Krise a la Klopp

Von Robin Küffner
Beim FC Augsburg läuft in dieser Saison noch gar nichts zusammen
© getty

Der FC Augsburg ist in der Bundesliga Tabellenletzter und steht in der Europa League vor dem Gastspiel bei AZ Alkmaar (19 Uhr im LIVETICKER) unter Druck. Trainer Markus Weinzierl kennt die Probleme, aber findet er auch Lösungen?

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Lukas der Lokomotivführer, Jim Knopf, und zuletzt Urmel aus dem Eis. Der FC Augsburg hat seit seinem Bundesligaaufstieg die Gegner im heimischen Stadion schon mit diversen Figuren der Augsburger Puppenkiste begrüßt. Vor dieser Saison übernahm Kater Mikesch diese Rolle.

Kein schlechter Plan eigentlich. Denn die Geschichte des Katers geht so: Der Kater sorgt in der Heimat mit seiner Fähigkeit zu sprechen für Verwunderung. Als er sich auf den Weg in die "große, weite Welt" macht, ist er sehr erfolgreich und kommt mit viel Geld nach Hause zurück.

Auch der FCA hat in den vergangenen zwei Spielzeiten mit einer aufregenden Spielweise für Aufstehen gesorgt und die Bundesliga aufgemischt. Er hat sich in der abgelaufenen Spielzeit sogar für den Europapokal qualifiziert und darf jetzt in der großen, weiten Welt antreten.

Realität verdrängt Märchen

Die Augsburger haben diese Leistung als größten Erfolg in der Vereinsgeschichte auch ordentlich gefeiert, aber es dauerte nicht lange, bis Trainer Markus Weinzierl und Sport-Geschäftsführer Stefan Reuter vor den neuen Aufgaben und der Dreifachbelastung warnten.

Dass die Realität das Märchen so schnell verdrängt, hätten sie in Augsburg aber gerne vermieden. Nach neun Spieltagen ist der FCA mit nur fünf Punkten Tabellenletzter.

Das anstehende Gastspiel in der Europa League bei AZ Alkmaar (19 Uhr im LIVETICKER) ist schon fast eine Randnotiz. Im Fokus: der Bundesliga-Abstiegskampf. "Da darf man über nichts anderes reden", sagte Kapitän Paul Verhaegh. "Darauf muss man sich jetzt voll konzentrieren."

Am Sonntag tritt der FCA bei Borussia Dortmund an, dann folgen zwei Heimspiele gegen Mainz 05 und Werder Bremen.

Wie beim BVB unter Klopp

Über der Augsburger Krise steht die Frage nach dem Warum? Die Belastung des zusätzlichen Wettbewerbs hält sich nach zwei Spielen in Grenzen, zumal Augsburgs einziger Ligasieg gegen Hannover nach einem Auswärtsspiel bei Athletic Bilbao gelang. Auch die Abgänge von Abdul Rahman Baba und Pierre-Emile Höjbjerg sowie die überdurchschnittliche hohe Altersstruktur des Kaders hatte der FCA im Blick.

Die Probleme sind eher grundlegender Natur und kamen auch nicht aus dem Nichts auf die Augsburger zur. Weinzierl hat die Themen vor der Saison selbst auf die Agenda gehoben. Die Gegner haben sich auf die Spielidee der Augsburger eingestellt unddie Schwächen erkannt.

Es ist ein ähnliches Schicksal, wie es im vergangenen Jahr Borussia Dortmund aus größerer Fallhöhe erlebte. Den Augsburgern wird, als vermeintlicher Favorit, immer öfter der Ball überlassen, während sich die Gegner auf die Defensive fokussieren.

"Wir haben Probleme, das Spiel zu machen, wenn der Gegner mit zwei Viererketten tief verteidigt", analysierte Weinzierl nach der 0:2-Niederlage gegen Darmstadt. "Das passiert nicht zum ersten Mal, sondern zum wiederholten Male. Wir tun uns schwer, effektiv zu sein und uns hundertprozentige Chancen zu erarbeiten."

Wo ist die Heimstärke hin?

Gegen den Aufsteiger hatten die Fuggerstädter 72 Prozent Ballbesitz bei knapp 600 gespielten Pässen (Darmstadt 230). Am Ende standen 20 Torschüsse, von denen aber nur drei aufs Tor kamen. Die Abschlussschwäche ist generell fatal: Nur jeder elfte Schuss findet laut Opta den Weg ins Tor - nur Ingolstadt, Bremen und Leverkusen sind in dieser Kategorie noch schlechter.

Auch die Konsequenz im Spielverlauf ist Weinzierls Team abhandengekommen. In der vergangenen Spielzeit erzielte der FCA 21 seiner 43 Tore in den letzten 30 Minuten, bisher ist es gerade mal ein einziger. Dafür kassierte Augsburg bereits sechs Treffer in der letzten halben Stunde. Insgesamt sind es bereits 15 Gegentore.

Besonders bitter ist die abhandengekommene Heimstärke. In den zwei sensationellen Jahren war der FCA zuhause eine Macht und holte dort den Großteil der Punkte. In dieser Saison stehen außer dem Sieg gegen Hannover nur Niederlagen zu Buche. Dabei waren die Gegner mit Darmstadt, Hoffenheim, Ingolstadt und Hertha keine Schwergewichte.

Erfolgserlebnis muss her

Weinzierl hat gegen die anhaltenden Schwierigkeiten bei der Spielgestaltung mittlerweile fast alle möglichen Besetzungen probiert. Die Offensive ist auch namentlich nicht schlecht besetzt, aber der Lauf, den beispielsweise Raul Bobadilla letzte Saison hatte, ist weg.

Ein Nachrüsten im Winter kommt für die Augsburger aber bisher nicht infrage: "Die Spieler, die solche Spiele entscheiden können, sind rar. Wir sind gut beraten, uns auf unsere Spieler zu konzentrieren", sagt Reuter. Die Mannschaft müsse aber "in eine richtig gute Verfassung kommen, die fehlt sicherlich bei dem einen oder anderen".

Auch Weinzierl ist davon überzeugt, dass die Qualität seiner Truppe reicht, um die Kuve zu kriegen. Wie das geht, hat er in der Debütsaison 2012/13 bewiesen, als der FCA in der gesamten Hinrunde nur neun Punkte sammelte und am Ende doch der Klassenerhalt stand. Das Wichtigste seit jetzt: "Die Mannschaft braucht ein Erfolgserlebnis." Egal, ob in der Liga oder der großen, weiten Welt.

Der FC Augsburg in der Übersicht