Freundschaft ja, Schongang nein

Von Florian Bogner
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© Getty

 München - Mitten in Münchens Szeneviertel Schwabing liegt die Clemensstraße. Das war auch vor über hundert Jahren schon so.

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Am 21. September 1902 trafen sich in der Clemensstraße 22 Menschen, um einen Ball über ein Spielfeld zu kicken. Die einen waren blau-weiß gekleidet, die anderen rot - das Münchner Derby war geboren.

Heute treffen der FC Bayern und der TSV 1860 München (15.30 Uhr im SPOX-LIVE-TICKER) nun schon zum 203. Mal aufeinander. Richtige Brisanz wird dabei freilich nicht aufkommen, schließlich treten die beiden Münchner Größen diesmal nur auf freundschaftlicher Basis gegeneinander an - wie schon die vergangenen drei Male.

Die vorangegangen Freundschaftsderbys in der Allianz-Arena gewann jedoch allesamt der TSV 1860 München (1:0 und 3:0) und auch das Mal davor, im Jahr 2004, waren die Löwen als Sieger vom Platz gegangen (1:0).

Nicht nur Bayern-Manager Uli Hoeneß meint deshalb: "Es wäre mal wieder Zeit für einen Sieg." Philipp Lahm pflichtet ihm bei: "Wir haben noch etwas gutzumachen. Wir wissen, wie wichtig das Derby für die Fans ist."

"Wir müssen unbedingt gewinnen"

Bastian Schweinsteigers Sorge gilt indes der Tatsache, dass man nach einer Niederlage "anschließend immer aufgezogen" wird. Beim Bäcker, beim Tanken, vom gemeinen 1860-Fan eben.

Man darf sich also sicher sein, dass die Bayern sich nicht einfach werden abschlachten lassen, wie beim 0:3 im August 2006, das dem Abschiedsspiel von Giovane Elber aus Bayern-Sicht einen faden Beigeschmack gab. Mit vollstem Einsatz ist allerdings auch nicht zu rechnen, denn drei Tage später steht der DFB-Pokal an, wieder drei Tage darauf startet die Liga in die Rückrunde.

"Wir sollten vielleicht nicht zu 100 Prozent Gas geben, aber wir müssen unbedingt gewinnen", meinte Willy Sagnol. Man nehme das Spiel zwar ernst, es bleibe aber immer noch nur ein Vorbereitungsspiel, sagte Karl-Heinz Rummenigge, der mal vor dreißig Jahren in einem hitzigen Derby wegen einer Ohrfeige vom Platz geflogen war.

Trainer Ottmar Hitzfeld kündigte bereits an, im Laufe des Spiels kräftig rotieren zu lassen: "Es macht keinen Sinn, dass nur eine Elf durchspielt." Auf Lukas Podolski wird er dabei aber verzichten müssen - der Nationalspieler steht wegen Rückenbeschwerden nicht im Kader.

Kahn will, dass 1860 aufsteigt

Auf der Gegenseite will 1860-Coach Marco Kurz ähnliche Planspiele durchziehen. Durch die Verletzungen von Markus Thorandt (Muskelfaseriss), Berkant Gökthan (Reha nach Rücken-OP) und Stürmer Markus Schroth (erneute Knie-OP) ist er schon vor Rückrundenstart zum Improvisieren gezwungen.

"Wir möchten ein gutes Ergebnis erzielen, Priorität hat aber der Pokal und die Liga", sagte der Trainer, auch wenn es sich nicht um ein ganz normales Freundschafsspiel handelt: "Dazu ist die Rivalität zwischen beiden Vereinen zu groß."

Eine gute Generalprobe für das Pokalspiel am Aachener Tivoli am Dienstag ist es aber allemal. Und wer weiß: Vielleicht gibt es im nächsten Jahr ja wieder Bundesliga-Derbys mit Wettkampfcharakter.

Beim FC Bayern ist man dem nicht abgeneigt: "Es wäre toll, wenn die Sechziger aufsteigen würden. Ein Derby in der Arena ohne den Freundschaftsspielaspekt wäre von der Stimmung her sicherlich fantastisch", vermutet Oliver Kahn, der dann allerdings nicht mehr dabei wäre.

Am Samstag wäre es dem Bayern-Keeper aber wahrscheinlich lieber, wenn das 203. Derby so endet wie das erste damals in der Clemensstraße: Nämlich 3:0 für die Roten.