"Watzke erzählt Märchen"

Von SPOX
Teilte wieder kräftig in alle Richtungen aus: Uli Honeß im Sky-Interview
© Getty

Uli Hoeneß hat mal wieder ausgeteilt. Im Interview mit "Sky 90" zog der Bayern-Präsident kräftig gegen BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke vom Leder und verteidigte Elfmeterschütze Arjen Robben. Das Spiel in Dortmund, Jürgen Klopp, die Dortmunder Mannschaft, aber auch das bevorstehende Duell gegen Real und seine Meinung zu Jose Mourinho: Für jeden war etwas dabei. Watzkes Konter ließ allerdings nicht lange auf sich warten.

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Uli Hoeneß (Präsident FC Bayern München)...

...über die Unterschiede zwischen Bayern und Dortmund: "Die werden immer ein anderes Konzept haben als wir, solange sie kein Geld haben. Es ist immer so eine Geschichte, da die reichen Bayern, da die armen Dortmunder. Jetzt haben sie ja Vertragsverlängerungen gemacht, mit Götze, mit Reus, jetzt kommt Lewandowski, jetzt warten wir mal ab. Die Märchen, die Herr Watzke erzählt, mit seinen 45 Millionen Personalkosten nächstes Jahr, die kann er jemandem erzählen, der sich nicht im Geschäft auskennt. Das werden wir schon sehen, wenn die Bilanz auftaucht.

Der (Watzke) muss aufpassen, dass er nicht der zweite Willi Lemke wird, der erzählt, hier die reichen, da die armen. Wir haben viel höhere Personalkosten, aber dafür haben wir auch viel höhere Einnahmen und dafür haben wir hart gearbeitet. Wenn die Dortmunder irgendwann international erfolgreich sein wollen, brauchen sie eine international konkurrenzfähige Mannschaft und die wird viel teurer sein, als die, die sie die letzten zwei Jahre hatten."

...über die Dortmunder Mannschaft: "Bei aller Liebe, was die Dortmunder im Moment haben, sie haben, glaube ich, etwas hungrigere Spieler, aber sie haben keine Weltklassespieler. Ein kleines Beispiel: Gündogan geht von Nürnberg nach Dortmund, spielt neun Monate mehr oder weniger nicht. In München hätte man schon längst vom Fehleinkauf gesprochen. In Dortmund kann der sich schön langsam entwickeln, spielt nicht, spielt nicht, spielt nicht, und plötzlich spielt er. In München wäre der schon längst kaputt geschrieben. In dieser Oase leben die noch.

Und der Druck kommt in dem Moment, wenn die Ansprüche auch international kommen. Und wenn sie das auch schaffen - ich nehme sie jetzt schon sehr ernst als Konkurrent für die Zukunft - aber dann erst sage ich, so jetzt müssen wir uns ganz warm anziehen. Im Moment ziehen wir uns auch warm an, aber ich sehe da noch keine ganz große Gefahr für die Bayern."

...über die Mediensituation in Dortmund: "Die haben eine ganz andere Mediensituation als wir. Die haben zwei, drei Journalisten, die meisten schlafen in gelb-schwarzer Unterwäsche. Die sind ja die größten Jubler, wenn die gewinnen. Wir haben davon in München wenige."

...über die Saison der Dortmund: "Dortmund hat eine Supersaison gespielt, aber für mich kriegen sie erst dann den Ritterschlag, wenn sie eine Supersaison in der Bundesliga gespielt haben und im internationalen Wettbewerb spielen. Vor zwei Jahren sind sie in der Europa League sang- und klanglos gescheitert - und dieses Jahr, in einer ganz leichten Gruppe sind sie nicht Dritter, sondern Vierter geworden. Erst wenn sie diese zwei Dinge in Einklang bringen, wenn sie zeigen, dass sie international mitspielen können, dann sage ich: Chapeau!"

...über das Münchner Problem mit den Medien: "Bei uns ist leider so eine Unsitte eingetreten. Einerseits wollen die, dass du 15 gleichwertige Spieler hast - und wenn dann vier von den 15 auf der Bank sitzen und wir gewinnen 5:0 und der Mario macht vorne drei Tore, dann gehen die nicht einen Bericht schreiben über Mario Gomez, der drei Tore geschossen hast, sondern über den Star, der auf der Bank sitzt. Das ist ein Riesenproblem. Man muss vielleicht im Hinblick auf die Europameisterschaft den Kader qualitativ wieder etwas vergrößern und ich denke, das wird der Vorstand tun."

...auf die Frage, ob er Borussia Dortmund schon zur Meisterschaft gratulieren wolle: "Natürlich nicht heute, aber wenn es rechnerisch feststeht, werde ich der Erste sein, der Dortmund gratuliert, weil ich immer sage, wenn jemand am Ende nach 34 Spielen, oder nach 33 Deutscher Meister ist, dann hat er's verdient. Hoffnung habe ich eigentlich keine mehr. Aber sie wissen ja: Ich bin einer, der immer die Fakten anschaut und dann gratuliert."

...auf die Aufforderung, weitere BVB-Aktien zu kaufen: "Im Gegenteil: Ich werde die Aktie demnächst verkaufen. Ich war als Aktionär enttäuscht: Nachdem sie uns geschlagen haben, ist die Aktie nicht gestiegen, sondern gefallen. Das ist als Aktionär für die Profis ein ganz schlechtes Zeichen."

