Eintracht Franktfurt - Fredi Bobic exklusiv: "Wir könnten bei Wiederaufnahme alle zwei bis drei Tagen spielen"

Von Antonia Wisgickl
Fredi Bobic ist Sportdirektor bei Eintracht Frankfurt.
© getty

In den Diaries auf DAZN und SPOX spricht Frankfurts Sportvorstand Fredi Bobic über seine Quarantäne, das Training in Zeiten von Corona, die Länge der Bundesliga-Zwangspause, den wirtschaftlichen Schaden der Krise und einen Gehaltsverzicht bei der Eintracht.

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Fredi Bobic über...

... die zwei Corona-Fälle im Eintracht-Team:

"Den beiden geht es gut. Der eine war ja überrascht, weil er keine Symptome hatte und positiv getestet wurde. Der andere hatte Fieber und das gemeldet. Bei einigen Spielern stehen noch Tests aus, da warten wir noch auf die Ergebnisse. Da könnte es noch sein, dass es den einen oder anderen getroffen hat."

... die Stimmung in der Mannschaft:

"Wir sehen uns in diesen Zeiten ja nicht. Die gesamte Mannschaft, die Mitarbeiter und auch die Vereinsführung sind in Quarantäne. Da müssen wir uns alle dran gewöhnen. Aber ich sehe, dass die Spieler in den sozialen Medien rege unterwegs sind und es ganz tapfer nehmen. Wir tauschen uns in einer WhatsApp-Gruppe aus und da sind ziemlich lustige Sachen dabei. Aber wir sind noch am Anfang. Ich bin gespannt, wie sich das in fünf, sechs Tagen verhält."

... die Trainingsmöglichkeiten:

"Ich glaube, dass die Liga noch einmal für ein paar Wochen ausgesetzt wird. Dann müssen wir schauen, ob wir die Mannschaft zum Training auf den Platz bekommen, vielleicht nur in kleinen Gruppen. Ich bin mit Adi Hütter und Bruno Hübner immer im Kontakt, was möglich ist. Die Spieler haben ihre Trainingspläne, sie haben jeder ihr Spinning-Rad, Matten und ähnliches nach Hause geliefert bekommen. Die Jungs haben große Lust, ihren Körper fit zu halten und sich zu bewegen. Eine gewisse Grundfitness werden sie auch nach der Quarantäne haben."

Corona? "Wäre uns das 2016 passiert, wären wir 100 Meter unter Wasser"

... den wirtschaftlichen Schaden:

"Das können wir noch nicht bemessen, wie weit das geht. Ich bin nur froh, wenn ich an meine Anfangszeit 2016 denke. Wenn das damals passiert wäre, wären wir jetzt 100 Meter unter Wasser. Wir hatten aber zum Glück drei, vier richtig gute Jahre. Dieses Polster wird schmelzen, der Eisberg wird kleiner. Aber ich mache mir nicht nur um den Verein, sondern auch um den gesamten Fußball Gedanken, was passieren und was das alles bewirken kann. Es geht auch um Mitarbeiter und nicht nur um die Spieler. Da steckt eine große Industrie dahinter. Es liegt aber nicht in unserer Hand. Wir können zwar viele Szenarien durchgehen, aber wir wissen nicht, wie es weitergehen wird."

... die Kaderplanung für die kommende Saison:

"Das ist schwierig. Erst einmal muss der Verein überleben. Wir wissen auch gar nicht, wie die Preise im Sommer sind. Bricht da auch alles ein? Da müssen wir einfach geduldig sein und situativ vorgehen. Ich bin froh, dass wir viele Spieler mit langfristigen Verträgen. Für die mit auslaufenden Verträgen wird es schwieriger und da müssen wir vielleicht harte Entscheidungen treffen."

... einen Gehaltsverzicht der Mannschaft:

"Das wird am Ende jeder machen. Die vergangenen Tage waren spannend, weil einige Vereine vorgeprescht sind. Aber ich lasse mich nicht treiben. Wenn wir den Schaden kennen, wird jeder seinen Beitrag leisten, egal ob Spieler oder Mitarbeiter. Es sind schon Profis auf mich zugekommen und haben gefragt, was sie tun können."

Fredi Bobic findet, dass die Bundesliga in der Coronakrise einen "professionellen Job" gemacht hat.
© getty
Fredi Bobic findet, dass die Bundesliga in der Coronakrise einen "professionellen Job" gemacht hat.

Bobic: Schlussstrich unter die Saison "wäre komisch"

... ein vorzeitiges Ende der laufenden Saison:

"Jetzt einen Schlussstrich zu ziehen, wäre komisch. Man will doch immer etwas in irgendeiner Form zu Ende spielen. Wir könnten bei Wiederaufnahme alle zwei bis drei Tagen spielen und die Saison in eineinhalb Monaten durchbekommen. Da wäre die Belastung auch für alle gleich. Ich habe den Vorschlag gemacht, dass wir jeden Abend Spiele ansetzen. Das wäre von Montag bis Sonntag Prime-Time, das wäre ja auch lukrativ für die Anbieter. Ich freue mich auf jeden Fall auf das erste Bild mit einer Partie im vollen Stadion. Das wird was Großes, was Schönes sein. Aber ich glaube, das wird noch verdammt lange dauern."

... seinen derzeitigen Arbeitsalltag:

"Ich schaue natürlich sehr viel auf Streaming-Portalen und telefoniere brutal viel. Vor allem mit Kollegen. Wir tauschen uns aus, wie man mit der Situation umgeht, was in der nächsten Zeit alles passieren und was das für wirtschaftliche Ausmaße annehmen könnte. In der Früh gehe ich meist joggen. Und momentan ist am Main dann keiner unterwegs. Das ist wunderschön."

... seine Erkenntnisse aus der Corona-Krise:

"Alle müssen sich jetzt ein wenig zurücknehmen, damit man sich innerhalb der Familie nicht zu sehr auf den Keks geht. Man kann Freunde anrufen. Das mache ich die gesamte Zeit, weltweit. Man wünscht sich immer Zeit und nun ist sie da. Man kann über vieles nachdenken, wohin uns das führt. Momentan haben wir ein Stoppschild im Leben. Aber es kommen auch wieder positive Zeiten."

... seine Familie:

"Meine Familie ist in Stuttgart und Berlin verteilt und ich bin in Frankfurt in Quarantäne. Von daher darf ich nicht raus und wir können nur über Face-Time kommunizieren. Damit muss ich verantwortungsvoll umgehen und in meiner Funktion auch ein Vorbild sein. Sonst ist alles bestens. Meine Tochter studiert in den USA und ist noch mit dem letzten Flieger aus Boston herausgekommen. Meine große Tochter arbeitet im Pflegeberuf. Da habe ich den größten Respekt vor. Wenn ich höre, wie es da gerade zugeht, ist das extrem heftig."

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