High Noon im Tabellenkeller

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03. April 201219:34
Der 1. FC Köln und der Hamburger SV stecken noch mittendrin im AbstiegskampfGetty
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Die halbe Liga steckt noch im Abstiegskampf. Sechs Spieltage lang haben die neun Klubs noch Zeit, sich zu retten. Was ist los im Tabellenkeller? Wie geht's weiter? Und wer hat das beste Restprogramm?

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1899 Hoffenheim (10., 34 Punkte, 32:39)

Situation: Ernsthaft gefährdet schien Hoffenheim bislang nicht. Immer wenn es brenzlig zu werden drohte, punktete 1899. So war es unter Stanislawski, so ist es auch nun unter Babbel. Ein entscheidender Fortschritt ist allerdings auch unter dem neuen Coach nicht zu erkennen. Die Konstanz fehlt nach wie vor. Teilweise nimmt sich die Mannschaft komplette Halbzeiten lang eine Auszeit, um dann aufzudrehen. Auffällig: Gegen die Top-4 der Liga sieht Hoffenheim meist gut aus und holte in diesen Partien mehr Punkte als alle anderen Klubs der Liga.

Ausblick: Angesichts der Stärke gegen Top-Teams scheint der Restprogramm kein Vorteil zu sein. Bis auf Leverkusen geht es nur noch gegen Mannschaften aus dem Tabellenkeller. Allerdings: Ein Sieg sollte zum Klassenerhalt reichen. Die Auftritte gegen Gladbach und Schalke machten Mut, dass dieser auch gelingt. Interessant wird abseits der nackten Ergebnisse sein, wie sich die Situation um Ryan Babel entwickelt. Babbel nahm den Niederländer unter der Woche öffentlich in die Pflicht, ließ ihn dann gegen Schalke aber 90 Minuten auf der Bank schmoren.

Restprogramm: Kaiserslautern (A), Hamburg (H), Freiburg (A), Leverkusen (H), Nürnberg (H), Berlin (A)

Wieviele Punkte holt 1899 aus den letzten sechs Spielen? Jetzt nachrechnen

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FSV Mainz 05 (11., 33 Punkte, 42:44 Tore)

Situation: Nach den beiden Niederlagen gegen Augsburg und die Hertha schrillten in Mainz Ende März schon die Alarmglocken. Ausgerechnet gegen zwei direkte Konkurrenten um den Klassenerhalt hatte man gepatzt und sich mit der ungewollten Punktelieferung nach dem eigentlich guten Rückrundenstart selbst in eine bedrohliche Lage gebracht. Zudem hatte man nun zwei schwere Auswärtsspiele in Bremen und Stuttgart vor der Brust. Eine Woche später ist die Angst schon wieder verflogen. Das 3:0 bei Werder hat gezeigt, dass Mainz aus dem kleinen Tal die richtigen Schlüsse gezogen hat.

Ausblick: Die drei Auswärtspunkte in Bremen waren für den FSV ungemein wichtig. In den verbleibenden sechs Partien geht es gegen vier Teams aus der oberen Hälfte. Überraschungen sind wieder möglich, die Punkte einplanen kann man jedoch nicht. Die weitaus wichtigeren Duelle stehen dann gegen Köln und Hamburg an. Gerade in diesen Spielen wird es auch darauf ankommen, ob die zuletzt formschwachen Leistungsträger Jan Kirchhoff und Mohamed Zidan wieder in die Spur zurückfinden.

Restprogramm: Stuttgart (A), Köln (H), Bayern (A), Wolfsburg (H), Hamburg (A). Mönchengladbach (H)

Macht Mainz es nochmal spanndend? Jetzt nachrechnen

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1. FC Nürnberg (12., 31 Punkte, 25:39 Tore)

Situation: Der Club schien raus, ist nach vier Niederlagen in Serie aber wieder mittendrin im Abstiegskampf. Dabei waren die Leistungen zuletzt nicht wirklich schlechter, als in den Partien, in denen man punktete. Das Problem: In den letzten vier Spielen gab's nur zwei Tore, dafür aber mit Esswein und Hlousek zwei langzeitverletzte Offensivkräfte. Panisch wird in Nürnberg bislang allerdings niemand. Hecking ruhig: "Ich gehe davon aus, dass wir ohne Relegation in der Liga bleiben." Ein Grund: Nürnberg hat mit erst elf Gegentreffer die viertbeste Rückrundenabwehr.

