Kampf der Nachbarn um die Europa League

SID
Hannover gegen Wolfsburg ist immer umkämpft, aber laut Dieter Hecking "kein Derby"
© Getty

Dieter Hecking ist ein Mann, der sich in der Befindlichkeit des niedersächsischen Fußballs bestens auskennt. Der Coach des 1. FC Nürnberg war lange als Spieler bei Hannover 96 und Eintracht Braunschweig tätig und er trainierte Hannover drei Jahre lang bis 2009. "96 gegen den VfL Wolfsburg ist kein Niedersachsenderby", sagte Hecking damals, "das Niedersachsenderby ist Hannover gegen Braunschweig." Punkt.

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Hecking hat damit vielen "Roten" aus der Seele gesprochen. Nur weil die Wolfsburger Emporkömmlinge von Gnaden des Volkswagenkonzerns seit 1997 Erstligist sind und 2009 sogar Deutscher Meister wurden, erkennen sie viele niedersächsische Fans noch nicht als vollwertigen Verein an und schon mal gar nicht als Traditionsklub. Umso mehr genossen die Hannoveraner die letzten beiden Jahre, in denen 96 dem VfL sportlich voraus war.

Dem "Niedersachsen-Duell" am Mittwoch kommt deshalb neben dem Kampf um die Teilnahme an der Europa League eine ganz besondere, auch emotionale Bedeutung zu. Der Achte Hannover hat nur einen Punkt Vorsprung vor dem VfL und ist punktgleich mit dem Sechsten und Siebten. Rang sieben reicht in diesem Jahr bereits zum Start im Europapokal.

Spieler schweigen, Magath macht von sich reden

Beide Vereine mussten auf dem Weg dorthin Ostern allerdings Rückschläge einstecken. Hannover ging gegen Schalke 04 mit 0:3 unter, der VfL bekam gegen Meister Dortmund beim 1:3 die derzeitigen Grenzen aufgezeigt. "Gegen Wolfsburg müssen wir die Punkte behalten. Es ist ein Spiel, das wir gewinnen wollen, vielleicht sogar müssen", sagte 96-Kapitän Steven Cherundolo an. Dabei muss Hannover allerdings auf Mittelfeldspieler Lars Stindl (muskuläre Probleme im Oberschenkel) und Stürmer Mohammed Abdellaoue (Bänderdehnung im Knie) verzichten.

Wie angespannt die Lage ist, zeigte sich in den letzten Tagen auch in Wolfsburg. Die VfL-Spieler mögen in der Öffentlichkeit nicht mehr sprechen. Keinesfalls weil Schweigen per se Gold ist, sondern weil sie sich von einigen Printmedien schlecht behandelt fühlen. Stattdessen machte Trainer Felix Magath umso mehr von sich reden.

Der seit 1. April teil entmachtete Meistermacher hat in der "Sportbild" angekündigt, längerfristig beim VfL zu bleiben. Der 58-Jährige hat ohnehin noch einen Vertrag bis 2013 und zuletzt den Wunsch geäußert, vorzeitig zu verlängern. Dies war von Aufsichtsratschef Francisco Garcia Sanz jedoch abgelehnt worden.

"Ich werde auch noch 2014 VfL-Trainer sein und auch länger für den VfL arbeiten. Auch wenn es einige nicht wahrhaben wollen: Die für den Umbau notwendige Zeit wird mir gegeben", wird Magath von der "Sportbild" zitiert.

VfL vom Abstiegskampf Richtung Europacup

Seit Monatsbeginn hat ihm der Mutterkonzern mit Wolfgang Hotze einen zuvor gleichberechtigten Vorstandskollegen vorgesetzt. Zu wild wirkten Magaths zahlreiche Wintertransfers, eine Linie außer "kaufen, kaufen, kaufen" war für viele Fans nicht zu erkennen.

Der eine oder andere wichtige Mensch in der obersten Konzernzentrale grummelte bereits vernehmlich von "Imageschaden". "Die Schaffung einer übergeordneten Sprecherfunktion ist angesichts unserer ambitionierten vereinsübergreifenden Ziele der richtige Schritt zur richtigen Zeit", erklärte also Sanz.

Vier Spiele in Folge hat der VFL seit der Ankündigung der Umstrukturierung der Fußball GmbH gewonnen und sich damit aus der Abstiegszone Richtung internationales Geschäft bewegt. Die Wende wurde irgendwie geschafft, auch mit Hilfe des vom Trainer schon aussortierten Patrick Helmes, dessen Einsatz am Mittwoch wegen Oberschenkelproblemen fraglich ist. "Er hatte auch heute wieder Schmerzen und wird wahrscheinlich nicht zum Kader gehören", sagte Trainer Felix Magath.

Magaths öffentlich geäußerte Vertragsansprüche sind also passend platziert. Ein Sieg in Hannover würde ihm deshalb zusätzlich gut tun. Auch wenn das Spiel kein Derby ist.

Der VfL Wolfsburg im Überblick

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