Red-Bull-Patzer schenkt Hamilton Sieg

Red Bull hatte in Monaco Siegchancen, nur patzte das Team beim Boxenstopp
© xpb

Red Bull hat beim turbulenten Großen Preis von Monaco den zweiten Sieg in Folge leichtfertig verspielt. Lewis Hamilton übernahm für Mercedes die Führung, nachdem Red Bull beim Boxenstopp von Daniel Ricciardo keine neuen Reifen bereitgestellt hatte. Der australische Polesitter wurde hinter dem erstmals in der Saison 2016 siegreichen Formel-1-Weltmeister Zweiter, Sergio Perez fuhr im Force India auf den dritten Platz.

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Der Mexikaner Perez war nur von Platz 7 ins Rennen gegangen, wechselte aber eine Runde früher auf Trockenreifen und wurde so an Sebastian Vettel (4.), und Nico Rosberg (7.) vorbeigespült. Auf Platz 5 erreichte Fernando Alonso das Ziel und holte damit das beste McLaren-Resultat seit dem Comeback von Honda als Motorenpartner. Nico Hülkenberg wurde im zweiten Force India Sechster.

Das Ergebnis des Rennens um den Monaco-GP

Der Sieg von Hamilton war aber eine noch größere Situation. Er profitierte nicht nur vom unfassbaren Fehler von Red Bull, er erarbeitete sich auch die 25 WM-Punkte durch einen ausgelassenen Boxenstopp. Während die Konkurrenten nach dem Regen-Start hinter dem Safety Car auf Intermediates wechselten, fuhr Hamilton einfach weiter.

Ricciardo stocksauer: "Wurde zwei Rennen in Folge betrogen"

Seit seinem eigenen Sieg beim Monaco-GP 2008 war Hamilton damit der erste Fahrer, der gewann, obwohl er nicht aus der ersten Reihe ins Rennen gestartet war. Weil der WM-Führende Nico Rosberg (106 Punkte) nur Siebter wurde, verkürzte der Engländer zudem seinen Rückstand in der WM bei 82 Zählern auf 24 Punkte. Dritter ist Ricciardo (66) vor den Ferrari-Piloten Kimi Räikkönen (61) und Sebastian Vettel (60).

Reaktionen:

Lewis Hamilton: "Ich habe für einen Tag wie diesen gebetet. Ich fühle mich wirklich gesegnet. Es war verrückt, wie lang der Run ging. Die letzte Runde war wohl die, wo sie nachgelassen haben. Gratulation an Daniel. Er ist das ganze Wochenende fantastisch gefahren. Er ist einer der Besten, gegen die ich je gefahren bin."

Daniel Ricciardo: "Von außen betrachtet haben wir wohl eine gute Show geboten, aber es hätte nicht so aufregend sein dürfen. Ich wurde zwei Rennen in Folge beschissen. Ich wurde an die Box gerufen. Ich habe es nicht gefordert. Sie hätten bereit sein müssen."

Sergio Perez: "Ich bin extrem glücklich, weil das Team einen gigantischen Job gemacht hat. Es ist mein dritter Podestplatz, ihn hier in Monaco zu holen ist etwas sehr Besonderes. Ich widme diesen Podestplatz Vijay Mallya."

Der Spielfilm:

Vor dem Start: Räikkönen verliert durch einen Getriebewechsel Startplatz 6 und geht als Elfter ins Rennen. Nach Verstappens Crash im Qualifying wechselte Red Bull die Survival Cell, er startet deshalb ebenso aus der Box wie Felipe Nasr. Beim Sauber des Brasilianers mussten nach dem Rauchinferno Teile der Kühlung eingebaut, die eine andere Spezifikation aufweisen als die, mit denen das Auto unter Parc-Fermé-Regeln gestellt wurde.

Das gesamte Rennen im RE-LIVE

Start: Zu viel Nässe! Die Rennleitung setzt erstmals seit dem Japan-GP 2014 auf einen Start hinter dem Safety Car. Das bedeutet: Keine Aufwärmrunde. Verstappen und Nasr reihen sich direkt hinter dem Feld ein. Alle Piloten müssen auf Full Wets starten.

