Hoeneß-Verhaftung: "Eine Szene wie im Tatort"

SID
Uli Hoeneß hat mit seiner Steueraffäre "Riesenmist gebaut, aber ich bin kein schlechter Mensch"
© getty

Bayern Münchens Präsident Uli Hoeneß bewegt sich seit Bekanntwerden der Steueraffäre am Rande der Verzweiflung und bereut seine Fehler zutiefst. In einem ausführlichen Interview mit dem Wochenblatt "Die Zeit" gestand der 61-Jährige, die derzeitige Situation und sein Fall vom Vorbild zum Buhmann seien für ihn schwer zu ertragen.

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"Das ist für mich ein ganz großes Problem. Ich fühlte mich in diesen Tagen auf die andere Seite der Gesellschaft katapultiert, ich gehöre nicht mehr dazu. Ich mache mir natürlich riesige Vorwürfe. Ich habe Riesenmist gebaut, aber ich bin kein schlechter Mensch", sagte Hoeneß, der großen Druck verspürt und nachts kaum in den Schlaf findet.

Die Situation sei "kaum auszuhalten". Gegenüber der "Zeit" nahm Hoeneß zu vielen Themen Stellung. Die wichtigsten Aussagen im Überblick:

Uli Hoeneß über...

...seine Erleichterung: "Wissen Sie, nur eine Sache ist wirklich gut an meiner katastrophalen Situation. Ich hatte all diese Jahre ein schlechtes Gewissen wegen dieses Kontos in der Schweiz. Immer hatte ich im Hinterkopf: Du musst das lösen, du musst das bereinigen. Diese Gedanken waren immer da, und damit ist jetzt Schluss. Das ist eine große Erleichterung. Das ist vorbei. Endlich vorbei."

...das Vorgehen der Staatsanwaltschaft: "Ich muss sagen, das lief echt diskret ab. Die Durchsuchung war ruhig und sauber. Sie nahmen Computer und Handys mit und suchten Bankunterlagen. Sie zeigten mir den Haftbefehl und sagten, ich solle meine Tasche packen, sie nähmen mich mit. Einer meinte: Denken Sie vor allem an ihre Tabletten. Die gingen davon aus, dass ich länger im Gefängnis bleiben würde. Es war eine Szene wie im Tatort."

...die ersten Minuten in Gefangenschaft: "Ich war wie gelähmt. Ich glaube, ich habe auf der Fahrt kein Wort gesprochen."

...den Haftbefehl: "Fluchtgefahr, ja, ich habe die Richterin gefragt: Bitte, wohin soll ich fliehen? Und ich habe ihr gesagt, ich möchte keinen Prominenten-Bonus, aber auch keinen Prominenten-Malus."

...Unterstützung: "Ich erlebe, wie manche Freunde zu Verrätern werden. Aber ich bekomme auch viele Briefe, Hunderte von Briefen, zu 90 Prozent steht da drin, ja, du hast einen großen Fehler gemacht, aber wir lassen nicht zu, dass du deshalb vernichtet wirst, menschlich vernichtet. Ohne solchen Zuspruch wäre es gar nicht auszuhalten."

...seinen Umgang mit den Gewinnen: "Dieses Geld war für mich virtuelles Geld, wie wenn ich Monopoly spiele. Rücken Sie vor auf die Schlossallee, und wenn Sie über Los kommen, kassieren Sie 4000 Euro. So war das für mich."

...die Kritik von allen Seiten: "Ich bin auf gar nichts vorbereitet. Ich lebe in einem völligen Ausnahmezustand. Es ist die schlimmste Zeit meines Lebens. Und leider gibt es nur einen, der wirklich schuld ist an dieser Situation, ich selbst."

Seite 2: "Ich halte mich nicht für krank"

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