Malen, Kossounou, Ljubicic, Faghir und Moriba: Auf dieses Quintett darf sich die Bundesliga freuen

Von Stefan Rommel
Donyell Malen wechselte aus Eindhoven zum BVB.
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Mit Odilon Kossounou, Dejan Ljubicic, Donyell Malen, Wahid Faghir und Ilaix Moriba sind fünf hochinteressante Spieler in die Bundesliga gewechselt. SPOX und Goal stellen das Quintett vor.

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Odilon Kossounou (Bayer 04 Leverkusen)

23 Millionen Euro für einen 20-jährigen Innenverteidiger, der aus einer kleineren europäischen Liga in die Bundesliga kommt? Bayer Leverkusen geht diese Wette auf die Zukunft ein. Odilon Kossounou gilt nicht nur als eines der größten Talente weltweit auf seiner Position, sondern dürfte Bayer in einer ganz entscheidenden Disziplin auch sofort weiterhelfen: Mit den Bender-Zwillingen, Aleksandar Dragovic und Tin Jedvaj haben gleich vier potenzielle Innenverteidiger den Klub verlassen, der gesetzte Edmond Tapsoba fällt nach einer Verletzung noch länger aus.

Tapsoba war zuletzt der einzige zentrale Abwehrspieler, der ein gewisses Risiko im Vordecken ging, das heißt: Zuspiele des Gegners in die Spitze antizipierte und dann auf den Ball herausstach. Der Rest von Bayers zentraler Deckung scheute dieses Risiko, neben Tapsoba versuchte sich Jonathan Tah noch am häufigsten daran. Allerdings oft genug auch schlecht getimed. Mit Kossounou hat Leverkusen nun einen Spieler wie einst Lucio, der ultra aggressiv rausrückt und schon den ersten Ball abfangen will - noch ehe der Gegenspieler dran ist. Das dürfte die Statik in Leverkusens Defensive verändern und auch die Philosophie geschlossenen Rückzugs ablösen und mehr Nach-vorne-Verteidigen provozieren.

Eine gute Portion Erfahrung bringt der Ivorer jedenfalls mit. Kossounou hat beim FC Brügge mit 18 debütiert, war letzte Saison Stammspieler beim belgischen Meister, bringt ein wenig Champions-League-Routine mit und hat schon sechs Mal für sein Heimatland gespielt. Der eingefärbte Streifen in Kossounous Haaren soll übrigens an Paul Pogba erinnern - und nicht etwa den ehemaligen Stuttgarter Danijel Ljuboja, Deckname Streifenhörnchen.

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Dejan Ljubicic (1. FC Köln)

Der FC benötigte nach dem gefloppten Experiment mit Max Meyer einen Anführer im zentralen Mittelfeld, der einer kämpferisch ganz ordentlichen, aber spielerisch eher limitierten Mannschaft ein paar fußballerische Impulse verleiht. Dass die Kölner dann nicht nur auf Dejan Ljubicic aufmerksam wurden, sondern den 23-Jährigen auch zum Nulltarif vom SK Rapid holen konnten, ist für Kölner Verhältnisse schon ein kleiner Coup.

Der angehende Nationalspieler Ljubicic durfte wenige Tage vor seinem Wechsel noch den Grundwehrdienst beim Bundesheer ableisten, zeigte sich danach durchaus beeindruckt von der gelernten "Disziplin und dem Respekt", so etwas brauche man schließlich auch im Privatleben. Köln war beim sehr begehrten Ljubicic früh genug dran, um die Konkurrenz abzuwimmeln und hat sich einen Spieler geholt, der bereits mit 22 Jahren Kapitän beim Traditionsklub war und zu einer Ikone in Wien-Hütteldorf hätte reifen können.

Die Vorgeschichte des Spielers ist nicht frei von dunkleren Kapiteln, ein geplanter Wechsel in die MLS platzte wegen einer angeblich chronischen Knieverletzung, im Urlaub in Bosnien bewarf Ljubicic aus unerfindlichen Gründen eine Moschee mit Flaschen und bekam danach die volle Breitseite ab: Von Fans, Medien und dem eigenen Klub. Seitdem sind keine weiteren Ausfälle mehr bekannt, der Spieler fiel nur noch sportlich auf: und das nur im besten Sinne. Und die ersten Partien mit dem 1. FC Köln konnten sich ja auch schon sehen lassen.

Donyell Malen (Borussia Dortmund)

Wie groß kann der Druck noch werden für einen 22-Jährigen, der einen 100-Millionen-Euro-Angreifer in einem fremden Klub in einer fremden Liga ersetzen soll? Donyell Malen dürfte so mit das schwerste Erbe der Bundesliga antreten, der Niederländer wird als Nachfolger des zu ManUnited abgewanderten Jadon Sancho gesehen. Ob man dem Nationalspieler damit gerecht wird oder nicht: Die Schublade ist längst wieder geschlossen und Malen bis auf Weiteres darin platziert.

Wenigstens eine Konstante, könnten Kritiker nun nörgeln. Denn Malens Karriere war bisher gekennzeichnet von einem steten Auf und Ab. Bei Ajax und beim FC Arsenal wollten sie ihn irgendwann nicht mehr, wobei der Spieler selbst den Abgang aus London im Nachgang ganz anders einordnet.

