"Ehrlichkeit ist mir besonders wichtig"

Von Interview: Daniel Börlein
Nach einem Jahr Zweitklassigkeit kehrt der Club mit Raphael Schäfer in die Bundesliga zurück
© Imago

Der 1. FC Nürnberg ist zurück in der Bundesliga. Im SPOX-Interview spricht Club-Keeper Raphael Schäfer über die Ziele für diese Saison, das Nürnberger Erfolgsrezept, Trainer Michael Oenning und Ex-Präsident Michael A. Roth.

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SPOX: Herr Schäfer, haben Sie Mario Gomez, Ihrem Kumpel aus VfB-Zeiten, eigentlich schon die Meinung gegeigt?

Raphael Schäfer: Warum sollte ich das tun?

SPOX: Nunja, er ist zum Club-Rivalen nach München gewechselt.

Schäfer: Ganz so schlimm ist es nicht. Wenn er zu unserem wirklichen Erzrivalen gewechselt wäre, würde Mario jetzt zweite Liga spielen...

SPOX: Sie selbst haben den VfB schon vor der letzten Saison verlassen und sind nach Nürnberg zurückgekehrt. Wie wichtig ist für Sie, dass Sie nun nach der Erfahrung in Stuttgart endlich wieder in der Bundesliga ran dürfen?

Schäfer: Als ich zum Club kam, bin ich wieder nach Hause zurückgekehrt. Und für mich war von Beginn an klar, dass wir wieder in die erste Liga wollen. Da gehört ein Verein wie der Club ja auch hin.

SPOX: Schon unmittelbar nach Ihrer Rückkehr hatte man den Eindruck, dass Sie einer der Chefs innerhalb der Mannschaft sind. Täuscht dieser Eindruck?

Schäfer: Ich hoffe nicht! Natürlich steht man als einer der älteren Spieler in der Verantwortung und versucht, den jungen im Team so viel wie möglich mit auf den Weg zu geben.

SPOX: Was ist Ihnen dabei besonders wichtig?

Schäfer: Ehrlichkeit. Und dass wir die Dinge offen ansprechen, die uns nicht gefallen. Und vor allem: dass jeder alles für den Erfolg der Mannschaft gibt.

SPOX: Der Erfolg war beim Club zuletzt da, vor allem dank einer sattelfesten Abwehr. Zu Hause haben Sie insgesamt nur sieben Gegentore kassiert. Woran liegt diese enorme Defensivstärke?

Schäfer: Das fängt schon damit an, dass wir früh stören, den Ball immer möglichst weit weg vom eigenen Tor halten wollen. Das hat in der Tat zum Ende hin ordentlich gepasst. Da hat das ganze Team seinen Anteil dran gehabt.

SPOX: Insgesamt steht die Viererkette relativ hoch. Macht das die Arbeit für Sie als Keeper schwerer oder eher leichter?

Schäfer: Auf der einen Seite sicherlich leichter, weil einfach weniger Bälle durchkommen. Auf der anderen Seite allerdings auch schwerer, weil du immer hellwach sein musst auf den einen Moment, der irgendwann im Spiel doch einmal kommt. Aber das wird jetzt in der ersten Liga sicher wieder ein wenig anders werden.

SPOX: Für die erfolgreichen letzten Monate ist maßgeblich Trainer Michael Oenning verantwortlich. Was zeichnet Ihren Coach aus?

Schäfer: Er findet einfach die richtige Ansprache, stellt uns perfekt ein. Da hat auch die Erfahrung von Co-Trainer Peter Hermann mitgeholfen. Und dieses Ergänzen im Trainerstab setzt sich jetzt mit Michael Oenning und Armin Reutershahn fort.

SPOX: Liegt man als Spieler, dadurch dass Michael Oenning ein relativ junger Trainer ist, mehr auf einer Wellenlänge mit dem Coach, weil man sich vielleicht für die gleichen Themen interessiert?

Schäfer: Das mag im einen oder anderen Fall so sein. Aber er ist unser Trainer, und den gilt es zu respektieren. Außerdem ist er ja schon noch ein paar Jahre älter als ich. (lacht)

SPOX: Nach dem Aufstieg herrscht in Nürnberg wieder Euphorie. Was kann der Club in der kommenden Saison erreichen?

Schäfer: Den Klassenerhalt. Alles andere ist kein Thema. Aber klar: Je eher wir gesichert sind, desto schöner.

SPOX: Für das Erreichen dieses Ziels haben Sie "einen Kracher für den Sturm" und "einen gestandener Mann für den Defensiv-Verbund" gefordert, falls Stefan Reinartz in Leverkusen bleibt. Warum hat sich diesbezüglich noch nichts getan?

Schäfer: Das habe ich gesagt, als noch nicht klar war, dass Harry (Angelos Charisteas, die Red.) zu uns zurück kommt. Zu Stefan Reinartz kann ich nichts sagen. Wenn er seinen Weg in Leverkusen macht, freut mich das für ihn. Aber ich glaube, in Sachen Kaderplanung haben Manager und Trainer bei uns alles im Griff.

SPOX: Etwas überraschend ist vor einigen Wochen Präsident Michael A. Roth zurückgetreten. Bei den Trainern, so war zumindest die öffentliche Wahrnehmung, war er immer gefürchtet. Wie war er denn zu den Spielern?

Schäfer: Nett, und zwar nicht nur, wenn er nach den Siegen in die Kabine gekommen ist und unsere Mannschaftskasse aufgepeppt hat. Außerdem habe ich ihn wirklich nie als einen Menschen kennen gelernt, vor dem man sich fürchten muss. Fakt ist doch, dass der Club ohne seine Hilfe sicher nicht mehr da wäre, wo er heute ist.

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