Jürgen ist out - Klopp ist in

Von Daniel Börlein
Jürgen Klopp wurde 2001 vom Spieler zum Trainer und führte den FSV Mainz in die Bundesliga
© Getty

Vier Siege in Folge, zweitbeste Abwehr der Liga, Sorgenkinder, die plötzlich überzeugen und tolle Stimmung - mit Jürgen Klopp ist die Welt beim BVB in Ordnung. Ein Problem haben Trainer und Verein allerdings.

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Jürgen ist mittlerweile völlig out. Heutzutage nennen Eltern ihre Söhne lieber Levin, Joel oder Tjark. In den 60er Jahren war das noch ganz anders. Damals war Jürgen in Deutschland unter den 20 beliebtesten Vornamen. Heute schafft er es nicht mal mehr unter die besten 200.

Für den FC Bayern und Uli Hoeneß war anno 2008 dennoch klar: ein Jürgen darf's schon werden. Trainer an der Säbener Straße nämlich. Am Ende fiel die Wahl bekanntlich auf des Klinsmanns Jürgen. Allerdings hatten sich Hoeneß und Co. auch mit dem Namen Jürgen Klopp mehr oder weniger intensiv beschäftigt.

Zwölf Punkte mehr als 2008

Ob der Rekordmeister seine Entscheidung von damals mittlerweile bereut, sei mal dahingestellt. Fest steht: Klopps Bilanz als neuer Coach des BVB liest sich deutlich besser, als die von Klinsmann als neuer Verantwortlicher beim FC Bayern.

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Konkret: Nach dem 28. Spieltag der vergangenen Saison hatten die Münchner 60 Punkte auf dem Konto, aktuell steht der FCB bei nur 54 Zählern. Die Borussia hingegen bringt es unter Klopp auf zwölf Punkte mehr als zum gleichen Zeitpunkt der letzten Saison.

Auch die anderen Trainer, die zu Saisonbeginn ein Bundesliga-Team übernahmen, können da nicht mithalten. Martin Jol hat beim HSV sieben Punkte mehr, Bruno Labbadia in Leverkusen fünf weniger eingefahren, Fred Rutten ist auf Schalke erst gar nicht mehr im Amt.

Nun lässt sich aus diesen Zahlen freilich nicht zwangsläufig ableiten, dass Klopp ein besserer Trainer als Klinsmann, Jol oder Labbadia ist, durchaus aber, dass der neue BVB-Coach in Dortmund einiges richtig macht.

Von der Schießbude zum Bollwerk

Und deutlich mehr als seine Vorgänger bei der Borussia. In der vergangenen Saison war der BVB mit 62 Gegentreffern die Schießbude der Liga, nun haben die Schwarz-Gelben die zweitbeste Abwehr der Liga.

Und mit den Youngstern Neven Subotic, Felipe Santana und Mats Hummels noch viel Potenzial und damit Luft nach oben.

Viel Luft nach oben hatten bislang auch Spieler wie Nelson Valdez, Patrick Owomoyela oder Nuri Sahin. Unter Klopp haben alle drei mindestens einen Schritt nach vorne gemacht.

"Der Trainer hat einen sehr großen Anteil an meinem Aufschwung", sagt Sahin, der in der Rückrunde zum Stammpersonal beim BVB zählt und bei seinen Einsätzen zuletzt ebenso überzeugte wie Owomoyela, der erklärt: "Klopp trifft bei uns den richtigen Nerv."

Mit positiver Energie zu neuer Stärke

Valdez durchlebt gerade seine stärkste Phase, seit er in Dortmund ist. Auf sechs Tore und sechs Vorlagen bringt es der in der letzten Spielzeit als Chancentod und Fehleinkauf verspottete Paraguayer mittlerweile.

Der Grund: Klopp redet seinen Angreifer permanent stark. "Was Nelson auf dem Platz macht, ist groß", sagt der BVB-Coach beispielsweise. "Das Vertrauen tut mir gut und gibt mir positive Energie", erklärt Valdez.

Endlich ein Spielmacher

Und auch eine weitere Baustelle hat Kloppo in Dortmund geschlossen. Mit Tamas Hajnal hat die Borussia endlich einen Spieler, der die Stürmer Alex Frei, Mohamed Zidan und Valdez gezielt einsetzen kann.

Nachdem der Ungar in der Vorrunde meist noch im defensiven Mittelfeld auf der Doppelsechs ran musste, darf Hajnal nun auf seiner Idealposition hinter den Spitzen agieren und ist mittlerweile einer der besten Spielmacher der Liga.

Watzke: "Alle haben gelernt"

Und dennoch startete der BVB miserabel in die Rückrunde, schaffte erst im achten Ligaspiel 2009 den ersten Dreier. "Früher wären die Leute nach so einer Serie in Depressionen abgeglitten", sagt Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke. "Aber alle haben gelernt."

Mittlerweile herrsche "eine hohe Grundzufriedenheit" beim Dortmunder Publikum, erklärt Watzke. "Die Menschen sehen, dass die Mannschaft alles gibt. Und die Zuschauer fühlen sich besser unterhalten." Das hatte Klopp bei seinem Amtsantritt als Ziel ausgegeben.

Große Leistung mit kleinen Transfers?

Es läuft also in Dortmund, vor allem dank Klopp. Ein Problem kann allerdings auch der Trainer nicht beheben: Finanziell kann der BVB noch immer keine großen Sprünge wagen, obwohl man "jetzt wirtschaftlich so stabil ist, wie zuletzt eine Woche nach dem Börsengang 2000", wie Watzke betont.

Deshalb sind für die kommende Saison keine großen Transfers geplant. Mit Markus Feulner aus Mainz und Ahlens Kevin Großkreutz stehen zwei Neuzugänge bereits fest. Ob noch ein Kracher dazu kommt, hängt davon ab, ob die Borussia eigene Transfereinnahmen erzielt.

Denn: "Wir streben eine ausgeglichene Transferbilanz an", so Watzke, der Klopps Budget sogar noch kürzt. In dieser Saison hat die Borussia einen Etat von 35 Millionen Euro.

"Sollten wir nicht doch noch international spielen, sind wir nächste Saison bei etwa 30 Millionen Euro."

Jürgen Klopp im Steckbrief