Ausblick: "Wir brauchen aus sechs Spielen zwei Siege", sagt Kapitän Schäfer. "Die holen wir." Ganz wichtig wird aus Nürnberger Sicht die Partie am kommenden Wochenende bei den punktgleichen Freiburgern. Schlecht: Neben den Verletzten fehlt im Breisgau auch auf Abwehrchef Wollscheid (5. Gelbe). Gut: Gegen die ausstehenden Heim-Gegner Schalke, Hamburg und Leverkusen gewann der Club sein letztes Heimspiel jeweils.

Restprogramm: Freiburg (A), Schalke (H), Kaiserslautern (A), Hamburg (H), Hoffenheim (A), Leverkusen (H)

Gegen wen holt Nürnberg die geforderten zwei Siege? Jetzt nachrechnen

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SC Freiburg (13., 31 Punkte, 37:53 Tore)

Situation: Es ist die Auferstehung der Saison. Mit gerade mal 13 Punkten ging Freiburg in die Winterpause und wurde von fast allen abgeschrieben. Unter Christian Streich hat sich der SC allerdings enorm stabilisiert und ist das beste Rückrunden-Team aller Abstiegskandidaten (18 Zähler). Längst hat man den Klassenerhalt wieder selbst in der Hand, tritt dementsprechend selbstbewusst auf und spielte so auch in den Auswärtsspielen in Leverkusen und Hamburg mutig nach vorne. Stark: Zuhause ist Freiburg in der Rückrunde noch ohne Niederlage. Und: 16 verschiedene Spieler haben bislang getroffen. Kein anderes Team der Liga ist so schwer auszurechnen.

Ausblick: "Es ist ein langer Weg", warnt Streich davor, sich zu früh gerettet zu fühlen. Noch immer beträgt der Abstand zum Relegationsplatz nur drei Punkte. Am Wochenende kommt es zum Duell mit Mitkonkurrent Nürnberg. "Wir wollen wieder ein Ausrufezeichen setzen", sagt Daniel Caliguiri. Gelingt dies mit einem weiteren Dreier, hätte der SC am 30. Spieltag bei Hertha BSC wohl schon den ersten Matchball auf den Klassenerhalt. Gerechnet hätte damit ganz bestimmt niemand.

Restprogramm: Nürnberg (H), Berlin (A), Hoffenheim (H), Hannover (A), Köln (H), Dortmund (A)

Hält Freiburgs Lauf auch weiter an? Jetzt nachrechnen

Teil 2: Von Augsburg bis Kaiserslautern

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FC Augsburg (14., 30 Punkte, 30:42 Tore)

Situation: Der FCA lebt. In den Spielen der Rückrunde holte die Luhukay-Elf bereits so viele Punkte wie in der gesamten Hinrunde. Die Mannschaft gibt sich als Einheit, ist inzwischen ein richtig unbequemer Gegner und wird von ihren Trainer regelmäßig perfekt auf den Gegner eingestellt. Und: Die Tatsache, von vielen Experten frühzeitig abgeschrieben worden zu sein, ist zu einer Zusatzmotivation geworden. Die Folge: Seit sechs Spielen ist Augsburg ungeschlagen, zuhause liegt die letzte Niederlage bereits fünf Monate zurück. Sorge machte zuletzt nur die Chancenverwertung.

