Alles wie gehabt

Von Stefan Rommel
Der Hamburger SV steht nach der Entlassung von Mirko Slomka ohne Trainer da
© getty

Der Rauswurf von Mirko Slomka zeigt, dass der Hamburger SV immer noch mit jenen Problemen zu kämpfen hat, die den Klub seit Jahren treu begleiten. Das muss sich aber schleunigst ändern. Ein Kommentar von SPOX-Redakteur Stefan Rommel.

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Der Hamburger SV hat den 14. Trainer innerhalb der letzten zehn Jahre verschlissen, alle Interimslösungen mit eingeschlossen. Mirko Slomka war am Montagabend der letzte in dieser Reihe. Seine Entlassung war - bei allem Respekt vor seinen Fähigkeiten als Trainer - wohl vorprogrammiert.

Slomka hat sich gewiss einige Fehler vorzuwerfen. Er hat sich übereifrig ins nächste Abenteuer gestürzt. Im Februar wollte er unbedingt zurück in die Bundesliga und hat dieses Himmelfahrtskommando übernommen, ohne sich vorher ein klares Bild von den Gegebenheiten in Hamburg zu machen. Das war unklug. Auf der anderen Seite kann man das Angebot eines so attraktiven Vereins wohl auch nur sehr schwer ausschlagen.

Die Verantwortlichen beim HSV trauen ihm die Kehrtwende mit der Mannschaft nicht (mehr) zu. Auch das mag keine falsche Einschätzung sein. Slomka hatte 18 Spiele Zeit, sich zu präsentieren.

Nur drei Siege, bei fünf Remis und zehn Niederlagen, sind eine absolut enttäuschende Bilanz, eine Weiterentwicklung der Mannschaft war allenfalls in Ansätzen zu erkennen. Und zuletzt hat er jene Spieler auf die Bank gesetzt, die innerhalb der Mannschaft noch so etwas wie seine Fürsprecher waren.

Tiefgründige Probleme

Aber: Die letzten Stunden zeigen einmal mehr, dass dieser HSV auch immer noch ganz andere, tiefgründige Probleme mit sich herumträgt. Die wenig durchdachten Aussagen einiger wichtiger Herren im Hintergrund erinnern fatal an das Chaos der letzten Jahre.

Dabei sollte mit der Umstrukturierung im Klub und der Ausgliederung der Lizenzspielerabteilung doch auf allen Ebenen endlich Ruhe einkehren.

Wenn sich aber Gönner Klaus-Michael Kühne oder die Aufsichtsratsmitglieder Karl Gernandt und Peter Nogly bemüßigt fühlen, ihre wenig profunde Sicht der Dinge öffentlich zu äußern und damit nicht nur den Trainer massiv unter Druck setzen, muss die Frage erlaubt sein: Was soll das?

Kühne und dessen rechte Hand Gernandt, der sich im Sommer noch über den miserablen Zustand beim HSV echauffiert hatte ("Wenn man das Tohuwabohu hier sieht, bekommt man Hautausschlag. Wer hält dafür eigentlich den Kopf gerade?"), hatten sich schon lange gegen den Trainer positioniert.

Die Position Beiersdorfer

Es gibt im Verein aber nur eine Person, die letztlich über das Wohl und Wehe des Trainers zu entscheiden hat und das ist der Vorstandsvorsitzende Dietmar Beiersdorfer. Warum der sich am Sonntag und Montag nicht zur Lage äußern wollte, dürfte klar sein. Die Aussagen der Kollegen trieben auch Beiersdorfer in die Enge, da war es wohl die beste Entscheidung, sich auf die Lippen zu beißen.

Wiederholte und anmaßende Kompetenzüberschreitungen waren beim HSV lange an der Tagesordnung. Eigentlich sollte damit nun Schluss sein. Die Causa Slomka zeigt aber, dass dem nicht so ist.

Beiersdorfer hat in der ganzen Angelegenheit zwar auch nicht die beste Figur abgegeben, sich nie klar und eindeutig positioniert. Als Slomka bereits aber in der Vorbereitung unter Dauerbeschuss stand, musste er noch Politik betreiben - bei Klaus-Michael Kühne. Als Entscheidungsträger konnte er nicht wirklich frei entscheiden.

Die Außendarstellung

Ein Trainer ist gemeinhin die wichtigste Person in einem Profiklub. Das gilt auch für den Hamburger SV. Aber hier gibt es noch einige Dinge mehr zu beachten. Intern dürfen gerne die Fetzen fliegen, nach außen muss der Verein aber geschlossen auftreten. Das schafft er nun bereits seit mehreren Jahren nicht.

Und die romantische Vorstellung, dass eine einzelne Person den großen Retter des großen HSV spielen kann, sollten alle im Klub und in dessen Umfeld nun ein für alle Mal aufgeben. Auch deshalb hat sich die sportliche Führung breiter aufgestellt und endlich Kompetenz dazu geholt. Nur muss man diese Leute dann auch eigenständig arbeiten lassen.

Der HSV sollte die Rechte und Pflichten und Zuständigkeiten seiner Angestellten nochmals grundlegend erörtern. Sonst wird sich auch in Zukunft nichts ändern.

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