Jadon Sancho vor Comeback beim BVB: Nur bei zwei Spielern zahlte sich eine Rückkehr zu Borussia Dortmund absolut aus

Von SPOX
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Jadon Sancho steht laut übereinstimmenden Medienberichten vor einem zweiten Engagement beim BVB. Doch eine Rückkehr in die schwarz-gelbe Vergangenheit steht nicht immer für eine positive Zukunft, SPOX blickt zurück.

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Vor knapp zweieinhalb Jahren wechselte Jadon Sancho für eine Ablösesumme über 85 Millionen Euro von Borussia Dortmund zu Manchester United. Doch im Old Trafford erfolgte nicht der nächste Schritt zum Weltstar, sondern der riesige Rückschritt auf die Tribüne. Nun steht der Engländer kurz vor einer Rückkehr zu dem Verein, der ihn zu einem von Europas besten Flügelspielern ausgebildet hat: Borussia Dortmund.

Doch der Blick in die Vergangenheit kann Sancho nur bedingt Mut machen, wenn es darum geht, dass er an alter Wirkungsstätte wieder aufblüht. SPOX nimmt die bisherigen BVB-Rückkehrer genauer unter die Lupe.

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Siegfried Held

Einer der besten Fußballer in der Geschichte des BVB. Bildete nach seinem Wechsel 1965 von Offenbach nach Dortmund mit Lothar Emmerich eines der am meisten gefürchteten Angriffsduos ("Terrible Twins") der Liga. Erzielte beim Europacup-Sieg 1966 das 1:0 gegen Liverpool und assistierte beim 2:1. "Das war sicher der Höhepunkt meiner Karriere", sagte er später. 1971 verließ er den BVB, kehrte 1977 für drei Jahre im hohen Fußballer-Alter noch einmal zurück. Held war auch wegen seines fortgeschrittenen Alters nicht mehr der Torjäger, der er noch in seiner ersten Zeit beim BVB gewesen war. Zu seinen 41 Toren kamen nur noch drei Treffer für die Schwarz-Gelben hinzu. Dennoch hat er absoluten Legendenstatus.

Erdal Keser
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Erdal Keser

Kam 1980 zum BVB. Machte besonders in seiner dritten Spielzeit mit 12 Toren in 38 Spielen auf sich aufmerksam. Wechselte nach vier Jahren in Dortmund auf Leihbasis zu Galatasaray und kehrte 1986 noch einmal für eine Spielzeit zurück. An seine besten Zeiten beim BVB kam er trotz seiner 5 Treffer in 26 Spielen nicht mehr ran. Nach zwei Jahren bei Sariyer kehrte er zu Galatasaray zurück und beendete dort 1995 seine Karriere.

JÜRGEN WEGMAN: Spielte erstmals von 1984 bis 1986 für den BVB und rettete Dortmund mit einem Last-Minute-Treffer gegen Fortuna Köln vor dem Abstieg. Wegmann ging anschließend als "Judas" verschrien zu Schalke 04 und zum FC Bayern.
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Jürgen Wegmanm

Spielte erstmals von 1984 bis 1986 für den BVB und rettete Dortmund mit einem Last-Minute-Treffer gegen Fortuna Köln vor dem Abstieg. Wegmann ging anschließend als "Judas" verschrien zu Schalke 04 und zum FC Bayern. 1989 kehrte er für 4 Jahre zum BVB zurück. Zwei Spielzeiten war er Stammspieler und überzeugte durchaus. In den letzten beiden Saisons stand er verletzungsbedingt nur jeweils einmal auf dem Platz. Der BVB verewigte ihn dennoch auf dem BVB Walk of Fame.

Nummer 10: 2. Andreas Möller – 27 Prozent.
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Andreas Möller

Kam 1987 nach dem Bruch mit Eintracht Frankfurt zum BVB und wurde dort zum Nationalspieler. Nach dem Pokalsieg 1989 versprach er den Fans zu bleiben, ging aber nach dem WM-Triumph 1990 zurück zur Eintracht. 1993 gewann Möller in den Diensten von Juve den UEFA-Cup - im Finale gegen den BVB. Nach der WM 1994 kehrte er als Mischung aus Weltstar und Persona non grata zum BVB zurück und wurde unter Hitzfeld absoluter Leistungsträger. Als verehrter Schlüsselspieler gewann er zwei Meisterschaften und die CL. 2000 ernannte ihn das Vereinsmagazin zum "Borussen der Saison" und schrieb: "Die Spielkultur bei Borussia Dortmund trägt seinen Namen." Die Rückholaktion war ein voller Erfolg.

Doch Möllers Vertrag lief aus, der BVB zögerte mit einer Verlängerung wegen seines Alters (32) und der hohen Kosten. Es kam zu einem der spektakulärsten Bundesligatransfers: Möller wechselte völlig überraschend zum Erzrivalen Schalke. Bis heute ein Transfer-Sakrileg.

JÖRG HEINRICH (30 Jahre alt, 2000/01 von der AC Florenz - Ablöse: 4,1 Mio. Euro): Anderthalb Jahre blieb er während seines ersten Engagements in Dortmund. Ging 1998 für die damalige Rekordsumme von 25 Mio. Mark nach Florenz.
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Jörg Heinrich

Kam erst mit 24 in die Bundesliga, sagte in der Winterpause 1995/96 den Bayern ab und ging zum BVB. "Arbeiter passen eben in den Ruhrpott", sagte er im Interview mit SPOX und sprach von einer "absolut richtigen Entscheidung". Heinrich wurde mit dem BVB Meister, 1997 Champions-League-Sieger und ganz nebenbei Nationalspieler. 1998 klopfte Florenz an und machte den Rechts- und Linksverteidiger zum mit Abstand teuersten deutschen Spieler (25 Mio. D-Mark).

