Neue Offensivpower für Jogi

Von Ole Frerks
Bejubelt Max Kruse bald auch beim DFB-Team regelmäßig seine Tore? Die Chancen stehen gut
© getty

89 Treffer an den ersten drei Spieltagen - die Bundesliga ist in Torlaune. Neben den üblichen Verdächtigen knipsten sich auch zahlreiche deutsche Talente in den Vordergrund. Nicolai Müller, Max Kruse, Kevin Volland und Daniel Ginczek drängen mit ihren Leistungen auch in den Fokus von Joachim Löw. SPOX stellt die vier neuen Hoffnungsträger vor.

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Nicolai Müller - Der Schürrle-Nachfolger

Einst wurde er als Erbe von Andre Schürrle geholt, den es anno 2011 nach Leverkusen zog. Doch in der ersten Saison bei Mainz wurde Müller den Erwartungen nicht gerecht, traf lediglich viermal. Eine Marke, die er in der laufenden Spielzeit bereits nach drei Spieltagen geknackt hat.

Der 25-Jährige ist das Symbol des starken Mainzer Auftakts und selbst wohl in der Form seines Lebens. Oder, wie es Trainer Thomas Tuchel formuliert: "Nicolai ist in einem Flow. Wir werden das so lange pflegen wie es geht. Mittlerweile schießt er ein Tor des Monats nach dem anderen." Das jüngste Beispiel: Sein Traumtor zum 2:0 gegen den VfL Wolfsburg - ein Gewaltschuss aus 18 Metern in den linken Winkel.

Der Protagonist selbst gibt sich bescheiden und liefert eine einfache Erklärung für sein Formhoch: "Im Moment muss ich nicht viel überlegen", so Müller. Tuchel hat dagegen eine präzisere Erklärung: "Er hat letzte Saison extrem viel Selbstvertrauen getankt. Die Länderspiele waren dann noch ein zusätzlicher Schub, das sieht man."

Gemeint ist die USA-Reise, wo Müller gegen Ecuador sein Debüt für die Nationalelf gab. Mit seinem furiosen Saisonstart hat sich Müller nun noch stärker in den Fokus von Joachim Löw gespielt und rückt damit in den Kreis der Kandidaten für die Länderspiele gegen Österreich (6.10.) und auf den Färöer Inseln (10.10.).

Zwar gibt es auf den offensiven Außen im DFB-Team ein Überangebot an Qualität, doch Müller kann auch in der Zentrale oder als Sturmspitze agieren - wie beispielsweise beim 2:1-Sieg in Freiburg. Und im Angriffszentrum mangelt es nicht erst seit Stefan Kießlings Rücktritt aus der Nationalelf an Alternativen hinter Mario Gomez und Miroslav Klose.

Max Kruse - Die Vielseitigkeit in Person

Der Neu-Gladbacher war bei der USA-Reise im Mai bereits Teil des DFB-Teams und kann sich berechtigte Hoffnungen machen, auch für die WM-Qualifikationsspiele gegen Österreich und die Färöer nominiert zu werden. Löw hob ihn nach dem Leverkusen-Spiel trotz der Niederlage der Borussia hervor und nannte ihn eine "gute Alternative".

Der große Vorteil von Kruse ist seine enorme Vielseitigkeit. In der Offensive kann er alle Positionen besetzen, fühlt sich sowohl auf dem Flügel als auch in der Sturmzentrale oder als hängende Spitze zuhause. Beim Sieg der Gladbacher gegen Hannover etwa spulte der Reinbeker ein derartiges Laufpensum ab und rotierte so viel mit seinen Nebenleuten, dass man ihm kaum das Label einer definitiven Position anheften konnte.

Diese Rolle als Offensiv-Allrounder hatte Kruse schon in der letzten Saison beim SC Freiburg inne, seiner Debütsaison im Oberhaus. Er erzielte für die Mannschaft von Christian Streich elf Tore, gab acht Vorlagen und war mehr als einmal der spielentscheidende Mann. Das ließ natürlich auch den Bundestrainer aufhorchen.

Für das Aufgebot gegen Paraguay wurde der 25-Jährige zwar nicht nominiert, dennoch scheint Kruse eine Zukunft beim DFB-Team zu haben. Geht der Trend weiter zur "false nine", gehört er zu den prädestinierten Kandidaten für diese Rolle. Kruse muss nun seine Form weiter konstant halten. Alles andere wird sich ergeben.

