"...dann sind wir tot"

Pep Guardiola nahm die Niederlage in Wolfsburg auf seine Kappe
© getty

Das 1:4 in Wolfsburg hat nachhaltige Wirkung beim FC Bayern München. Trainer Pep Guardiola nutzt die Pressekonferenz vor dem Spiel gegen den FC Schalke 04 (Di., 20 Uhr im LIVE-TICKER) zu einer kleinen verbalen Abrechnung. Und nimmt sich selbst in die Pflicht.

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Thomas Müller hatte schweres Gepäck geschultert. Mit den Fingern beider Hände hakte er sich in das Ballnetz ein und schleppte an die 20 Kugeln auf den verschneiten Trainingsplatz an der Säbener Straße.

Tore oder Ballnetze tragen war früher eine Aufgabe der jungen Spieler, die Stars waren von diesem Krimskrams befreit. Es sei denn, sie hatten Mist gebaut. Ein schlechtes Spiel oder ein verbaler Aussetzer wurde mit Bälleschleppen "bestraft".

Beim FC Bayern gilt diese Regel nicht (mehr), selbst die Kapitäne tragen Tore quer über den Platz. Im Fall von Thomas Müller könnte man aber auf den Trichter kommen, dass da doch eine "Strafe" in der Luft liegt.

Erinnerung an die eigene Verletzbarkeit

Pep Guardiola nahm am Montag Müllers Aussage, dass interne Trainingsspiele schwieriger zu gewinnen seien als so manche Bundesligapartie, erneut auf und erklärte sie schlichtweg für falsch.

"Die Einschätzung der Leute ist falsch: Wir haben die Liga vor Wolfsburg gewonnen, hieß es. Oder: die zweite Mannschaft von uns kann Meister werden. Das ist falsch. Vor Wolfsburg hieß es auch, unsere Spiele im Training sind schwieriger als die Liga-Spiele. Auch das ist falsch", sagte der Bayern-Coach.

Geplagt von so vielen Unwahrheiten legte Guardiola noch einen drauf: "Man sagt immer, alles hier ist super und einfach. Aber wir dürfen nicht vergessen: Was dem BVB mit Trainer Jürgen Klopp, den ich sehr schätze, der einen tollen Kader hat, passiert ist, kann uns auch passieren. Das müssen wir alle hier beim FC Bayern kapieren."

Am Freitag erteilte der VfL Wolfsburg dem FC Bayern eine Lehrstunde in Sachen Konterfußball und Effizienz im Abschluss, am Montag belehrte der Trainer im Prinzip den ganzen Verein und erinnerte an die eigene Verletzbarkeit.

"Wenn wir unsere Gegner laufen lassen, dann sind wir kaputt. Tot. Bei unserer Spielweise. Nicht nur in der Bundesliga, auch in der Zweiten Bundesliga können wir verlieren", so Guardiola.

Guardiola gesteht erneut Fehler ein

Es ist bemerkenswert, welche Kreise die erste Saisonniederlage des FC Bayern zieht. Viele Beobachter fühlen sich an das Debakel gegen Real Madrid im Champions-League-Halbfinale erinnert. Das 0:4 gegen Ronaldo & Co. ist der große Makel in Guardiolas bislang so erfolgreicher Zeit als Bayern-Trainer.

So ganz von der Hand zu weisen ist der Vergleich nicht, wenn auch die Dimensionen nicht stimmen. Hier ein Halbfinale im wichtigsten Wettbewerb, dort eine Pleite am 18. Spieltag. Aber beide Spiele können als Beleg gewertet werden, dass in Guardiolas Welt keine gegnerischen Konter vorkommen.

Die Pleite gegen Real nahm Guardiola nachdrücklich auf seine Kappe. Er habe ganz einfach falsche Entscheidungen bei der Spielvorbereitung, der Taktik und der Aufstellung gewählt.

Auch für das Wolfsburg-Spiel übernahm Guardiola die Verantwortung, wenn er auch auf Details verzichtete. "Was in Wolfsburg passiert ist, war mein Fehler", so Guardiola.

Diskussion um Schweinsteiger und Alonso

Eine Mitschuld schob er aber auch seinen Spielern kollektiv in die Schuhe. "Dante und Jerome sind oft alleine gelassen worden mit de Bruyne. Wenn wir den Ball verlieren, müssen alle zusammenarbeiten. Es hängt von allen elf Spielern ab."

Der Diskussion, ob Bastian Schweinsteiger und Xabi Alonso überhaupt zusammenpassen als Pärchen im Mittelfeldzentrum, begegnete der Trainer mit einem süffisanten Lächeln und lieferte eine etwas eigenwillige Erklärung.

"Es wäre doch einfach für mich als Trainer, wenn ich sagen würde, Schweinsteiger und Alonso sind zu langsam. Ich kann sie einfach raus nehmen oder ihnen Motorräder geben, dann können wir das Spiel und die Konter kontrollieren."

Auch hier appellierte Guardiola an die ganze Mannschaft, dass das Verhindern von schnellen Gegenangriffen nur im Kollektiv zu bewältigen sei.

Pep verteidigt Spielweise

Der Spanier ließ sich auch nicht auf die Diskussion ein, dass er prinzipiell etwas am Stil des FC Bayern ändern müsse.

"Durch unsere Spielweise haben wir immer die Gegner kontrolliert. Bis jetzt haben wir das sehr gut gemacht. In Wolfsburg nicht, aber in der ganzen Hinrunde", sagte der 44-Jährige, der gegen Schalke eine ganz andere Leistung ankündigte.

"Natürlich werden wir viel besser spielen. Obwohl es nicht einfach wird. Schalke hat eine sehr gute Organisation. Wir müssen geduldig, um sie zu kontrollieren. Mit großer Mentalität und Verstand."

Schalke war in der Vergangenheit oft ein dankbarer Gegner für den FC Bayern, vor allem in den Heimspielen. Doch die Knappen haben diesmal ein Ass im Ärmel. Trainer Roberto di Matteo holte 2012 mit dem FC Chelsea die Champions League. In München.

Das verlorene Finale dahoam hatte noch eine ganz andere Dimension als die Klatschen gegen Real und Wolfsburg.

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