblemen zu kämpfen.

"Durch die Corona-Phase war es nicht leicht in Bezug auf Fitnesstraining und Athletik", sagte Kohler in Bezug auf die Dortmunder Verletzungssorgen. "Sie mussten ständig improvisieren. Das ist ein bisschen problematisch gewesen, aber das Problem haben andere Vereine auch, deshalb würde ich das nicht als Entschuldigung gelten lassen."

BVB: Die kommenden Spiele

DatumWettbewerbGegnerOrt
20. November, 15.30 UhrBundesligaVfB StuttgartHeim
24. November, 21 UhrChampions LeagueSporting LissabonGast
27. November, 15.30 UhrBundesligaVfL WolfsburgGast
4. Dezember, 18.30 UhrBundesligaFC BayernHeim
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