Babbels zehn Probleme

Von Stefan Rommel
Unter Druck: Stuttgarts Trainer Markus Babbel und Sportvorstand Horst Heldt
© Getty
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Die Stimmung innerhalb der Mannschaft: Ein bisschen Reibung ist gut. Ein ehrlicher, offener Ton auch. Nur so kann Geschlossenheit entstehen und die Mannschaft sich weiterentwickeln. Aber beim VfB reden einige momentan offenbar aneinander vorbei. Das Binnenverhältnis soll nicht das beste sein, auch wenn Sami Khedira dies von sich weist. "Die Mannschaft ist absolut intakt. Das darf man nicht in Frage stellen."

Spieler weit unter Normalform: Boka, Hilbert und Gebhart spielen weit unter ihren Möglichkeiten. Das Problem: Mit der Abkehr von der Rotation sind sie trotzdem gesetzt, weil keine Alternative da ist (Boka) oder Babbel sie eher für Stammspieler hält als die jungen Rudy, Simak oder Bastürk. Also spielen Gebhart und Hilbert, weil Babbel nun ja seine erste Elf finden will - obwohl sie ihre Nominierungen bisher noch nicht rechtfertigen konnten.

Ein Anführer fehlt: Wenn es eng wird, geht beim VfB niemand mit erhobenem Kopf vorneweg. Hitzlsperger muss in diese Rolle besonders nach dem Abgang von Mario Gomez noch reinwachsen, bisher ist sie ihm eine Nummer zu groß. Jens Lehmann ist als Torhüter zu weit vom Geschehen entfernt, die Jungen wie Serdar Tasci oder Sami Khedira sind noch nicht so weit.

Es kann auch kein Zufall mehr sein, dass Stuttgart gemessen an begangenen Foulspielen die harmloseste Mannschaft der gesamten Liga ist. Kein anderes Team hat weniger gefoult. Ein deutliches Indiz dafür, dass es dem gesamten Spiel an Biss und Aggressivität fehlt.

Die geistige und körperliche Frische fehlt: Stuttgart kann im Moment machen, was es will - es ist fast immer die falsche Entscheidung. Besonders auffällig wird dies bei den kleinen, aber feinen individual-taktischen Fehlern, die den Spielern ungewohnt oft unterlaufen: Dribbling statt Passspiel, Abschluss statt Abspiel, Grätsche statt Gegner stellen.

"Wir haben es nicht verstanden, sicheres Passspiel abzuliefern. Es fehlen der klare Blick und die Leichtigkeit. Es ist die Aufgabe der nächsten Woche, dass wir zurück zu der Basis finden, die uns stark gemacht hat", sagt Babbel.

Zudem konnte gegen Glasgow und in Hamburg, als der VfB in beiden Schlussphasen gefordert war, überhaupt nicht mehr zugelegt werden. In beiden Spielen hatte der VfB in der Schlussviertelstunde keine einzige echte Torchance, beim HSV war Stuttgart in den letzten zehn Minuten so gut wie gar nicht mehr im Ballbesitz. Die Kraft reicht nicht, um 90 Minuten hohes Tempo zu gehen - geschweige denn, um ein Spiel gegen Ende auch mal zu drehen.

Die fehlende Entschlossenheit: Das Spiel gegen Glasgow als Beispiel: Die erste Halbzeit war stark, die Mannschaft war aber nicht geil genug auf weitere Tore und wurde am Ende dafür bestraft. "Im Moment sind wir nicht bereit, den letzten Zentimeter abzugrasen, um erfolgreich zu sein", ist ein Erklärungsansatz Babbels.

Der Mannschaft fehlt aber auch ein Typ wie Mario Gomez, der mit seinem Willen und seiner Besessenheit viele Spiele ganz alleine entschied. Teils mit roher Gewalt und mit dem Kopf durch die Wand. Aber letztlich erfolgreich in seinem Tun.

In 180 Minuten zu Hause gegen potenzielle Abstiegskandidaten wie Köln oder Nürnberg kein Tor zu erzielen, spricht für sich.