Das weiß er auch selbst: "Wir haben so viele gute Spieler in Deutschland, da ist es schwer, in den Kader zu kommen. Aber ich werde in der Bundesliga für Mönchengladbach das Beste geben und was dann kommt, wird man sehen."

Daniel Ginczek - Physis: Marke Sturmtank

Ein waschechter Mittelstürmer. Zeigte mit seinen 18 Toren für St. Pauli in der zweiten Liga seinen Torinstinkt und scheint bisher auch in der Beletage des deutschen Fußballs keine Anpassungsschwierigkeiten zu haben. In vier Pflichtspielen für den 1. FC Nürnberg erzielte er bereits zwei Tore und bereitete gegen Hertha BSC ein weiteres sehenswert vor.

Ginczek ist im Strafraum ein ständiger Unruheherd und mit seinen 1,91 m eine echte Waffe bei Standardsituationen. Zudem verfügt er über einen knallharten Schuss, wie er beispielsweise beim Spiel gegen die Bayern zeigte - Manuel Neuer konnte die Rakete des 22-Jährigen nur mit größter Mühe an die Latte lenken.

Treffen sich die beiden demnächst auch in der Nationalmannschaft wieder? Ins Blickfeld des Bundestrainers hat sich Ginczek mit Sicherheit schon gespielt. Im Hinblick auf die WM 2014 wird Löw vermutlich nicht mehr allzu viele Experimente wagen, zumal sich das DFB-Team zuletzt nicht unbedingt mit Ruhm bekleckert hat.

Dennoch könnte Ginczek die Zukunft gehören, wenn man sein Potenzial betrachtet. Er verfügt über eine Physis Marke "Kante", ist trotzdem schnell auf den Beinen und scheut keinen Zweikampf. Zudem zeigt er unermüdlichen Einsatz, bei Ballverlusten arbeitet er sofort wieder daran, den Ball zurückzuholen.

Damit hat er seinen neuen Trainer Michael Wiesinger schon für sich eingenommen: "Das ist die Dortmunder Schule. Beim BVB hat er gelernt, auch nach einem Ballverlust sofort wieder drauf zu gehen und die Kugel zurück zu erobern." Ginczek erfüllt damit alle Anforderungen, die heute an einen Mittelstürmer gestellt werden.

Kevin Volland - Gesicht des Aufschwungs

Einer der Hauptverantwortlichen für den guten Saisonstart von 1899 Hoffenheim. Nach drei Spielen stehen für den 21-Jährigen bereits zwei Tore und zwei Vorlagen auf dem Konto. Eigentlich hat er sogar drei Tore erzielt - sein klares Tor gegen Nürnberg wurde nicht gegeben.

Er selbst hat bereits vor der Saison seine Ambitionen deutlich gemacht. "Wenn man gute Leistungen bringt und sich weiter entwickelt, setzt man sich neue Ziele. Und irgendwann ist das Ziel die Nationalelf", sagte Volland. "Aber dazu muss ich erst mal meine Leistung bestätigen." Bisher ist er auf einem guten Weg.

Gegen Freiburg erzielte er per Lupfer eines der schönsten Tore der noch jungen Saison, an der 5:1-Demontage des HSV beteiligte er sich mit einem Tor und zwei Vorlagen. Insbesondere sein Zusammenspiel mit Roberto Firmino ist eine Augenweide, die beiden stimmen ihre Laufwege immer besser aufeinander ab.

Das Laufpensum gehört zu den großen Stärken des Kevin Volland, er ist zudem extrem wendig und technisch stark, weiß sich auch im Eins gegen Eins durchzusetzen. Mit seinem Spiel hat er in der letzten Saison angeblich Begehrlichkeiten bei Vereinen wie Schalke und Dortmund geweckt. Am Ende entschied er sich aber dafür, in Hoffenheim zu bleiben.

In der deutschen U21 ist Volland bereits etabliert, dort spielte er sowohl auf dem Flügel als auch als Mittelstürmer. Auch wenn er mit seinen 1,79 m nicht der klassische Sturmtank ist, machte er auch dabei eine gute Figur - sowohl als Vollstrecker als auch als Vorbereiter. Auch in seiner Zeit bei 1860 München lief er häufig als einer von zwei Stürmern im 4-4-2 auf. Wenn er seine derzeitige Form halten kann, wird auch der Bundestrainer früher oder später anrufen.

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