"Wie im Kindergarten": Auch Heribert Bruchhagen kritisiert Karl-Heinz Rummenigge

Heribert Bruchhagen (re.) und Andreas Rettig.
© Imago Images/Oliver Ruhnke

Heribert Bruchhagen hatte in den letzten Tagen einige Deja-vus. Die Argumente im Streit um die Verteilung der TV-Gelder sind im Wesentlichen die gleichen wie zu den Zeiten, als Bruchhagen etwa als Verantwortlicher von Eintracht Frankfurt mit dem FC Bayern um eine gerechtere Verteilung der Gelder stritt. Doch die Lage ist nun ernster.

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Kaum jemand hat sich im deutschen Fußball so ausdauernd und vehement mit den Bossen des FC Bayern München angelegt wie der ehemalige Manager, Geschäftsführer und Vorstandschef von Arminia Bielefeld, der DFL, Eintracht Frankfurt und zuletzt dem Hamburger SV. Uli Hoeneß bezeichnete ihn mal als "wilden Provinzlümmel".

Spätestens alle vier Jahre, wenn es um die Verteilung der TV-Gelder unter den Bundesligisten ging, kämpfte Bruchhagen leidenschaftlich für die Kleineren der Liga. Er wollte verhindern, dass die Schere zwischen Arm und Reich noch größer wird, die Tabelle der Bundesliga noch vorhersehbarer.

"Ich wurde als Zementierungsonkel verspottet", sagt Bruchhagen im Gespräch mit SPOX und Goal.

Den aktuellen Streit um die Verteilung der TV-Gelder ab der Rechteperiode 2021/2022 verfolgt Bruchhagen darum mit einem gewissen Schmunzeln. Die Argumente sind grundsätzlich die gleichen wie früher, auch Bruchhagens Meinung und Sympathie hat sich nicht geändert.

Bruchhagen: "Meine Prognose weit eklatanter eingetreten"

"Die Vereine haben natürlich unterschiedliche Interessen. Es ist legitim, dass sie hart dafür kämpfen. Aber die Spannung muss irgendwie erhalten werden und momentan ist es einfach zu klar", sagt er. Seine Prognose sei "weit eklatanter eingetreten, als ich es mir damals vorstellen konnte. Ich habe noch erlebt, wie der 1. FC Kaiserslautern als Aufsteiger oder der VfB Stuttgart Meister wurden. Das geht heute nicht mehr", sagt er.

Bruchhagen, der 2018 kurz vor dem Abstieg vom HSV freigestellt wurde, möchte seinen Nachfolgern am Verhandlungstisch keine Ratschläge geben.

Doch eine Spitze gegen Karl-Heinz Rummenigge kann sich der 72-Jährige dann doch nicht verkneifen. Dass der Bayern-Boss vier Bundesligisten von seinem G-15-Treffen in Frankfurt ausgeschlossen hatte, weil diese ein Ideenpapier zur künftigen Verteilung der TV-Gelder per Mail an alle DFL-Klubs geschickt hatten, bezeichnet Bruchhagen als "sehr klein gedacht". Dies sei ein bisschen "wie im im Kindergarten: Du darfst nicht mitspielen, weil du rote Haare hast oder sowas", sagt Bruchhagen.

Rummenigge hatte dem VfB Stuttgart, dem FC Augsburg, Arminia Bielefeld und Mainz 05, die jenes Positionspapier gemeinsam mit zehn Zweitligisten unterschrieben hatten, vorgeworfen, "uns den Fehdehandschuh hingeworfen" zu haben.

Ewald Lienen, der frühere Bundesligatrainer und heutige Technische Direktor des FC St. Pauli, hatte Rummenigges Vorgehen im Podcast Der Sechzehner als "erbärmlich" und als "Armutszeugnis" bezeichnet. "Es ist doch völlig normal, dass Andere auch mal eine andere Meinung haben, damit muss man sich abfinden."

Der frühere DFL-Geschäftsführer Andreas Rettig hatte Rummenigge ebenfalls kritisiert: "Sollte ruchbar werden, dass man andere Gedanken hat als der FC Bayern oder Kollegen, dann könnte das ja dazu führen, dass man zukünftig auch Persona non grata wird und von allen anderen Dingen ausgeschlossen wird. Dann können wir bald den Laden zumachen", sagte Rettig bei Sky und warf den Bayern angesichts der Berichte über geheime Pläne für eine europäische Superliga eine Doppelmoral in ihrer Argumentation vor.

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