...auf die Frage, wie oft er sich geärgert habe, einst Klinsmann und nicht Klopp geholt zu haben: "Dass ich viel von ihm halte, habe ich ja schon gezeigt, als ich ihn damals angerufen habe und ich ihn gefragt habe: Herr Klopp, können sie sich vorstellen, Bayern München zu trainieren. Und er hat ja gesagt. Der hat jetzt Vertrag bis 2016. Was bis dahin passiert, wissen wir doch alle nicht."

...über die Saison des FC Bayern: "Wollen wir mal die Saison abwarten, wie sie am Ende aussieht. Sollten wir ins Champions-League-Finale kommen, dann werde ich hier sagen, wir haben eine Supersaison gespielt. Wir haben immer gesagt, wir wollen zu den Besten in Europa und da sind wir jetzt. Fast nur der FC Bayern hat dazu beigetragen, dass wir den vierten Startplatz für die Champions League jetzt haben."

...zu den Verhandlungen um eine Verlängerung mit Arjen Robben: "Ich denke, dass der Vorstand um Christian Nerlinger in engstem Kontakt zu ihm steht und ich bin guter Dinge, dass es jetzt zeitnah zu einem Abschluss kommt. Aber das ist Aufgabe des Vorstands, das endgültig klarzumachen. Er hat noch Vertrag bis 2013. Das Wohl und Wehe hängt jetzt nicht von der Vertragsverlängerung ab. Das wird mir alles viel zu hoch gehängt."

...auf die Frage, warum er nach der Niederlage in Dortmund noch minutenlang auf der Tribüne gesessen sei: "Die Leute haben uns alle gefragt, warum wir alle drei so lange da oben gesessen sind. Die Erklärung ist ganz einfach. Wir müssen nach dem Spiel über den Platz laufen. Sie können sich ja vorstellen, dass wir uns dann von 80.000 von der Südkurve einiges anhören dürften, das wollten wir nicht provozieren. Wobei ich sagen muss, dass die Dortmunder immer korrekt sind, nicht unfair."

...über die Situation ohne Meistertitel: "Ich finde jetzt nicht, dass die Welt untergeht. Wir haben jetzt im Champions-League-Halbfinale Real Madrid, wir haben das Pokalfinale. Und wenn Sie mir vor der Saison gesagt hätten, was nehmen Sie lieber: Das Champions-League-Finale in München oder die Deutsche Meisterschaft? Die Antwort ist klar."

...über Jose Mourinho: "Mourinho ist ein fantastischer Trainer, er hat in Porto die Champions League gewonnen und hat auch in Chelsea einen guten Job gemacht. Er ist ein guter Trainer, aber von der Persönlichkeit auch kein einfacher Trainer."

...Mourinho für Bayern: "Wenn sie wüssten, was Mourinho dort verdient, würden sie die Frage nicht stellen."

...das Duell gegen Real Madrid: "Ich habe mit ein paar spanischen Journalisten gesprochen, die jetzt in Scharen in München sind. Da ist zu hören, dass sie großen Respekt haben. Aber wir auch natürlich! Real ist ein großer Klub mit einer sehr guten Mannschaft."

Sky Experte Franz Beckenbauer...

...über das anstehende Champions-League-Halbfinale gegen Real Madrid: "Nachteil ist das erste Spiel in München. Ich hätte es lieber umgekehrt gesehen. Das ist aber nun mal so, da gibt's kein Lamentieren. Wenn die Bayern so spielen über 90 Minuten wie sie in den zweiten 45 Minuten gegen Dortmund gespielt haben, dann haben sie eine Chance. Ich habe Real gesehen, sie sind eine normale, eine kompakte Mannschaft. Sie haben nicht die Leichtigkeit des FC Barcelona. Sie sind eigentlich fast eine ganz normale Spitzenmannschaft. Wenn man sie unter Druck setzt, schnell nach vorne spielt, dann kann's gut gehen."

...über Thomas Müller: "Es ist auffällig, dass er nicht das bringt, was er schon mal gebracht hat. Es war schön ihm zuzusehen, als er in die erste Mannschaft gekommen ist. Er hat unbekümmert drauflos gespielt, vorne was bewegt. Auch bei Ballverlust geht er jetzt nicht mehr so hinterher. Heute hat er nicht mehr so die Frische. Er spielt nicht mehr so mannschaftsdienlich wie am Anfang, als er neu in die Mannschaft gekommen ist.

Vielleicht denkt er zu viel, vielleicht war es auch zu viel, in dem einen Jahr war er der Shootingstar schlechthin. Ich dachte, er verkraftet das mehr. Ich bin nicht begeistert von dem, was er spielt. Er kann mehr. Wenn du einen hast, der selten anwesend ist, da hat auch der Gomez Schwierigkeiten sich zu behaupten, hat niemanden, mit dem er spielen kann."

...über das Zweikampfverhalten der Bayern im Spiel gegen Dortmund: "Wütend war ich nicht, aber sprachlos. Hier geht's um die Deutsche Meisterschaft. Ich weiß immer noch nicht: waren die Bayern so zurückhaltend oder waren die Dortmunder so stark? Aber die Dortmunder haben in den ersten 45 Minuten ganz klar dominiert.

Was mich so ärgert, ist, wir waren so weit weg vom Gegenspieler. Die Spieler können den Bal annehmen, sich drehen. Umgekehrt: Fragen wir mal den Gomez, den Robben. Die hatten gar keine Zeit den Ball zu kontrollieren. Aber das muss man, man muss den Gegner unter Druck setzen, das wird auch gegen Real Madrid wichtig sein, und das funktioniert nicht mit Zuschauen."

Uli Hoeneß im Steckbrief

 

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