Granaten, Hoffnungsträger und ein wenig Ramsch

Von SPOX
Die Neu-Schalker Christoph Metzelder, Kyriakos Papadopoulos und Hans Sarpei (v.l.)
© Getty

Felix Magath hat den FC Schalke 04 komplett umgekrempelt - doch welche Änderungen machen sich nach sieben Spieltagen wirklich bezahlt? SPOX hat die Leistungen der zwölf Neuzugänge genau unter die Lupe genommen und wagt eine Prognose, wer sich bei Königsblau wirklich durchsetzen wird und wer auf der Strecke bleibt.

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(2) Hans Sarpei (400.000 Euro, kam von Bayer Leverkusen)

Sarpei sollte der wackeligen Defensive nach der 1:2-Auftaktpleite der Königsblauen in Hamburg mit seiner Erfahrung von bis dahin 174 Bundesligaeinsätzen Stabilität verleihen. Mittlerweile findet sich der Routinier allerdings auf der Ersatzbank wieder, Höwedes und Schmitz bekommen außen den Vorzug. Mit Recht: Defensiv sind Sarpeis Leistungen allenfalls Durchschnitt, offensiv findet er fast gar nicht statt. Für einen Verteidiger im modernen Fußball sind diese Schwächen im Spiel nach vorne inakzeptabel. Selbst ein Jefferson Farfan in starker Form hat es schwer, ohne Unterstützung des Außenverteidigers auf seiner Seite.

SPOX-Prognose: Sarpei wird eine ähnliche Rolle wie zuletzt in Leverkusen einnehmen. Um bei einer Führung die Abwehr zu verstärken, ist der Ghanaer keine überragende, aber solide Lösung. In der Anfangself wird man aber auch künftig andere Namen vorfinden.

(3) Sergio Escudero (2,4 Millionen Euro, kam von Real Murcia CF)

Seine erste ernstzunehmende Bewährungsprobe erhielt Escudero, der auch schon von Real Madrid umworben wurde, beim Supercup-Finale gegen den FC Bayern - und enttäuschte. Ivica Olic machte mit dem 20-Jährigen, was er wollte. Das Tempo in der Bundesliga ist für den technisch begabten Spanier derzeit einfach noch zu hoch.

SPOX-Prognose: Noch beschwichtigt Magath und sieht in Escudero einen Mann für die Zukunft. Bei den Fans kommen allerdings Zweifel auf. Der mit Murcia in die dritte spanische Liga abgestiegene Spanier spielte in der Bundesliga noch keine einzige Minute. Das wird sich in naher Zukunft wohl auch nicht ändern.

(5) Nicolas Plestan (ablösefrei, kam von OSC Lille)

Plestan kam gemeinsam mit Jurado und Huntelaar im Sommer-Schlussverkauf. Magath erinnerte sich an den 29-jährigen Franzosen, den er einst bereits nach Wolfsburg lotsen wollte. In der vergangenen Spielzeit kam Plestan verletzungsbedingt auf lediglich sechs Pflichtspieleinsätze für Lille. Beim Champions-League-Spiel in Lyon machte der Franzose eine ordentliche Partie für die Gelsenkirchener, gegen Dortmund sah er hingegen durch eine unbeholfene Aktion die Gelb-Rote Karte.

SPOX-Prognose: Plestan wird es schwer haben, sich in der Innenverteidigung durchzusetzen. Papadopoulos hat dem Franzosen mit seiner starken Vorstellung gegen Benfica vorerst den Rang abgelaufen.

(6) Tim Hoogland (ablösefrei, kam vom 1.FSV Mainz 05)

Hoogland wird auf Schalke sehnsüchtig zurückerwartet. Nach Verletzungspause muss der gebürtige Marler nun wegen einer Pankreatitis kürzer treten. Wann er sein Comeback in Königsblau geben wird, ist weiter offen. Dabei wird der 25-Jährige, der in Mainz eine starke Saison spielte, dringend benötigt. Höwedes' Stärken liegen eindeutig in der Innenverteidigung, in die der U-21-Europameister zurückkehren wird, sobald der Ex-Mainzer rechts hinten einsatzfähig ist.

SPOX-Prognose: Wenn Hoogland wieder richtig fit ist, wird er sich den Stammplatz als Rechtsverteidiger nicht nehmen lassen. Die Konkurrenten Uchida, Sarpei und Moritz haben allesamt nicht die Klasse, um Hoogland gefährlich zu werden. In Mainz agierte er oft im Mittelfeld und zeigt seine Torgefahr. Einen offensivstarken Rechtsverteidiger, ähnlich wie es Rafinha war, kann Schalke sehr gut gebrauchen, um mehr Druck nach vorne machen zu können.

(7) Raul (ablösefrei, kam von Real Madrid)

Raul ließ bislang nur beim T-Home-Cup gegen den FC Bayern seine Klasse aufblitzen, in der Bundesliga hängt der 33-Jährige noch zu oft in der Luft. Raul verhungerte förmlich in der Spitze, aus dem Mittelfeld kommen zu wenige Zuspiele auf den Torjäger. Gegen Gladbach platzte der Knoten endlich. Dies auch dank eines starken Jurado, der den Ball unter gütiger Mithilfe der Gladbacher zum Torjäger bugsierte.

SPOX-Prognose: Raul ist nicht mehr der Jüngste und auch nicht der Schnellste, seinen Torriecher hat er aber immer noch nicht verloren. Der 33-Jährige gehört in den Strafraum und muss, genauso wie Sturmkollege Huntelaar, von Jurado, Farfan und Co. mit Zuspielen gefüttert werden. Einen Raul wie zu seiner Glanzzeit in Madrid wird man auf Schalke nicht erleben. Trotzdem wird er noch das eine oder andere wichtige Tor für Königsblau erzielen.

(14) Kyriakos Papadopoulos (2 Mio. Euro, kam von Olympiakos Piräus)

"Das größte griechische Talent seit Herkules", witzelten bereits einige Schalke-Fans bei seiner Verpflichtung. In der Tat bringt Papadopoulos fußballerisch alles mit, was einen Innenverteidiger ausmacht. Gutes Kopfball- und Stellungsspiel, Zweikampfstärke, Robustheit und gesunde Aggressivität. Der gerade einmal 18 Jahre alte Grieche wurde von mehreren Topklubs gejagt, entschied sich aber am Ende für Schalke. Gegen Benfica wurde er ins kalte Wasser geschmissen und avancierte zum überragenden Spieler auf dem Platz. Bei der 1:2-Pleite gegen den 1. FC Nürnberg patzte er allerdings vor dem ersten Gegentreffer, als er Schieber laufen ließ.

SPOX-Prognose: Papadopoulos gehört die Zukunft. Spielt er wie gegen Benfica, wird sich Metzelder gewaltig steigern müssen, will er weiterhin in der ersten Elf stehen. Höwedes wird bei einer Hoogland-Rückkehr aus der Innenverteidigung kaum zu verdrängen sein - vieles deutet auf einen Zweikampf zwischen Papadopoulos und Metzelder um den zweiten Platz in der Abwehrzentrale hin.

Teil 2: Jurado, Huntelaar und Co.