Jol: Wolfsburg Titelkandidat Nr.1

SID
Freuten sich nach dem Sieg über Hoffenheim: Trainer Jol und Sportdirektor Beiersdorfer
© Getty

Am Ende waren die Spieler des Hamburger SV fast zu müde zum Jubel. Völlig fertig saßen sie nach dem Schlusspfiff vor ihren Anhängern und genossen die Ovationen.

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Buchstäblich auf dem Zahnfleisch haben sie sich durch den 1:0 (1:0)-Erfolg über 1899 Hoffenheim punktgleich mit dem Spitzenreiter VfL Wolfsburg auf Platz zwei vorgeschoben.

Die Fans träumen von der ersten Meisterschaft seit 26 Jahren, aber Trainer Martin Jol hat die Favoritenrolle abgegeben: "Wolfsburg ist Titelkandidat Nummer eins", erklärte der Niederländer, "die haben keine anderen Spiele mehr und wir müssen auch in der Woche immer ran."

Der Tanz auf drei Hochzeiten fordert bei den Hamburgern mittlerweile seinen Tribut. Stehend K.o. waren sie in den letzten 20 Minuten, als Herbstmeister Hoffenheim mit Mann und Maus anrannte.

Guerrero und Benjamin verletzt

"Meine Spieler sind wie Löwen", sagte Jol, dessen Personalnot vor der UEFA-Cup-Partie am Donnnerstag gegen Manchester City und dem Bundesligaspiel am Sonntag beim VfB Stuttgart aber weiter angewachsen ist.

Torjäger Paolo Guerrero (Bänderverletzung) und Collin Benjamin (Zerrung) ergänzen die lange Verletzungsliste, Kapitän David Jarolim sah in der 85. Minute Gelb-Rot.

"Wir haben acht Verletzte", stöhnte Jol, "das sieht alles nicht gut aus." Unter großer Personalnot litt aber auch Hoffenheim. Kurzfristig waren auch noch Isaac Vorsah und Tobias Weiß ausgefallen.

Rangnick hofft auf Rückkehrer

Trainer Ralf Rangnick war so geradezu gezwungen, voll auf Offensive zu setzen, brachte Demba Ba, Boubacar Sanogo und Chinedu Obasi im Angriff und dahinter Carlos Eduardo und Sead Salihovic.

"Ich hätte am Freitag nicht gedacht, dass wir hier so auflaufen werden, aber es ging nicht anders", sagte Rangnick, "jetzt hoffe ich, dass vor dem nächsten Spiel am Samstag der eine oder andere zurückkommt."

Trotz Einbahnstraßenfußball in der Schlussviertelstunde knackte der Herbstmeister die dichte HSV-Abwehr aber nicht mehr, auch weil Schiedsrichter Florian Mayer den Gästen nach einem Foul von Dennis Aogo an Demba Ba einen Elfmeter verweigerte.

Erstes Bundesligator für Pitroipa

Nach dem achten sieglosen Spiel in Folge ist der Aufsteiger jetzt auf Rang sechs und damit aus den UEFA-Cup-Plätzen gefallen. "Wir hatten genügend Chancen zum Ausgleich", ärgerte sich Rangnick und behauptete: "Der Tabellenplatz interessiert mich nicht. Wichtig ist, dass wir in die Lage kommen, mal wieder ein Spiel zu gewinnen."

So brachte das erste Bundesligator von Jonathan Pitroipa in der 28. Minute bereits die Entscheidung. Der Angreifer aus Burkina Faso profitierte nach einem Steilpass von Piotr Trochowski von einer missglückten Abwehraktion von Christoph Janker, hätte bei zwei Konterchancen in der zweiten Halbzeit aber die Partie eigentlich entscheiden müssen (51., 68.).

"Wir hätten das 2:0 machen müssen", sagte Sportchef Dietmar Beiersdorfer, "so wurde es noch einmal eng und man hat gemerkt, dass die Beine schwer waren." Aber solange sie solche Spiele gewinnen, ist ja alles gut in Hamburg.

Jarolim ist das Wie egal

"Wenn man so viele Spiele hat, kann man nicht immer schön spielen", sagte Joris Mathijsen, "und Meister wird nicht, wer am schönsten spielt sondern am Ende die meisten Punkte hat."

Und auch Kapitän Jarolim war das Wie am Ende völlig egal: "Es ist normal, dass wir nicht jede Mannschaft überlaufen können", sagte der Tscheche, "es macht Spaß, dass wir noch überall dabei sind - und jetzt haben wir ja fünf Tage Pause."

Daten & Fakten: Hamburg - Hoffenheim