Ausblick: Die Rückrunde hat bewiesen: Augsburg braucht sich vor niemandem mehr zu fürchten. Allerdings: "Wir sind noch lange nicht durch. Unser Restprogramm ist extrem schwer", sagt Luhukay. Mit Ausnahme des Saisonfinales gegen den HSV, geht es nur noch gegen Mannschaften aus der oberen Tabellenhälfte. Was Mut macht: In der Vorrunde holte man in diesen sechs Spielen sieben Punkte. Das würde wohl reichen für den Klassenerhalt. Und: Mit Nando Rafael meldete sich gegen Köln eine weitere wichtige Alternative für die Offensive zurück.

Restprogramm: Bayern (A), Stuttgart (H), Wolfsburg (A), Schalke (H), Gladbach (A), Hamburg (H)

Wieviele Punkte holt Augsburg aus den letzten sechs Spielen? Jetzt nachrechnen

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Hamburger SV (15., 30 Punkte, 32:50 Tore)

Situation: Gerade mal sechs Wochen ist es her, dass der HSV das Abstiegsgespenst nach Siegen über Hertha, einem Remis gegen die Bayern und einem Dreier in Köln endgültig vertrieben zu haben schien. Durchaus nicht unambitioniert ging man in die folgenden Aufgaben. Doch was kam, war der große Rückfall. Nur einen Punkt ergatterte man in den folgenden sechs Spielen und die frappierende Heim- und Abwehrschwäche trat gegen Stuttgart (0:4) und Freiburg (1:3) besonders deutlich zu Tage. Die Horrorserie wurde in Kaiserslautern gestoppt. Nach dem 1:0 war die Erleichterung so riesig, als sei man schon gerettet. Mladen Petric sprach von einem "geilen Gefühl", Dennis Aogo war einfach nur "stolz" darauf, "dass wir hier gewonnen haben".

Ausblick: Der HSV ist noch lange nicht durch, dafür ist die Mannschaft viel zu labil und unbeständig. Immerhin scheint man diesmal nicht den Fehler zu begehen, nach einem Erfolgserlebnis sofort in Selbstgefälligkeit zu verfallen. Dazu passt die Aussage von Trainer Thorsten Fink nach dem Sieg am Betze: "Die Situation bleibt prekär, das sage ich ganz deutlich - auch ich habe das kapiert." Sicher kein Nachteil ist es für den HSV im Endspurt, dass man potenzielle Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt auswärts zu spielen hat, wo man sich deutlich leichter tut und erstaunlicherweise die sechstbeste Bilanz der Liga aufweist. Mut sollte dem HSV auch der unübersehbare Formanstieg bei Heiko Westermann, David Jarolim und - Überraschung - Marcus Berg machen.

Restprogramm: Leverkusen (H), Hoffenheim (A), Hannover (H), Nürnberg (A), Mainz (H), Augsburg (A)

HSV: Frühzeitig gerettet oder zittern bis zum Schluss? Jetzt nachrechnen

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1. FC Köln (16., 28 Punkte, 35:58 Tore)

Situation: Noch vor zwei Monaten hatte Köln auf Platz neun gelegen - und wurde nun bis auf Relegationsplatz 16 durchgereicht. Sechs Niederlagen aus den letzten acht Spielen sprechen eine klare Sprache. Desolat die Schwächen offensiv wie defensiv. Von Kaiserslautern abgesehen spielt sich keine andere Mannschaft so wenige Torchancen heraus. Und 58 Gegentore sind ohnehin mit weitem Abstand Liga-Minuswert. Die Krise zehrt an den Nerven aller, zumal durch das vakante Sportdirektoren- und Präsidenten-Amt keine Ruhe einkehrt.

Ausblick: Köln bleibt ein Pulverfass. Trainer Solbakken darf vorerst bleiben, steht aber unter genauer Beobachtung von Geschäftsführer Horstmann. Die angekündigten "drastischen Veränderungen" folgten am Dienstag: Vier Spieler, unter anderem Milivoje Novakovic, wurden aus dem Kader gestrichen. Fakt ist: Der FC blickt dem Abgrund entgegen angesichts des Restprogramms. Eichner: "Es ist eines der schwersten Restprogramme aller Mannschaften im Tabellenkeller".

