Bundesliga stellt Rekord auf: 196 Millionen Euro für Winter-Transfer

SID
Die Bundesligisten haben mit 196 Millionen Euro an Ausgaben die alte Liga-Bestmarke nahezu verdoppelt.
© getty

Den letzten großen Namen enthüllte Borussia Dortmund eine Stunde nach Ablauf der "Deadline": Nationalspieler Emre Can bläst gemeinsam mit den Schwarz-Gelben zur Bayern-Jagd und rundete mit seiner Rückkehr nach Deutschland einen verrückten Transferwinter inklusive Rekordzahlen ab. Bei Schließung des Transferfensters am Freitagabend war mit 196 Millionen Euro an Ausgaben die alte Liga-Bestmarke nahezu verdoppelt - dafür kamen reichlich Qualität und Spektakel.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Besonders der BVB schlug dabei zu: Nach der Verpflichtung von Wunderkind Erling Haaland ist Nationalspieler Can der zweite spektakuläre Transfer des Vizemeisters, der wie viele Bundesliga-Konkurrenten noch einmal mächtig aufrüstete. RB Leipzig krallte sich Spaniens Juwel Dani Olmo, und Hertha BSC ließ auf dem Weg zum "Big City Club" 80 Millionen Euro springen.

Der 26-jährige Can wird vom italienischen Rekordmeister Juventus Turin zunächst bis Saisonende ausgeliehen. "Sofern vereinbarte Parameter erfüllt sind, geht die Leihe anschließend in einen festen Transfer über", teilte der BVB um exakt 19.00 Uhr mit. Mehrere Medien hatten für diesen Fall zuvor einem Vertrag bis 2024 ins Spiel gebracht. Die Ablösesumme soll rund 25 Millionen Euro betragen.

Kurz vor Jahreswechsel hatte der BVB mit dem Transfer von "Rohdiamant" Haaland bereits einen ersten Coup gelandet. Der 19-jährige Norweger demonstrierte mit fünf Toren in seinen ersten 57 Bundesliga-Minuten gleich sein unfassbares Potenzial. Mit 20 Millionen Ablösesumme an Salzburg erscheint Haaland als Schnäppchen. Angesichts der Tatsache, dass der berüchtigte Ibrahimovic-Agent Mino Raiola für Haaland verhandelte, dürfte das Gesamtpaket mit Handgeld und Berater-Honorar aber doch eine stattliche Investition in die heißeste Aktie des europäischen Transfermarktes sein.

BVB verpflichtet Haaland und Can

"Wenn man weiß, wer alles noch im Boot war, diktiert man nicht die Bedingungen", sagte Zorc, der auf die generellen Probleme der Winterbörse verwies: "Der Markt ist begrenzt, das Angebot an Spielern ist begrenzt, die Bereitschaft, jemanden ziehen zu lassen, ist begrenzt." Zorc war dennoch hochaktiv: Der vor kurzem noch gefeierte Haaland-Vorgänger Paco Alcacer wurde gewinnbringend an Villarreal verkauft, Jacob Bruun Larsen wechselte für neun Millionen nach Hoffenheim.

Wie der BVB bei Haaland musste auch Leipzig bei Dani Olmo lange baggern, bis der Jung-Nationalspieler den Sachsen den Vorzug vor zahlreichen Mitbewerbern gab. "Er wird unser Spiel in der Offensive noch variabler machen", jubilierte Markus Krösche. Der Sportdirektor des Tabellenführers weiß allerdings, dass es bei Dani Olmo nicht mit den 20 Millionen Sockelablöse getan ist - das Gesamtpaket wird leicht auf das Doppelte anwachsen. Kurz vor Transferschluss sicherten sich die Sachsen noch die Dienste des spanischen Verteidigers Angelino, der von Manchester City bis Saisonende auf Leihbasis kommt.

Der FC Bayern hielt sich im Winter angesichts der wohl mächtigen Sommerausgaben (Leroy Sane) traditionell zurück, lediglich Real-Leihgabe Alvaro Odriozola soll auf der rechten Abwehrseite eine Baustelle schließen. Bayer Leverkusen hielt sich ebenfalls an Klub-Traditionen und griff in Südamerika zu: Argentiniens Nationalspieler Exequiel Palacios (17 Millionen an River Plate) gehört zu den Toptalenten des Kontinents, in letzter Sekunde folgte zudem Innenverteidiger Edmond Tapsoba (18 Millionen an Vitoria Guimaraes).

Hertha BSC tätigt teuerste Transfers

Qualität kostet: Die bisherige Winterbestmarke hatte bei rund 100 Millionen Euro in der Saison 2016/17 gelegen. Damals ging ein Drittel der Ausgaben auf den VfL Wolfsburg, der sich diesmal mit Innenverteidiger Marin Pongracic (10 Millionen) begnügte. Wie Haaland kommt der Kroate aus der Salzburger Bundesliga-Ausbildungsstätte - elf Spieler von Red Bull wechselten in der laufenden Saison nach Deutschland, allein Bundesligisten überwiesen 81,5 Millionen Euro Ablöse an die Urfiliale des Brause-Fußballkonzerns.

Die einstige Wolfsburger Rolle übernahm diesmal Hertha. Die notorische graue Hauptstadt-Maus strebt nach Höherem, Trainer Jürgen Klinsmann und Investor Lars Windhorst denken groß. Das spiegeln die Verpflichtungen von Lucas Tousart (25 Millionen an Lyon, bis Sommer zurückverliehen), der Stürmer Krzysztof Piatek (Milan/27 Millionen) und Matheus Cunha (RB Leipzig/18 Millionen) und von Santiago Ascacibar (Stuttgart/10 Millionen) wider.

Die Hertha gab damit 80 Millionen Euro aus und damit offenbar so viel wie kein anderer Klub auf der Welt. Das galt zumindest bis Freitagabend.

Hertha bemühte sich im Gegenzug, den aufgeblähten Kader zu entschlacken. Prominentester Abgang: Stürmer Davie Selke, kehrte am Freitag zu Werder Bremen zurück (Leihe mit Kaufpflicht). Bremen gelang damit die bemerkenswerteste Transaktion eines Abstiegskandidaten.

Schlusslicht Fortuna Düsseldorf, das noch 7,5 Millionen für die Festverpflichtung von Stürmer Dawid Kownacki nach Genua überweisen musste, eiste immerhin Valon Berisha auf Leihbasis von Lazio Rom los. Berisha ist hochveranlagt, offensivstark und spielte schon für die norwegische Nationalmannschaft. Eine gute Kombination - das können sie in Dortmund bestätigen

Artikel und Videos zum Thema