Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast

Von Oliver Kucharski
Fußball-Deutschland kann wegen ihm nicht schlafen. Felix Magath findet das gut
© Getty

Und plötzlich legte Felix Magath zur exakt selben Zeit den exakt selben Horrorfilm ein. Dabei wollte den auch vergangene Saison schon niemand sehen. Dann kam Arjen Robben und trat den Fernseher kaputt. Die Alternative Liste sagt Danke.

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1. Danke, danke, danke sehr: Na? Auch so schlecht geschlafen? Von Freitag auf Samstag? Albträume gehabt? Immer wieder klatschnass aufgewacht? Zittrig und gereizt gewesen? Wir doch auch, wir doch auch. Felix Magath, dieser fiese Meister-Schleicher! Vergangene Saison: 26. Spieltag: Magath erobert Platz eins und gibt ihn nicht mehr her. Am Freitagabend das Deja-vu. 26. Spieltag, Magath, Tabellenführer. Und alle so: Gü-ti-ger Gott! Auch wir haben kurz überlegt, den Fernseher aus dem Fenster zu schmeißen und die Saison schon jetzt zu den Akten zu legen. Am 29. Spieltag hätten sich die Bayern dann ihre Klatsche auf Schalke abgeholt, Kuranyi hätte gegen fünf Mann mit der Hacke genetzt, Magath hätte kurz vor Schluss Mathias Schober gebracht, und am Ende hätten sich Kluge-Matip-Moritz-Schmitz-Edu eben Meister nennen können. Das haben wir alles schon glasklar kommen sehen. Am Freitagabend. Doch dann war Samstagabend, und dann kam Arjen Robben, zweimal mit Mach3, und vorbei war's mit dem Deja-vu. Danke, Arjen, die Bundesliga dankt Dir sehr, danke, danke, danke sehr!

2. Nachhilfe: Wobei dieses "Danke, Arjen!" gleich schon wieder zeigt, wie wenig die Alternative Liste von Fußball versteht. Denn Arjen Robben wird für so was bezahlt. Dass er den Unterschied zwischen Bayern und Freiburg ausmacht. Dafür muss man sich nicht bedanken. Das ist sein gottverdammter Job. Der muss das machen. Sonst wird er gefeuert. Und davon abgesehen hat Arjen Robben ein ziemlich lausiges Spiel gemacht. Und nur dieses Journalistenpack in seiner unfassbaren Ahnungslosigkeit kann auf die beknackte Idee kommen, jetzt hier also zu finden, Arjen Robben hätte ein super Spiel gemacht. Was! für! ein! Quatsch! Lausig war das, lausig. Und Louis van Gaal hat's gesehen. Und das den elenden Schreibern auch gleich mal wieder in bewährter Manier klargemacht.

3. Selbsterkenntnis: Anstatt aber dankbar zu sein, ärgern sich manche Journalisten über Louis van Gaal. Und halten ihn für einen undankbaren Interviewpartner. Weil er so hart und sperrig und direkt ist. Doch das ist Quatsch. Viel unangenehmer ist ja ein Interview mit Felix Magath. Denn wenn Louis van Gaal findet, er habe es mit einem Idioten zu tun: Dann sagt der dem das. Das ist offen, ehrlich, damit kann man arbeiten. Felix Magath jedoch macht das anders. Dämliche Fragen nach Titelchancen kontert er so lange höhnisch grinsend mit abstrusestem Understatement, bis der Interviewer von ganz allein merkt: "Ich bin ein gottverdammter Idiot! Warum frag' ich so was überhaupt?" Das ist viel, viel, viel gemeiner.

4. Mini-Quiz: Übrigens, wissen Sie eigentlich noch, von wem Wolfsburg an oben erwähntem 26. Spieltag der vergangenen Saison die Tabellenführung übernommen hat? Na? Kommen Sie nie drauf. Nie! Also gut: Von der Hertha. Ohne Witz, von der Hertha. Mehr wollen wir zur Hertha aber heut nicht schreiben. Dazu haben uns die Tränen des Michael Preetz doch zu sehr berührt. Und für randalierende Idioten ist uns eh der Platz zu schade.

5. Alles wird gut: Wobei, eine Sache doch noch kurz zur Hertha. Weil die Alternative Liste ja auch ein Mutmacher ist. Ein echter Kumpel, der in finsteren Zeiten die Hand reicht und die heiligen Worte des Trostes spricht: "Alles wird gut." Drum höre, Michael Preetz: Zwar muss die Bundesliga in der kommenden Saison wohl auf ihren Hauptstadt-Klub verzichten - dafür muss die Hauptstadt künftig aber endlich nicht mehr auf ein heißes, kribbeliges, elektrisierendes Derby verzichten. Man muss das auch mal positiv sehen. Hertha vs. Union - das wird der pure Wahnsinn!

