Beton ist auch keine Lösung

Gegen Eintracht Frankfurt ließen die Bayern zum ersten mal in der Saison Punkte liegen
© getty

Wie kommt man in der Bundesliga am besten gegen den FC Bayern an? Werder Bremen und Eintracht Frankfurt haben es mit Beton probiert, der VfB Stuttgart will weiter vorne verteidigen (Sa., 15.30 Uhr im LIVETICKER). Für Pep Guardiola sind die Schwaben ein gefährlicher Gegner.

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Ein Anruf unterbrach Pep Guardiola. Das Telefon des Mediendirektors klingelte und spielte ein paar klassische Klänge ab. "Schöne Musik. Are you in love?", fragte Guardiola mit einem schelmischen Lachen im Gesicht. Gut gelaunt zeigte sich der spanische Trainer des FC Bayern an diesem wunderschönen Herbsttag in München.

Aus kleineren Ungereimtheiten wie der Episode mit dem Handy machte sich Guardiola einen Spaß. Nicht ganz so leicht geht der Trainer über Kleinigkeiten hinweg, die in seinem eigentlichen Arbeitsfeld passieren, nämlich dem Spiel auf dem Platz.

Zwar wiederholte er seine Einschätzung, dass die Mannschaft in dieser Saison besser sei als in den zwei Spielzeiten zuvor, allerdings sei das auch normal, dass sich im Laufe der Zeit die Konstanz erhöhe. Aber so weit wie viele Beobachter die Münchner nach dem klaren Sieg über Arsenal schon wieder sehen, sei sein Team noch lange nicht.

"Wir sind noch nicht bereit, die Champions League zu gewinnen", sagte Guardiola. Seine Mannschaft habe zwar 30, 35 gute Minuten gegen Arsenal gespielt. "Aber in der Champions League musst du die Details kontrollieren. Das haben wir gegen Arsenal nicht geschafft." Wenn das in der K.o.-Phase passiert, "sind wir in großer Gefahr".

Beton kein Kryptonit

Mit diesem klaren Blick auf die eigenen Leistungen marschieren die Bayern bisher durch diese Saison. Es gibt keinen Platz für übertriebenen Enthusiasmus, selbst wenn das Umfeld diesen nach einem deutlichen Sieg in der Champions League verströmt.

Denn die Münchner wissen auch: Vor einer Woche war das doch alles noch ganz anders. Nach dem 1:0-Sieg in Bremen, der 0:2-Niederlage in London und dem 0:0 in Frankfurt wurde eher darüber diskutiert, ob Beton nicht ihr Kryptonit sei.

Viel spricht nicht für dieses These. Immerhin haben die Bayern in den letzten Jahren gezeigt, dass sich durchaus wissen, gegnerische Abwehrblöcke zu zertrümmern. Und auch gegen Arsenal und Frankfurt waren genügend Chancen da, um diese Spiele zu gewinnen.

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Eine Frage von Raum und Zeit

"Es sind eher die Mannschaften gegen die Bayern zu Punkten gekommen, die hoch verteidigt haben", sagt auch Stuttgarts Trainer Alexander Zorniger, der mit seiner Mannschaft am Samstag in der Allianz Arena vorstellig wird. Zorniger hat den VfB in dieser Saison auf ein extremes Pressingspiel getrimmt, von dem er auch in München nicht abweichen wird. "Wir werden nicht 90 Minuten verteidigen - weil wir es nicht können", sagte er.

Auch Guardiola ist sich sicher, dass der VfB nicht tief stehen und den eigenen Strafraum verbarrikadieren wird. Er sieht Stuttgart als Bruder im Geiste von Bayer Leverkusen. Er sei beeindruckt von der Stuttgarter Spielweise und halte sie für interessant und gefährlich. Die Stuttgarter hätten viel mehr Punkte verdient. "Aber Fußball ist ein Mysterium", sagt Guardiola.

"Fußball ist keine Quantenphysik", sagt Zorniger. Für Guardiola ist er aber immerhin eine Frage von Raum und Zeit. Der Gegner beeinflusse durch sein Verhalten diese beiden Faktoren und darauf müsse sich seine Mannschaft einstellen und dann das eigene Spiel dahingehend anpassen.

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Wie kann der VfB Bayern weh tun?

Das Spiel gegen den VfB werde "komplett anders" als die Partien in den Wochen zuvor. Stuttgart wird die Bayern früher attackieren und die Bayern werden sich aus diesen engen Situationen befreien müssen. Dafür werden sie rund um den Strafraum mehr Platz finden, wenn sie das Pressing überspielen können.

Nur für das Einstudieren entsprechender Abläufe bleibt im dicht gedrängten Terminkalender keine Zeit. "Das geht nur über Worte, wir müssen viel sprechen", sagte Guardiola. Das Wichtigste sei aber, die "hohe Intensität" der Stuttgarter aufzunehmen.

Denn der VfB ist in vielerlei Hinsicht extrem. Die Schwaben führen laut Opta nach Leverkusen die meisten Zweikämpfe der Liga (2719:2612; Bayern 1907), haben die meisten Gegentore kassiert (23), aber nach Bayern auch die meisten Torschüsse abgegeben (203:194). Nach dem Geschmack des VfB dürfte es also rauf und runter gehen, ein Spiel das den Bayern eigentlich nicht liegt. Deshalb sagt Zorniger: "Wir können schon auch ein paar Sachen, die München weh tun."

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