Pieth: Dringend weitere Reformen

SID
Gegen die FIFA um Präsident Josef S. Blatter gibt es immer Korruptionsvorwürfe
© getty

Der Schweizer Strafrechtler Mark Pieth, der als Anti-Korruptionsbeauftragter einen Reformprozess im Fußball-Weltverband einleiten sollte, sieht nach wie vor großen Handlungsbedarf bei der FIFA.

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"Mein Thema ist: Haben wir es geschafft, die Kultur zu verändern? Da muss ich sagen: Es braucht noch einiges an Arbeit. Der eigentliche Umschwung im Kopf hat noch nicht stattgefunden", sagte der 61-jährige Schweizer, der den Posten bei der FIFA im Herbst 2013 aufgegeben hatte, der Tageszeitung "Die Welt".

Auf die Frage, ob das Glas halb voll oder halb leer sei, was die Reformen bei der FIFA, anbelangt, sagte Pieth: "Viel mehr als halb voll ist das Glas nicht."

Im Exekutivkomitee gebe es zwei Arten von Bremsern. Die einen "sind die, die etwas zu verlieren haben: die Ewiggestrigen. Einige von ihnen wurden der Bestechung überführt und mussten gehen, andere scheiden wegen ihres Alters irgendwann aus. Vor diesem Personenkreis hatte ich nie Angst", so der Eidgenosse.

Gefährlicher sei aber die andere Gruppe: "Sie will verhindern, dass ihr Handlungsspielraum beschränkt wird. Diese Leute haben Angst vor Blatter und fürchten, dass er die Spielregeln noch ändert, bevor er abtritt. Sie sind in der Lage, die Reformen zu blockieren."

"Dinge unabhängig vom Präsidenten betrachten"

Pieth vertritt laut eigener Aussage eine andere Meinung als DFB-Präsident Wolfgang Niersbach: "Wir haben politisch verschiedene Auffassungen. Niersbach ist gefangen in der Vorstellung, Blatter sei das Problem. Aber diese Reform ist unabhängig von Personen, es geht um die Entwicklung der FIFA in den kommenden 15 Jahren. Man müsste die Dinge unabhängig vom Präsidenten betrachten und seine Chancen nutzen - ob man Blatter nun mag oder nicht."

Zum Thema Amtszeitbeschränkung der FIFA-Spitzenfunkionäre erläuterte Pieth: "Theo Zwanziger (Mitglied des FIFA-Exekutivkomitees, d.Red.) hatte den Vorschlag der Amtszeitbeschränkung für den Präsidenten und die Mitglieder des Exekutivkomitees ausgearbeitet." Es ging darum, zu verhindern, "dass die Leute Seilschaften bilden und Schulden aufbauen, die sie untereinander über die Jahre abbauen".

Die UEFA habe aber auch diese Reform blockiert. Pieth: "Sie wollte eine Amtszeitbeschränkung für den Präsidenten, aber nicht für die Mitglieder. Die Situation ist paradox. Blatter kann sagen: 'Na ja, wenn ihr keine Amtszeitbeschränkung wollt, dann bleibe ich euch eben erhalten.'"

Die UEFA erklärte dazu: "Die UEFA möchte bekräftigen, dass es die damals 53 europäischen FIFA-Mitgliedsverbände waren, die bereits im September 2011 von der FIFA eine strukturelle Reform für mehr Transparenz und Good Governance verlangt haben. Die Behauptung bzw. Andeutung, dass der europäische Fußball, die UEFA oder ihre Mitgliedsverbände versuchten, den FIFA-Reformprozess zu behindern, ist daher unbegründet und entspricht in keiner Weise der Realität."

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