Die Boomberge sollen's richten

Von Andreas Allmaier
Der FC Schalke 04 beim Training. Die Ziele sind hoch gesteckt, die Personaldecke eher dünn
© Getty

Felix Magath will den FC Schalke 04 zurück in die Champions League führen. Doch sein Handlungsspielraum ist klein - und die Verletzung von Jermaine Jones sorgt für ein zusätzliches Problem. Jetzt wurde ein griechischer U-21-Spieler verpflichtet.

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UpdateSchon der Name klingt irgendwie bedrohlich: Boomberge. Die sandige Gegend in Nordrhein-Westfalen ist 118 Hektar groß und ein beliebtes Ziel für Wanderer, Jogger und Mountainbike-Fahrer. Bis Donnerstag rackert sich hier auch Bundesliga-Prominenz ab. Felix Magath scheucht die Schalker Mannschaft durch das Naturschutzgebiet.

Auch die gefürchteten Medizinbälle sind im Trainingslager in Marienfeld im Kreis Gütersloh - natürlich - schon zum Einsatz gekommen.

Viele Fragezeichen bei Königsblau

Marienfeld: Hier trimmte Luis Felipe Scolari während der WM 2006 die Portugiesen. Und hier will Felix Magath die Schalker fit für die neue Bundesliga-Saison machen. Der körperliche Zustand des Teams könnte diesmal wichtiger sein denn je. Denn personell gibt es bei den Königsblauen viele Fragezeichen.

Vor allem nach der Hiobsbotschaft von Jermaine Jones. Der Mittelfeldspieler muss wegen eines Haarrisses am linken Schienbein unters Messer und fällt vermutlich drei Monate aus.

"Wir müssen etwas tun"

Magath nimmt die schlechte Nachricht zwar äußerlich gelassen hin: "Das hat sich abgezeichnet und kam nicht überraschend für uns." Doch Jones' Verletzung reißt ein beträchtliches Loch in die ohnehin schon dünne Personaldecke der Schalker.

Jones fällt lange aus, Orlando Engelaar und Fabian Ernst wurden verkauft. Bleiben nur noch Levan Kobiashwili, Heiko Westermann und der 19-jährige Danny Latza als Kandidaten für die vakante Stelle im defensiven Mittelfeld.

"Wir müssen etwas tun. Im defensiven Mittelfeld haben wir nicht so reichlich Auswahl", räumt Magath in der "WAZ" ein. Für ganz große Einkäufe ist allerdings kein Geld da.

Naoya Kikuchi als Jones-Ersatz?

Fünf Millionen Euro stellten die Schalke-Bosse zunächst für Zugänge zur Verfügung, der Engelaar-Transfer hat noch einmal vier Millionen Euro gebracht.

Erst mal bastelt Magath deshalb an einer kleinen Lösung. Der griechische U-21-Mittelfeldspieler Vassilis Pliatsikas von AEK Athen hat  einen Vier-Jahres-Vertrag unterschrieben. Die Ablöse soll zwischen 300.000 und 400.000 Euro liegen. Der 21-Jährige absolvierte am Dienstag die sportmedizinische Untersuchung. Außerdem durfte der Japaner Naoya Kikuchi vom Drittligisten Carl Zeiss Jena in Marienfeld vorspielen. Ob einer der beiden wirklich dabei helfen kann, die ambitionierten Ziele zu erreichen?

Auch in der Offensive gibt es Handlungsbedarf. Der Transfer von Aachens Sturm-Talent Lewis Holtby steht weiterhin auf der Kippe. Der 18-Jährige ist noch bis 2010 bei der Alemannia unter Vertrag. Schalke hat ein Angebot abgegeben, doch Aachen zögert noch. Der Zweitligist will angeblich vier Millionen Euro haben. Holtby: "Ich denke, der Wechsel klappt entweder in dieser Woche, oder ich spiele eben noch eine Saison bei der Alemannia."

Interesse an Claudio Pizarro

Nach Informationen der "Sport-Bild" gibt es auf Schalke für den Angriff auch einen Alternativ-Plan. Der Klub soll am Bremer Claudio Pizarro interessiert sein. Magath vergangene Woche zum Hamburger Sport-Magazin: "Er ist ein guter Mann und sicher ein interessanter Spieler. Aber momentan sind wir noch nicht so weit in unseren Planungen. Genaue Abschätzungen zum Kader kann ich in den ersten Tagen noch nicht abgeben."

Auch, weil neben den Verletzen weitere Spieler in Marienfeld fehlen. Die Europameister Manuel Neuer und Benedikt Höwedes fahren nach dem Titelgewinn mit der U 21 in den Urlaub, Levan Kobiashwili wird im Laufe der Woche zurück erwartet. Dafür sind die Jugendspieler David Loheider, Predrag Stevanovic, Marvin Pachan und Emin Yalin mitgereist. Sie werden auf Erstligatauglichkeit getestet.

Einige Spieler sollen noch gehen

Von anderen möchte sich Felix Magath noch trennen. Albert Streit, Carlos Grossmüller, Gerald Asamoah und Vicente Sanchez können bei entsprechenden Angeboten gehen: "Klubführung und Fans sind sich einig, dass sich etwas tun muss. Alles war hier zu eingefahren."

Magath hat noch viel Arbeit vor sich, spricht schon von seiner "vielleicht schwierigsten Mission." Denn mindestens so groß wie die aktuellen Probleme ist auch die Erwartungshaltung. Die kennt der 55-Jährige genau: "Ich weiß, dass die Fans sehnsüchtig einen Titel erwarten und ich traue mir zu, mit Schalke einen Titel zu holen."

Der Mannschaft dürften noch einige Ausflüge in die Boomberge bevorstehen.

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