Die Dynamik des Misserfolgs

Von Torsten Adams
Hertha BSC im freien Fall: Im Berliner Olympiastadion fordern die Fans Leistung vom Team
© Getty
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Die Fans

Seit Wochen sind in der Hertha-Kurve des Olympiastadions Transparente mit Aufschriften wie "Kämpft oder verpisst euch" oder "Jetzt seid ihr dran" zu lesen. Kein Wunder. Denn kaum eine Fan-Gruppierung wurde in den letzten Jahren derart mit schlechtem Fußball gefoltert wie die der Hertha.

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Und dennoch steht der Kern der Anhängerschaft hinter ihrem Klub. Immer noch strömen durchschnittlich über 44.000 Zuschauer zu den Heimspielen des Tabellenletzten. Und wer in diesen Tagen noch den Weg ins Olympiastadion antritt, der kommt sicherlich nicht, um sich an irgendeiner Art von fußballerischer Unterhaltung zu laben.

Fans haben Spielern die Einstellung nicht abgesprochen

"Die Lage ist prekär. Aber die Chance, sich zu retten, ist noch da. In der Kurve hat niemand den Spielern die Einstellung abgesprochen", sagt Wolfgang Krüger vom Hertha BSC Fanclub e.V. 1972 gegenüber SPOX.

Dass die Anträge auf Gegenbauers Abwahl auf der Jahreshauptversammlung zurückgezogen beziehungsweise abgeschmettert wurden, ist ganz in Krügers Sinne. Denn wenn von außen viel Ärger in den Verein hineingetragen wird, könnte das Sponsoren abschrecken und zum Absprung bewegen.

Krüger steht wie das Gros der Anhängerschaft weiterhin hinter dem Präsidenten und glaubt, dass die Führungsriege die momentane Talfahrt noch stoppen kann: "Wenn man jemanden austauschen möchte, muss man bessere Leute haben, die die Position bekleiden. Und die Herrschaften, die Anträge auf Gegenbauers Abwahl stellten, hatten das nicht."

Jahn-Sportpark statt Olympiastadion?

Trotz der momentan noch tapferen Unterstützung der Fans: Bei einem Abstieg müsste Hertha wohl mit immensen Zuschauereinbußen rechnen. Das Land Berlin ist seit 2006 alleiniger Gesellschafter der Betriebsgesellschaft "Olympiastadion Berlin GmbH" und das Oval mit seinem Fassungsvermögen von mehr als 74.000 Plätzen wäre wohl für den Verein kaum noch finanzierbar.

Gut möglich, dass die alte Dame beim Absturz in die Zweitklassigkeit nach Prenzlauer Berg in den Jahn-Sportpark umziehen müsste. Dort trug die Hertha bereits ihre UEFA-Cup- beziehungsweise Europa-League-Qualifikationsspiele gegen Nistru Otaci, Ljubljana und Bröndby aus, als das Olympiastadion aufgrund von anderen Veranstaltungen nicht nutzbar war.

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