Nur zwei Jahre später kehrte er zurück. Die Fiorentina hatte sich finanziell brachial übernommen und beim BVB erinnerte sich der neue Trainer Matthias Sammer an Heinrichs Fähigkeiten, die dieser zumindest phasenweise zeigte. Er wurde 2002 erneut Meister. 2003 folgten eine Formkrise und eine Knieverletzung. Der BVB sah von einer Vertragsverlängerung ab. Heinrich absolvierte 141 Spiele für Dortmund und machte dabei 18 Tore.

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Nuri Sahin

Ein echtes BVB-Urgestein. In Lüdenscheid geboren, ging er 2001 mit 12 Jahren zum BVB und gab als bis dahin jüngster Profi der Geschichte sein BL-Debüt für Dortmund. Nach einer Leihe zu Feyenoord kehrte er 2008 nach Dortmund zurück und war überragender Mittelfeldregisseur beim Meistertitel 2011. Er unterschrieb später von großen Träumen getrieben für sechs Jahre bei Real Madrid. Nach nur vier Liga-Spielen wurde er an Liverpool verliehen und als er dort ebenfalls nicht Fuß fassen konnte, kehrte er im Januar 2013 zum BVB zurück.

Zur prägende Figur von 2011 wurde er aber nicht mehr. Nach eineinhalb guten Spielzeiten prägten Verletzungen sein zweites Stelldichein beim BVB. Sahin machte zwischen 2014/15 und 2018/19 (Wechsel zu Werder Bremen) nur noch 55 Spiele in Schwarz-Gelb.

Begann seine Karriere bei Antalyaspor in der türkischen Süper Lig und kehrte nun auch in seiner Trainerlaufbahn zum BVB zurück. Seit der Winterpause ist der 35-Jährige Co-Trainer unter Edin Terzic.

SHINJI KAGAWA (am 31. August 2014 für 8 Mio. Euro von Manchester United): Der verlorene Sohn, der Held der Meister- und Double-Jahre, kehrte heim. An seine fantastische erste BVB-Phase konnte der Japaner aber nie mehr anknüpfen.
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Shinji Kagawa

Ebenso wie bei Sahin geriet seine zweite Hochzeit mit dem BVB zu einem Missverständnis. Kagawa kam 2010 für 350.000 Euro aus Japan und war auf Anhieb Leistungsträger und eine der großen Überraschungen in der Meistermannschaft von 2011. In 71 Spielen war Kagawa an 41 Toren direkt beteiligt. Das weckte Begehrlichkeiten bei Manchester United, wohin Kagawa 2012 für 16 Millionen Euro wechselte, aber dort nie glücklich wurde.

Nach seiner Rückkehr absolvierte Kagawa nur noch 64 Prozent aller möglichen Pflichtspiele (vorher 79 Prozent). Auch seine Torbeteiligungen gingen zurück. Unter Lucien Favre spielte Kagawa keine Rolle mehr und läuft mittlerweile in seiner Heimat für Cerezo Osaka auf.

Als Coach Carlo Ancelotti ihm mitteilte, nicht mehr mit ihm zu planen und ihm einen Wechsel nahelegte, wagte Götze den Schritt zurück zum BVB. Aber auch dort erreichte er nie mehr seine Bestform.
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Mario Götze

Das "Jahrhunderttalent" sprühte nach seinem Sprung zu den BVB-Profis 2010 vor Spielwitz, Ideen und Torgefahr. "Er war einfach unglaublich", sagte Förderer Klopp: "Er ist der Beste, den ich je trainiert habe." Und doch brach Götze Klopp und den BVB-Fans im April 2013 das Herz. Denn da wurde der Wechsel des Musterschülers zum FC Bayern bekannt - kurz vor dem CL-Halbfinale des BVB gegen Real Madrid. Fan-Plakate wie "Judas" oder "Gotz€" folgten.

Nach drei Jahren beim FCB, in denen Götze zwar statistisch gesehen gut spielte, aber nie richtig glücklich wurde, kehrte er als Persona non grata zum BVB zurück. Eine schlimme Stoffwechsel-Erkrankung warf ihn zurück, die Leistungen stimmten nicht. Doch er kam zurück und zeigte in der Saison 2018/19 viele Facetten des "alten" Götze. 14 Torebeteiligungen in der Bundesliga machten Lust auf mehr, auch wenn der BVB die Meisterschaft trotz großen Vorsprungs verpassen sollte.

In der Saison 19/20 konnte Götze aber nicht mehr an seiner positiven Entwicklung anknüpfen und verkam zum Reservisten. Nach 219 Spielen für die Borussia (45 Tore, 61 Vorlagen) war Schluss. Mittlerweile zurück in der Bundesliga bei Eintracht Frankfurt, wo er sein Talent immer wieder Aufblitzen lässt.

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Mats Hummels

Durchlief sämtliche Jugendmannschaften beim FC Bayern, schaffte jedoch nicht den Durchbruch und wechselte nach 1,5-jähriger Leihe 2009 fest zum BVB. Dort gewann er zwei Meisterschaften und stand im CL-Finale.

2016 folgte für 35 Millionen Euro die Rückkehr zum Heimatverein. In München absolvierte Hummels in drei Jahren 118 Spiele und gewann in jeder Saison die Schale. Da er in der Saison 2018/19 nicht mehr mit seiner Rolle zufrieden war, ging es wieder zum BVB.

Der mittlerweile 35-Jährige ist beim BVB abermals Führungs- und Stammspieler. Immer mal wieder macht ihm mittlerweile das Knie zu schaffen, allerdings ist er nach Möller wohl erst der zweite BVB-Spieler, dessen Rückholaktion sich absolut auszahlte.

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