6. Wie denn nun? Kurzes HUCH! zwischendurch: Was denn nun, Leverkusen? Als zu Beginn der Rückrunde jeder normale Mensch Deinen Einbruch erwartet hatte, siegtest Du stur und munter weiter. Und als Du dann die ersten ahnungslosen Naivlinge plötzlich doch so weit hattest, ernsthaft an Dich und den Titel zu glauben, da startetest Du plötzlich Deine Krise. Und nun, mittendrin im Absturz, diese Gala gegen den HSV und die Ansage des Renato Augusto, auf jeden Fall Meister werden zu wollen. Was genau soll das bitte werden, Leverkusen?

7. Zumüllen: Sehr, sehr positiv aufgefallen ist uns das Field-Interview von Christian Eichner. Denn der reagierte auf die Frage auf die neue Hoffenheimer Mittelmäßigkeit weder mit van Gaalscher Direktness noch mit Magathscher Hintenrummigkeit - sondern mit fieldinterviewerischem Dadaismus: "Ich will Sie jetzt nicht mit irgendwelchen Floskeln zumüllen. Das bringt ja nichts." Und eine solche Ablehnung des eigenen Geschwätzes wünschte man sich zum Beispiel auch mal bei Rudi Assauer. Denn bei Rudi Assauer bringt das ja noch viel weniger, wenn der die Öffentlichkeit mit seinem homophoben Gewäsch zumüllt.

8. In Liebe: Das "Chapeau der Woche" geht an Maik Franz. Nicht, weil der sich seinen sechsten Platzverweis abgeholt hat (Ligarekord! Gratulation!), sondern weil er einfach immer extremstens real keept. Da nervt und provoziert und nickelt er also in einem fort am armen Constant Djakpa herum, und als der ihn dann folgerichtig aber ungeahndet mit einer feinen Frust-Revanche-Tätlichkeit niederstreckt, da macht Maik Franz also nicht blöd den Geromel und heult rum, nein, da lächelt der Maik Franz und freut sich einfach, dass er endlich mal wieder einen gefunden hat, der das Spiel so spielt wie er. Die Alternative Liste liebt Dich, Maik Franz!

9. Strutz-Stuss: Kurz mal klargestellt werden muss der Stuss, den Harald Strutz da von sich gegeben hat: Lukas Podolski sei auf dem besten Wege, ein unbeliebter Spieler zu werden, weil er sich immer so aufrege, und das sei unsympathisch und würde ihn, Strutz, also an Boris Becker erinnern, der habe sich auch immer aufgeregt und dadurch dann verloren. Und dies, Harald Strutz, ist ein ganz großer Quatsch. Wenn Boris Becker sich aufgeregt hat, dann ist er mit all seiner Wut, all seinem Hass, all seinem Geschrei nur wenig später mit Vollgas auf die Siegerstraße eingebogen. Denken Sie doch nur an die Davis-Cup-Schlachten gegen Luiz Mattar und Omar Camporese! Sternstunden der deutschen Tennis-Geschichte waren das, Herr Strutz!

10. Krisenmanagement: Wobei die Sache mit Podolski natürlich korrekt ist. Der macht schlechte Vibrations. Und das nervt. Aber der soll sich mal nicht so anstellen. Gibt auch andere Leute, die Probleme haben. Cacau zum Beispiel: Seit 214 Minuten nicht mehr in der Bundesliga getroffen. Seit 214 Minuten! Auch gegen Schalke: Schon wieder kein Viererpack! Oder Rene Adler: Mit jedem weiteren Patzer muss der plötzlich neue fiese Interviews von Jens Lehmann befürchten. Plötzlich hat der richtig Druck! Aber mosern und nerven Cacau und Adler deshalb mit ständig schlechter Laune rum? Nein! Cacau guckt einfach weiter lieb und treu aus seinen Knopfaugen heraus, und Adler lächelt einfach weiter sein schiefes Sean-Penn-Lächeln. Weil beide wissen: Alles wird gut. Vorbildlich!

11. YEAH: Zum Schluss: Die Goodnews der Woche: Dr. Theo Zwanziger bleibt im Amt. Und das begrüßt die Alternative Liste sehr. Denn Dr. Zwanziger ist das Beste, was dem DFB passieren kann. Ein starker Präsident, der seinen Laden im Griff hat. Ein besonnener Menschenfreund, der stets für jeden ein offenes Ohr hat. Ein erfahrener Krisenmanager, der sich auf sein Bauchgefühl verlassen kann. Die Alternative Liste steht zu einhundertzehn Prozent hinter Dr. Zwanziger. Da passt kein Blatt Papier dazwischen. Und eine Klage wegen übler Nachrede schon gleich gar nicht.

Der 26. Spieltag im Überblick