Restprogramm: Bremen (H), Mainz (A), Gladbach (A), Stuttgart (H), Freiburg (A), Bayern (H)

FC: Klassenerhalt, Relegation oder Abstieg? Jetzt nachrechnen

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Hertha BSC (17., 26 Punkte, 30:52 Tore)

Situation: Der Trend zeigt eindeutig nach unten. In den letzten 17 Spielen gab's gerade mal zwei Siege für die Berliner. Der Effekt des Trainerwechsels ist relativ wirkungslos verpufft, inzwischen steht die Hertha sogar auf einem direkten Abstiegsplatz. Was Sorgen macht: Rehhagel wird von Teilen der Mannschaft, Fans und Medien sehr kritisch beäugt. Anders als bei einigen Mitkonkurrenten scheinen in Berlin nicht alle an einem Strang zu ziehen. Was auffällt: Nach Rückschlägen brechen gerne mal alle Dämme, siehe die Partien gegen Bayern (0:6), Augsburg (0:3) oder Stuttgart (0:5). Manager Preetz übt sich trotzdem in Optimismus: "Ich bin überzeugt, dass wir den Klassenerhalt packen - im Notfall über die Relegation."

Ausblick: Das Restprogramm ist machbar, allerdings muss die Hertha auch erstmal den Rückstand zur Konkurrenz aufholen. "Wir können auch in den letzten sechs Spielen gegen jeden Gegner punkten", sagt Preetz, der allerdings auch weiß, dass sich kein Hertha-Spieler momentan in einer wirklich guten Verfassung befindet. Die sportliche Rettung steht derzeit an erster Stelle, doch auch sonst gibt es viele offene Fragen in der Hauptstadt. Wer ist ab Sommer Trainer in Berlin? Was wird aus Preetz? Zudem wurden sämtliche Vertragsgespräche gestoppt. "Im Moment konzentrieren wir alle uns auf den Klassenerhalt", so Preetz.

Restprogramm: Gladbach (A), Freiburg (H), Leverkusen (A), Kaiserslautern (H), Schalke (A), Hoffenheim (H)

Wie kann Hertha noch in der Liga bleiben? Jetzt nachrechnen

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1. FC Kaiserslautern (18., 20 Punkte, 17:39 Tore)

Situation: 16 Wochen ist es nun schon her, dass der FCK auf einem Nichtabstiegsplatz stand. Die Roten Teufel warten seit 18 Spielen auf einen Sieg, auch der Trainerwechsel brachte nichts Zählbares ein (zwei Spiele, zwei Niederlagen). Schlimmer als die bloßen Zahlen ist allerdings die fehlende Leidenschaft, die Lautern im Abstiegskampf an den Tag legt. Bei acht Punkten Rückstand auf den Relegationsplatz wirkt die Stimmung resignierend: "Man muss es ganz ehrlich sagen, momentan können sie auch nicht mehr", gestand der Vorstandsvorsitzende Stefan Kuntz und wirkte dabei so, als hätte er sich mit dem Abstieg längst abgefunden.

Ausblick: Nach dem verlorenen "Endspiel" (Balakow) folgt nun gegen Hoffenheim das "Finale". Der Neu-Coach stellt klar: "Wenn wir das Spiel auch nicht gewinnen, können wir für die Zweite Liga planen." Immerhin: Am 32. Spieltag geht es noch gegen den direkten Konkurrenten aus Berlin, doch das übrige Restprogramm hat es in sich. Optimistische Fans beschwören den Geist von 2008. Damals hatte der FCK zum gleichen Zeitpunkt in Liga zwei ebenfalls acht Punkte Rückstand auf das rettende Ufer, holte aber aus den letzten sechs Spielen 13 Punkte und machte das Unmögliche noch möglich.

Restprogramm: Hoffenheim (H), Leverkusen (A), Nürnberg (H), Berlin (A), Dortmund (H), Hannover (A)

Wie schafft Lautern das Wunder und hält die Liga? Jetzt nachrechnen

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