"Ich war noch nicht bereit für Gladbach"

Lars Stindl erzielte das erste Champions-League-Tor in der Geschichte von Mönchengladbach
© getty

Lars Stindls erste Saison bei Borussia Mönchengladbach begann mit einem historischen Fehlstart und anschließendem Trainerwechsel. Inzwischen bildet der 27-Jährige gemeinsam mit Raffael eines der gefährlichsten Sturmduos der Liga und kämpft mit dem VfL um die internationalen Plätze. Stindl über seine Absage an Gladbach 2012, den emotionalen Abschied von Hannover 96 und den besonderen Ehrgeiz im Derby.

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SPOX: Herr Stindl, Ihren Wechsel zu Borussia Mönchengladbach im vergangenen Sommer verkündeten Sie selbst via Twitter, die Pressemitteilungen der Vereine wurden erst später veröffentlicht. Wie kam es dazu?

Lars Stindl: Es war mir sehr wichtig, unsere Fans persönlich über den Wechsel zu informieren und ihnen meine Beweggründe zu erklären. Ich bin damals nach Hannover in die "große weite Welt" gekommen und habe dort fünf Jahre gespielt. Der Verein und die Stadt sind mir sehr ans Herz gewachsen, weshalb ich mich unbedingt ehrlich verabschieden wollte. Die Vereine haben dem zugestimmt, anschließend haben wir einen Zeitplan für die Veröffentlichungen besprochen, an den sich jede Seite gehalten hat.

SPOX: Die Fans feierten Sie zum Abschied sehr emotional, von der sportlichen Führung gab es Lob im Überfluss. Waren Sie erleichtert über solch einen versöhnlichen Abschied?

Stindl: Der Wechsel ist damals von Anfang an sehr sauber abgelaufen. Ich habe dem Verein frühzeitig mitgeteilt, was meine Ziele sind und wo ich meine Zukunft sehe. Wir haben offen miteinander gesprochen und anschließend den Dialog mit den Fans gesucht. Ich denke, man hat verstanden, dass es mir nicht darum ging, Hannover zu verlassen, sondern eine neue Herausforderung zu finden.

SPOX: 2012 steckten Sie in einer ganz ähnlichen Situation. Auch damals wollte Max Eberl Sie zur Borussia, die nach 31 Spieltagen auf dem vierten Platz lag, holen. Warum entschieden Sie sich, zu bleiben?

Stindl: Ich hatte nicht das Gefühl, schon bereit für den nächsten Schritt beziehungsweise einen Wechsel zu Mönchengladbach zu sein. Ich war erst seit zwei Jahren in Hannover, wollte mich dort weiter etablieren und persönlich entwickeln. Umso mehr hat es mich gefreut, dass Gladbach auch in diesem Sommer nochmal Interesse an mir bekundet hat und der Wechsel zu Stande gekommen ist.

SPOX: Sie haben sich vorab nicht nur über den Verein und die Mannschaft, sondern auch über die Fankultur in Gladbach informiert. Spielte diese bei Ihrer Entscheidung eine Rolle?

Stindl: Auf jeden Fall. Ich habe immer einen guten Draht zu den Fans gehabt und versucht, mir ein Bild von den Hintergründen zu machen. Gladbach hat eine sehr lebendige, aktive Fanszene, das hat man schon gemerkt, wenn Borussia bei uns in Hannover gespielt hat. Letztlich hat aber das Gesamt-Paket aus Verein, Mannschaft, Historie, Philosophie und Fans entschieden, das in Gladbach überragend ist.

SPOX: Sind Sie deshalb auch nach Gladbach gezogen, statt wie viele Ihrer Mitspieler, die in umliegenden Städten wohnen?

Stindl: Das war in der Tat eine bewusste Entscheidung. So ist man nah am Stadion und am Trainingsgelände, die Wege sind kurz. Außerdem bekommt man ein Gefühl für die Menschen und die Stadt.

SPOX: Nach anfänglichen Startschwierigkeiten sind Sie auch sportlich voll in Mönchengladbach angekommen. Wie sieht Ihr persönliches Hinrunden-Fazit aus?

Stindl: Es war ein turbulentes erstes halbes Jahr, für den Verein wie für mich. Wir haben schwer in die Saison gefunden und dann eine Weile gebraucht, bis wir uns aufrappeln konnten. Das gilt im Grunde genauso für mich.

SPOX: Oftmals heißt es, Sie seien in der Anfangsphase unter Lucien Favre falsch eingesetzt worden. Erst Andre Schubert beorderte Sie neben Raffael in die Spitze.

Stindl: Das kann man so nicht sagen. Wir haben im Trainingslager vor der Saison viele Varianten ausprobiert. Und wie im Pokal hat es dort gut funktioniert, wenn ich auf der Doppelsechs gespielt habe. Wir haben deshalb versucht, das so in die Liga zu transportieren. Dass das nicht geklappt hat, lag aber viel mehr an meiner eigenen Leistung, nicht an der Position. Heute bin ich froh, dass wir den Bock umstoßen konnten und ich mit meinen Auftritten zufrieden sein kann.

SPOX: In Gladbach spielen und trainieren Sie nun mit einem Kader, der über große individuelle Klasse verfügt. Fiel Ihnen diese Umstellung Anfangs schwer?

Stindl: Nein, im Gegenteil. Man lernt dabei unheimlich viel. Wir haben hier viele Spieler mit einer enormen Qualität. Schon im Training ist das Niveau dadurch entsprechend hoch und man steht ständig im Konkurrenzkampf.

SPOX: Wer hat Sie am meisten beeindruckt?

Stindl: Es ist schwer, aus einem starken Kollektiv einzelne Elemente hervorzuheben. Aber Raffael ist schon ein einzigartiger Ausnahmespieler, da brauchen wir nicht drüber reden. Er gehört zu den besten Jungs der Liga und wir sind froh, dass er für uns spielt.

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