Sir Alex, retten Sie Poldi!

Von Stefan Moser
Das Bild hat mit dem Text nichts zu tun, zeigt aber das FC-Maskottchen: den berühmten Geißbock
© Imago

Lothar Matthäus kämpft gegen sein Image als It-Girl, Paolo Guerrero lässt sich anfassen, Jens Lehmann erschreckt Kinder und Lukas Podolski kann geholfen werden. Die Alternative Liste des 31. Spieltags.

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1. Irish Cream: Viele Deutsche fragen sich mit Recht: Was trinkt eigentlich Fritz von Thurn und Taxis so alles, bevor er samstags ein Bundesliga-Spiel kommentiert? Kleiner Tipp: Hören Sie einfach mal hin, wenn er versucht, den Namen des Gladbacher Torhüters auszusprechen!

2. Gänsefüßchen: Immer wieder raten Philosophen jungen Menschen dazu, ihre Partnerwahl bei Tageslicht und intakter Selbstachtung zu überprüfen. Interessiert Lothar und Liliana aber nicht - und das haben sie jetzt davon: sich gegenseitig. Weil's also eh schon wurst ist, war Matthäus nebst Gattin nun am Samstag beim großen Finale von DSDS in Köln. Sie blamierte sich als Gastreporterin beim Versuch, den Kandidaten backstage ein paar Fragen zu stellen. Er holte sich vermutlich nur ein paar nützliche PR-Tipps von Problembär Menowin Fröhlich ab. Fazit: Alles in allem ein angemessen peinlicher Auftritt, der beide in ihren Kerngeschäften wahrscheinlich weit nach vorne gebracht hat. Liliana als "Model" und Lothar als "Trainer". Die Anführungszeichen hat auch er sich mittlerweile redlich verdient.

3. Apropos verdient: Hey, Hannover-Fans: Was war das eigentlich für ein Lied, das Ihr da am Samstag so galgenhumorig in die Münchner U-Bahn hineingeschmettert habt?

Es klang so ähnlich wie: "Wir fahren weit, wir trinken viel und wir verlieren jedes Spiel!" Das Verhältnis zwischen Mannschaft und Fans scheint also immerhin intakt zu sein. Denn mit exakt der gleichen Einstellung gingen Eure Spieler dann wenig später auch auf den Platz...

4. Und apropos richtige Einstellung: Wegen Wasserflaschen-Gate kroch Hamburgs Paolo Guerrero schon während der Woche ganz bucklig vor Betroffenheit zu Kreuze. Im Satire-Magazin "Bunte" ließ er schließlich wissen: "Ich möchte den verletzten Fan treffen, mich entschuldigen, ihm Tickets schenken und auf eine Fahrt in meinem Ferrari einladen." Nicht schlecht, Guerrero! Immerhin: Das ist ein Anfang. Der Ansatz ist schon völlig richtig, aber da ist doch noch viel mehr drin. Wie wär's zum Beispiel mit: "Und anschließend möchte ich ihm noch kurz meine ultraheiße und jederzeit willige Topmodel-Freundin vorstellen und ihm einen edel gerahmten Konto-Auszug von mir schenken. Und wenn er dann brav war, darf er mich auch kurz berühren. Erst dann entlasse ich ihn wieder in sein erbärmliches kleines Leben zurück, wo er darüber nachdenken kann, was er bisher so alles falsch gemacht hat..."

5. By the way: Glückwunsch übrigens auch an Jerome Boateng! Wie wir hören, haben Sie den Vertrag mit Manchester City schon per Handschlag besiegelt. Keine Sekunde zu früh! Wer weiß, was passiert wäre, wenn der Scheich sie gegen Mainz gesehen hätte...

6. Doppelpack: Neues aus der Rubrik: Das schafft nur ein Nürnberger! 23 Jahre lang wartete Club-Verteidiger Dominic Maroh schon auf ein Bundesliga-Tor. Am Samstag traf er dann sogar gleich doppelt - und trotzdem verlor er das Spiel gegen Freiburg (!) mit 1:2. Unter anderem auch deshalb, weil sein erster Treffer nach vier Minuten ins eigene Tor ging. Trotzdem Glückwunsch!

