Der Miniatur-Mourinho

Von Interview: Haruka Gruber
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© Getty

München - So etwas hat die Bundesliga noch nicht gesehen. Nestor El Maestro, Co-Trainer des FC Schalke 04, erst 24 Jahre alt.

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Noch einmal zum Mitschreiben: 24 Jahre.  

Dem Alter zum Trotz ist der Brite mit serbischen Wurzeln die rechte Hand von Chefcoach Mirko Slomka und verfügt über die gleichen Befugnisse wie jeder andere Assistenztrainer in der Liga auch. Mehr noch: Es heißt, die deutlich verbesserte Technik eines Kevin Kuranyi in den letzten eineinhalb Jahren seien etwa auch auf die innovativen Trainingsmethoden El Maestros zurückzuführen.

Im SPOX.com-Interview spricht El Maestro über die Irritationen um seinen Namen, seine Jugendsünde und die Parallelen zu Jose Mourinho.

SPOX: Herr El Maestro, wir sind verwirrt. Als Sie letzte Saison auf Schalke vorgestellt wurden, hießen Sie noch Jevtic. Wie kommt es zur Namensänderung?

Nestor El Maestro: Ehrlich gesagt habe ich mich bereits mit 18 in El Maestro umbenannt. Der Name steht seitdem in meinem Pass. Als ich zu Schalke gewechselt bin, hat der Verein aber empfohlen, dass ich mit meinem alten Familiennamen antrete.

SPOX: Warum?

El Maestro: Es wäre den Medien doch etwas schwierig zu erklären gewesen, dass Schalke einen 23-Jährigen als Co-Trainer verpflichtet, der auch noch El Maestro heißt. Ein kluger Schachzug.

SPOX: Wie kommt es zum Namen "El Maestro"?

El Maestro: Mein kleiner Bruder Nikon...

SPOX: ...der mit 6 bereits als Wunderkind galt...

El Maestro: ... hat früh großes Medieninteresse auf sich gezogen. Irgendeine Zeitung fing dann an, ihn El Maestro zu nennen, und alle haben den Spitznamen übernommen, so dass wir nach einer Zeit nur noch als die El-Maestro-Brüder bekannt waren. Mir gefiel es, dass wir wie die ganzen Brasilianer eine Art Künstlernamen verpasst bekamen, so dass mein Bruder und ich ihn einfach offiziell eintragen ließen.

SPOX: Mit 18 den Namen ändern. Es klingt nach einer Jugendsünde.

El Maestro: Sagen wir es so: Ich mag den Namen, aber heute mit 24 würde ich nicht die gleiche Entscheidung treffen. Ich war jung und vielleicht ein bisschen leichtsinnig.

SPOX: Diese Episode will so gar nicht zu Ihrer sonstigen Vita passen. Sie wirken bei aller Jugendlichkeit ungemein souverän und abgeklärt.

El Maestro: Eine richtige Erklärung dafür habe ich auch nicht. So bin ich eben. Und überhaupt: Generell finde ich, dass das mit dem Alter etwas zu hoch gehängt wird.

SPOX: Aber stimmt die Geschichte, dass Sie schon mit 15 den Entschluss gefasst haben, Trainer zu werden, weil Sie erkannten, zu wenig Talent für eine Profikarriere zu haben?

El Maestro: Es stimmt. Ich war kein schlechter Spieler, aber ich war realistischer als meine Mitspieler, die von der großen Fußballer-Laufbahn geträumt haben. Ich habe relativ früh damit angefangen, in meinem Leben klare Ziele zu setzen.

SPOX: Waren Sie auf Schalke auch von Beginn an derart selbstsicher?

El Maestro: Überhaupt nicht, am Anfang war ich sehr nervös. Ich wusste, dass ich als kompletter Unbekannter in eine Mannschaft komme, in der sehr viele erfahrene Spieler stehen. Ein Marcelo Bordon, ein Dario Rodriguez -  Spieler, vor denen man riesigen Respekt hat. Ehrlich gesagt hatte ich sogar ein bisschen Angst gehabt. Immerhin ist es vorher noch nie passiert, dass ein 23-Jähriger als Co-Trainer in der Bundesliga arbeitet.

SPOX: Lief es dementsprechend auch so bescheiden?

El Maestro: Es war vielleicht etwas überraschend, aber es gab vom ersten Tag an keine Probleme. 

SPOX: Wie kam es dazu?

El Maestro: Vor allem Mladen Krstajic, den ich von früher ein bisschen gekannt habe, hat mir am Anfang geholfen. Er ging zu seinen Mitspielern und hat gesagt, dass sie mir eine Chance geben sollen, weil ich ein guter Junge wäre. Und wenn ein Krstajic so etwas sagt, hat es Gewicht.

SPOX: Wie hat sich das bis heute weiterentwickelt?

El Maestro: Es läuft noch immer blendend. Wenn man mit seiner Arbeit überzeugt und ein gutes, abwechslungsreiches Training anbietet, macht das jedem Spieler Spaß. Dann ziehen alle mit und ich habe keine Probleme.

SPOX: Warum werden Sie von Gustavo Varela eigentlich Mourinho genannt?

El Maestro: Aus vielen Gründen. Mourinho ist eines meiner Idole, wir beide sprechen viele Sprachen. Und zugegebenermaßen klingt El Maestro etwas arrogant, eine Eigenschaft, die man ja auch Mourinho zuschreibt.

SPOX: Woher kommt Ihre Vorliebe für den Portugiesen?

El Maestro: Ich identifiziere mich mit Trainern, die große Erfolge feiern, obwohl sie selber keine überragenden Fußballer waren. Rafa Benitez, Arsene Wenger oder eben Mourinho haben erst Trainern wir mir den Weg geebnet. Ich bin Ihnen zutiefst dankbar.

El Maestro über Tennis, Nikon und die zukünftigen Superstars auf Schalke: Hier geht es zum zweiten Teil!

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