Vor zwei Jahren hat Malen in einem Ligaspiel gegen Arnheim fünf Tore erzielt, das gab es in der Eredivisie über ein halbes Jahrhundert lang nicht mehr. Später das Debüt in der Elftal, die Teilnahme an der EM - und dazwischen immer wieder die krassen Tiefs. Eine schwere Knieverletzung, die vergeben Großchance im Achtelfinale gegen Tschechien, die so etwas wie der Anfang vom Ende waren für ein hoffnungsvolles Oranje.

Beim BVB soll er jetzt zu sich finden und so etwas wie Konstanz in seine Leistungen bringen. Wozu Malen an einem guten Tag fähig ist, dürfte mittlerweile bekannt sein. Nun geht es darum, Woche für Woche das höchste Niveau zu erreichen. Der BVB soll nur ein Zwischenschritt sein in eine der ganz großen Ligen. Wenigstens dieser Karriereplan erinnert an Jadon Sancho.

Donyell Malen wechselte aus Eindhoven zum BVB.
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Donyell Malen wechselte aus Eindhoven zum BVB.

Wahid Faghir (VfB Stuttgart)

Am vergangenen Wochenende stand Wahid Faghir noch für Vejle BK auf dem Platz und wie das oft so ist bei einem potenziellen Abstiegskandidaten: Faghirs Mannschaft bezog ziemliche Prügel. 0:4 verlor Vejle gegen den FC Kopenhagen, nach sieben Spieltagen mit nur einem ergatterten Punkt ziert der Underdog das Tabellenende der dänischen Liga.

Wie um alles in der Welt kommt der VfB Stuttgart also dazu, für einen 18-jährigen Nobody eines unscheinbaren Klubs aus Dänemark kolportierte 4,5 Millionen Euro zu bezahlen? Wenn man nicht zufällig Sven Mislintat heißt, hilft vielleicht ein wenig Fantasie.

Vejle schien dem Angreifer jetzt schon zu klein, wobei besonders eine Eigenheit herausstach: In einer in der Offensive eher schwachen Mannschaft, die sich nicht reihenweise Torchancen herausspielt, war Faghir eine absolut verlässliche Größe, wenn es um die Quintessenz des Spiels ging: Seine Quote von erzielten Toren und dafür benötigten Torchancen war absolut beeindruckend. Bei einem Team, das im Schnitt nur auf einen xG-Wert von etwas mehr als 1,0 pro Spiel kommt, ist das ein entscheidender Faktor.

Eine Milchmädchenrechnung könnte so gehen: Faghirs Kälte vor dem gegnerischen Tor multipliziert mit der Offensivkraft des VfB - Stuttgart hat sich nach drei Spieltagen trotz der angespannten Personallage 58 Torschüsse erarbeitet und damit die meisten der gesamten Liga - könnte zu einem interessanten Ergebnis führen.

Ilaix Moriba (RB Leipzig)

"Die letzten Monate", sagte Ilaix Moriba am Mittwoch bei seiner Vorstellung in Leipzig, "waren die schwersten meines Lebens, auch für meine Familie. Es gab viele Dinge, die wir aushalten mussten, teils auch einfach Lügen", so Moriba. "Wir sind ruhig geblieben, auch wenn nicht immer alles sauber ablief."

Und was da alles los war: Moriba soll von Barca-Fans teilweise rassistisch beleidigt worden sein, es hielten sich immer wieder Gerüchte um seine Berateragentur, die einen Wechsel nach Leipzig forcierte habe. Bei Barca-Coach Ronald Koeman sei der 18-Jährige aus der eigenen Talentschmiede ohnehin längst in Ungnade gefallen.

Seine Statur, sein Laufstil, seine Position, seine sehr raumgreifende Interpretation des Mittelfeldspiels von Sechzehner zu Sechzehner erinnern ein wenig an Gladbachs Denis Zakaria. Barca hätte den Spieler offenbar gerne gehalten, den bis 2022 datierten Vertrag verlängert. Aber Moriba hätte zu viel Geld verlangt, für den finanziell hart angeschlagenen Giganten war die Tür deshalb schnell zu.

Dass die Finanzen eine ordentliche Rolle gespielt haben dürften, liegt bei einem Transfer von Barcelona nach Leipzig auf der Hand. Andererseits passt der Spieler voll ins Beuteschema und ins Spielkonzept des Brause-Klubs. Ilaix Moriba bringt jedenfalls alles mit, um in einer neuen Umgebung jene Schritte zu tun, die er zu Haue in Barcelona nicht mehr machen wollte.

Bundesliga: Die aktuelle Tabelle

PlatzTeamSp.ToreDiffPkt.
1.VfL Wolfsburg34:139
2.Bayer Leverkusen39:277
3.Bayern München39:367
4.SC Freiburg35:327
5.Borussia Dortmund39:636
6.1. FC Köln37:526
7.1. FSV Mainz 0534:226
8.1. FC Union Berlin35:415
9.TSG Hoffenheim38:534
10.RB Leipzig34:223
11.VfL Bochum33:303
12.Arminia Bielefeld32:203
13.VfB Stuttgart37:8-13
14.Eintracht Frankfurt33:6-32
15.Borussia M'gladbach32:7-51
16.SpVgg Greuther Fürth32:9-71
17.FC Augsburg31:8-71
18.Hertha BSC32:10-80
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