Rummenigge: "Katastrophe für den Profifußball"

SID
Karl-Heinz Rummenigge sorgt sich um das anstehende Urteil des europäischen Gerichtshofes
© Getty

Karl-Heinz Rummenigge sieht die Zukunft des Profi-Fußballs durch eine anstehende Entscheidung des Europäischen Gerichtshofes stark gefährdet. Zudem müsse man den Pay-TV-Sender "Sky" "mehr in die Verantwortung nehmen".

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Karl-Heinz Rummenigge schlägt Alarm: Der Vorsitzende der Europäischen Klub-Vereinigung sorgt sich wegen eines anstehenden Urteils des Europäischen Gerichtshofes um die Zukunft des Profi-Fußballs.

Dabei geht es im Pay-TV-Markt nach einer Klage aus England um gravierende Einschränkungen im Bereich der Sportlizenzrechte.

"Dann Gute Nacht, Fußball"

"Das ist mehr als eine Gefahr. Wenn dieses Szenario von der Politik in Brüssel umgesetzt wird, dann kommen auf den Profifußball in Europa gefährliche Zeiten zu, dann gute Nacht! Das wäre für alle Vereine in Europa eine Katastrophe, vor allem für die fünf großen Ligen", sagte der Vorstandschef von Bayern München im SID-Interview.

Der EuGH in Luxemburg beschäftigt sich damit, ob Live-Übertragungen von Fußballspielen oder anderen Sportereignissen unter Verwendung ausländischer Decoderkarten erlaubt sind.

Es wären in diesem Fall nur noch schwerlich Lizenzeinnahmen im EU-Ausland zu erlösen.

"Für dieses Preis-Dumping wäre die Politik verantwortlich. Die muss verstehen, wie der Wirtschaftszweig Fußball funktioniert. Und ein wichtiger Bestandteil sind eben die Fernseheinnahmen", sagte Rummenigge.

Unterstützung des Financial Fair Play

So würde man "vor allem die kleinen und mittleren Klubs in die Insolvenz treiben. Sie könnten ohne die solidarische Vermarktung und die entsprechenden TV-Einnahmen nicht überleben.

Aber selbst bei den großen Klubs würde so ein Urteil Spuren hinterlassen - auch wenn die wohl überleben würden", führte Rummenigge weiter aus.

Auch das unseriöse Finanzgebahren vieler Klubs ist dem Bayern-Boss weiter ein Dorn im Auge.

Er verspricht sich daher viel vom Financial Fair Play, das die UEFA zusammen mit der ECA auf den Weg gebracht hat.

Alle Vereine hätten seit dem Bosman-Urteil "Vollgas gegeben. Diese Klubs haben nun auch dafür zu sorgen, dass die Fußball-Welt wieder ein Stück rationaler wird."

"50 Prozent der Europa-Klubs in roten Zahlen"

Im Moment sei dies nicht der Fall, sagt Rummenigge: "Ich möchte daran erinnern, dass über 50 Prozent der Klubs in Europa rote Zahlen schreiben. In dieser Form ist der Fußball nicht überlebensfähig, dieses System kann so nicht mehr funktionieren."

Deshalb sei es wichtig gewesen, dass die UEFA ein Konsens-Modell erarbeitet habe, "um diese Entwicklung zu stoppen".

Rummenigge ist sicher, dass der Verband und ihr Chef Michel Platini auch die ganz großen Klubs aus der Champions oder Europa League ausschließen würde, sollten die ihr Verhalten nicht ändern.

"Ich weiß aus sicherer Quelle, dass Michel Platini am letzten Tag der Transferperiode fast explodiert ist, als er die Nachrichten aus England vernommen hat. Es ist schon extrem irritierend, wenn ein Verein (FC Chelsea, d. Red.) am Morgen 83 Millionen Verlust ausweist - und am Nachmittag dann 85 Millionen in Transfers investiert", sagte Rummenigge und fügte an: "Die UEFA wird dieses Modell sehr seriös umsetzen."

"Mehr Verantwortung von Pay-TV-Sendern"

Kritik übte Rummenigge, der sich zuletzt erst wieder eine mittelfristige Verdopplung der TV-Einnahmen in Deutschland (derzeit sind es rund 400 Millionen pro Jahr) gewünscht hat, an Sky.

Den Pay-TV-Sender müsse man "mehr in die Verantwortung nehmen".

"Immer nur darauf zu verweisen, dass wir eine besondere Free-TV-Landschaft haben, ist mir zu wenig.Das war vor 20 Jahren schon bekannt. Die Pay-TV-Sender und auch die DFL müssen dem Kunden Konzepte anbieten, die so überzeugend sind, dass endlich eine positive Entwicklung stattfindet. Überzeugen und nicht mit Entzug von Free-TV drohen, ist hier der Schlüssel", sagte der frühere Nationalspieler.

Noch mehr Exklusivität für die Pay-TV-Sender lehnte Rummenigge ab: "Wenn man diesen Weg gehen würde, wäre der wieder sehr negativ behaftet. Diese Diskussionen, etwa die Sportschau zu verschieben, um im Pay-TV mehr Exklusivität zu haben, gab es ja schon einige Male - mit dem Ergebnis, dass Pay-TV noch negativer diskutiert wurde."

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