Der "klare Elfer" bleibt unvergessen: Fußball-Deutschland trauert um Bernd Hölzenbein

SID
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Bernd Hölzenbein ist tot. Der Weltmeister von 1974 ist im Alter von 78 Jahren gestorben.

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Die Verantwortung für den Einzug der "Schwalbe" in den niederländischen Wortschatz lehnte Bernd Hölzenbein stets ab. "Klarer Elfer", kommentierte das Schlitzohr vom Main jedes Mal aufs Neue die Szene, die ihn berühmt gemacht hatte. Ein eindeutiges Foul sei es gewesen, das die deutsche Fußball-Nationalmannschaft im WM-Finale 1974 zurück in die Partie brachte. Nun kann "Holz" die endlose Debatte über den Strafstoß nicht mehr führen.

Der Weltmeister von 1974 ist nach schwerer Krankheit am Montagabend im Alter von 78 Jahren im Kreis seiner Familie gestorben. Hölzenbein bestritt 40 Länderspiele (fünf Tore). Für Eintracht Frankfurt lief der Rekordtorschütze und Ehrenspielführer der Hessen 420 Mal in der Bundesliga auf - dabei erzielte er 160 Treffer. 1974, 1975 und 1981 gewann Hölzenbein mit der Eintracht den DFB-Pokal, 1980 den UEFA-Cup.

Unvergessen bleibt Hölzenbein aber vor allem wegen jener Szene, die sich am 7. Juli 1974 vor 78.200 Zuschauern im Münchner Olympiastadion abspielte - und die Fußballgeschichte schrieb. Es war die 25. Minute des Endspiels gegen die Niederlande, als der Flügelstürmer beim Stande von 0:1 mit hohem Tempo in den Oranje-Strafraum dribbelte - und rasch zu Boden ging.

Wim Jansen soll Hölzenbein gefoult haben, so sah es jedenfalls der englische Schiedsrichter Jack Taylor. Der Rest ist bekannt. Paul Breitner verwandelte den Strafstoß, Gerd Müller erzielte das Siegtor, Deutschland holte seinen zweiten von mittlerweile vier WM-Titeln - und die Niederländer sind bis heute sauer.

Bernd Hölzenbein gestorben: FIFA-Präsident Infantino kondoliert

Ganz anders sieht das natürlich der Deutsche Fußball-Bund (DFB), dessen Präsident den verstorbenen Hölzenbein würdigte. "Bernd Hölzenbein war ein überragender Fußballer und ein wundervoller Typ. Auf dem Rasen war er ein Schlitzohr, einer der Lösungen fand, die kein anderer gesehen hat", sagte Bernd Neuendorf: "In seinem Leben drehte sich alles um den Fußball. Sein Tod reißt eine große Lücke bei der Eintracht und beim Deutschen Fußball-Bund. Wir sind ihm zu großem Dank verpflichtet und werden ihn sehr vermissen."

Das gilt natürlich vor allem für die Eintracht, die erst vor zwei Jahren den Tod von Hölzenbeins kongenialem Offensivpartner Jürgen Grabowski betrauern musste. "Wir verlieren mit Bernd Hölzenbein nicht nur eine der ganz großen Identifikationsfiguren unseres Vereins, sondern auch einen loyalen Mitarbeiter und einen liebenswerten Freund", sagte der Frankfurter Vorstandssprecher Axel Hellmann. Torhüter Kevin Trapp sprach von einer "sehr traurigen" Nachricht: "Er ist eine absolute Legende des Vereins."

Auch der Präsident des Weltverbands FIFA kondolierte. "Er wird für immer ein Teil der Fußballgeschichte bleiben", sagte Gianni Infantino: "Mein aufrichtiges Beileid gilt seiner Familie, seinen Freunden, ehemaligen Mitspielern und dem Deutschen Fußball-Bund."

Bernd Hölzenbein: "Ein großartiger Fußballer geht für immer vom Platz"

Das gilt natürlich vor allem für die Eintracht, die erst vor zwei Jahren den Tod von Hölzenbeins kongenialem Offensivpartner Jürgen Grabowski betrauern musste. "Wir verlieren mit Bernd Hölzenbein nicht nur eine der ganz großen Identifikationsfiguren unseres Vereins, sondern auch einen loyalen Mitarbeiter und einen liebenswerten Freund", sagte der Frankfurter Vorstandssprecher Axel Hellmann.

Hölzenbein wurde am 9. März 1946 in Dehrn in Mittelhessen geboren. 1955 begann er seine Fußballkarriere beim heimischen Turn- und Sportverein. 1966 wechselte er zur Eintracht. Sein Bundesligadebüt gab "Holz" am 4. November 1967 beim 1:1 gegen den Hamburger SV. Der junge Stürmer wurde schnell zum Star der Eintracht, bis 1981 lief er in der Bundesliga auf.

Danach wechselte Hölzenbein in die USA, wo er seine aktive Laufbahn ausklingen ließ. Es folgte die Funktionärskarriere. 1988 wurde er zum Vizepräsidenten der Eintracht gewählt. In den folgenden Jahren erlebte der Klub einen sportlichen Aufschwung. Die Mannschaft, die den "Fußball 2000" spielte, war maßgeblich von Hölzenbein zusammengestellt worden.

Nach dem erstmaligen Bundesliga-Abstieg erklärte Hölzenbein 1996 seinen Rücktritt vom Managerposten, der Steuerprozess rund um Anthony Yeboah kratzte zudem an Hölzenbeins Image. Anfang des neuen Jahrtausends kehrte er wieder zu seiner Eintracht zurück, zunächst als Berater des Vorstands, später als Chefscout. Zuletzt nahm er repräsentative Aufgaben wahr.

2022 reiste Hölzenbein zum Finale der Europa League nach Sevilla und bejubelte den zweiten internationalen Titelgewinn der Eintracht. Es war seine letzte große Reise mit seinem Klub. Krankheitsbedingt konnte er die Spiele in den vergangenen Jahren nicht mehr vor Ort verfolgen. Der Eintracht blieb er trotzdem bis zu seinem Tod eng verbunden.

"Bernd Hölzenbein hat die Menschen mit seiner Art Fußball zu spielen begeistert und ganz entschieden dazu beigetragen, dass Eintracht Frankfurt, aber auch die deutsche Nationalmannschaft oft siegreich waren", würdigte Hessens Ministerpräsident Boris Rhein den Träger des Landes-Verdienstordens: "Mit Bernd Hölzenbein geht ein großartiger Fußballer für immer vom Platz."