7. Hinterhalt: Eine Frage, Matthias Sammer: Als Sie im SKY-Interview die Titel-Kampf-Ansage von Felix Magath wie folgt kommentierten: "Ein guter Trainer wie er ist für die Öffentlichkeit unberechenbar. Er legt sich Strategien zurecht und handelt antizyklisch. Er ist komplex -  eigentlich ein fantastischer Trainer." Was hatte da dieses subversive, kleine "eigentlich" zu suchen? Hm, Sammer?

8. Eff-Zeh-Bashing, obligatorisch: Nachdem Köln gegen Bochum de facto den Klassenerhalt klar gemacht hatte und Lukas Podolski daraufhin einer Suggestiv-Frage nicht rechtzeitig ausweichen konnte und stattdessen erzählte: "Vom Potenzial ist UEFA-Cup drin" - da waren wir schon kurz davor, den Jungen endgültig aufzugeben. Doch dann kam plötzlich über Twitter die rettende Idee: Poldi muss zu Alex Ferguson nach Manchester! Ist doch klar: Wenn es dem Sir gelungen ist, aus Rooney Rooney zu machen - dann muss er doch eigentlich aus Poldi mindestens auch Rooney machen können. Das muss doch möglich sein! Danke für die brillante Idee, @BlatterSepp!

9. Mad Mahatma: Nachdem das Aktuelle Sportstudio Jens Lehmann und die Zuschauer fast zehn Minuten lang mit der sensationellen Enthüllung drangsalierte, das Torhüter womöglich "ganz besonders ticken" und so weiter, wurde es am Ende plötzlich doch noch beinah originell. Das ZDF hatte nämlich den Balljungen aus Hannover zu Gast, der Lehmann einst zur Weißglut trieb, als er ihm den Ball nicht mundgerecht servierte: "Was ist das nur für eine Kultur, hier sind selbst die Ballkinder Betrüger", wandte der selbst so tadellose Sportsmann sich damals von der Welt ab.Dabei war, wie so oft, das alles bloß ein Missverständnis: "Ich wollte ihn nicht ärgern", erklärte der kleine Aaron nun, "ich habe nur nicht richtig hingeguckt und bin erschrocken, als er plötzlich vor mir aufgetaucht ist."

Das fand schließlich auch Jens Lehmann durchaus nachvollziehbar - und breitete die Arme aus: "Komm her Junge, ist doch alles nicht so schlimm!" Und auch wenn Aaron offensichtlich lieber nicht gekuschelt hätte: Für so viel Harmonie und Liebe gibt's von uns - den Maik Franz der Woche!

10. Aber apropos Maik Franz: Zugegeben, eine Schwalbe macht noch keinen Möller, trotzdem hat die Geschichte irgendwie Charme: Hertha-Trainer Funkel nämlich schoss nach dem 2:2 gegen Frankfurt gehörig das Blut in den Friedhelm. Und warum? Weil Maik Franz sich so theatralisch fallen ließ. Iron-Maik als linkische Heulsuse: The Artist formerly known as dieses Arschloch hat sein Repertoire erweitert. Und dann der Funkel so: "Das kotzt mich an!"

11. Wir bleiben beim Auswurf: Die originellste Formulierung des Spieltags stammt übrigens von Philipp Heerwagen.Bochums Torhüter interpretierte die alte im-Abstiegskampf-braucht's-echte-Kerle-Melodie auf seine Weise, indem er sagte: "Wir müssen gucken, dass wir den Köttel aus der Hose bekommen."

Touche, Heerwagen, den kannten wir noch nicht! Aber trotzdem, mal unter uns: Viel besser wäre es doch gewesen, er wäre gar nicht erst dahin gekommen. Also der Köttel. In die Hose. Stimmt's?

Der 31. Spieltag im Überblick