Runde 1: Kvyat kommt direkt an die Toro-Rosso-Box. Er hat ein technisches Problem, das Lenkrad wird gewechselt. Er wird direkt überrundet. Macht aber nichts: Der Russe kann auch danach nicht schalten und rollt im ersten Gang um die Strecke, bevor er in die Box fährt. Das Kuriose: Er fährt an den Toro-Rosso-Mechanikern vorbei. Plötzlich läuft das Auto!

Runde 7: Nach fast sieben vollen Runden erfolgt die Rennfreigabe nach der Rascasse. Ricciardo hält die Mercedes souverän auf Distanz, Hamilton macht hinter Rosberg gehörig Druck und schert mehrmals aus. Trotzdem kommt keiner an irgendwem vorbei. Magnussen biegt direkt in die Box und holt sich Intermediates. Button, Nasr und Magnussen haben die gleiche Idee.

Runde 8: Rumms! Palmer verliert auf der Zielgeraden die Kontrolle über den Renault, als er einen Zebrastreifen überfährt. Er knallt in die Leitplanke. Virtual Safety Car!

Runde 10: Rosberg fährt unverhältnismäßig langsam. Er verteidigt sich am Hafen auf der Innenbahn gegen Hamilton. Ricciardo fährt weg, die Piloten auf Intermediates fahren nach Ende der VCS-Phase die schnellsten Rennrunden.

Runde 11: Räikkönen fährt viel zu schnell in die Loews-Kurve, er knallt in die Wand. Der Frontflügel bleibt unter dem Auto hängen, der Finne stellt am Hafen ab.

Runde 13: Vettel eröffnet die Boxenstopps der Spitze: Er bekommt Intermediates. Alonso zieht eine Runde später nach. Rosberg blockt weiter Hamilton, Ricciardo hat schon zehn Sekunden Vorsprung.

Runde 16: Mercedes greift durch: Rosberg muss Hamilton vorbeilassen. Der Deutsche ist fast fünf Sekunden langsamer als sein Teamkollege.

Runde 19: Kuriose Szene! Bottas verpasst die Hafenschikane, als er Wehrlein überholen will. Der Manor fährt noch auf Full Wets und ist Zwölfter. Als Bottas den Deutschen wieder vorbeilassen will, schlüpft Verstappen durch.

Runde 20: Rosberg stoppt, Intermediates für den WM-Führenden. Massa folgt. Vettel hat als Sechster endlich freie Fahrt und jagt Rosberg. Unfall am Swimmingpool: Kvyat und Magnussen verhaken sich. Der Russe hält trotzdem drauf und knallt in Rascasse nochmals ins Auto des Dänen. Feierabend für Kvyat, die Vorderradaufhängung ist hinüber.

Runde 22: Ricciardo ist in der Box, Hamilton übernimmt die Führung und fährt unbeirrt auf Regenreifen weiter. Verstappen bremst sich vor der Hafenschikane an Button vorbei, trotz Start aus der Boxengasse ist der Niederländer Zehnter!

Runde 31: Hammertime! Hamilton fährt an die Box und holt sich direkt Trockenreifen, Rosberg folgt, parkt aber zu ungenau und verliert Zeit. Alle anderen Teams reagieren und ziehen nach, nur Ricciardo fährt auf seinen Intermediates einen Umlauf weiter. Der viertplatzierte Perez rutscht an Vettel vorbei, weil er eine Runde früher gestoppt hat und ist Dritter.

Runde 32: So verliert man ein Rennen! Ricciardo kommt zum Stopp, nur sind keine Reifen da! Die Sekunden verstreichen, Hamilton fliegt vorbei und führt jetzt boxenstoppbereinigt. Nur: Er fährt auf Ultrasofts, Ricciardo holt auf Supersofts schnell auf.

Runde 33: Magnussen fährt mal wieder in die Wand. Dieses Mal nach einem Verbremser vor Mirabeau. Rückweg zur Box, Feierabend.

Runde 34: Das war's für Verstappen: Der Red Bull schlägt vor dem Casino in die Leitplanke. Kurzzeitig Virtuelles Safety Car. Wehrlein patzt: Er unterbietet die vorgegebene Zeit und kassiert eine Zehn-Sekunden-Strafe.

Runde 37: Ricciardo greift an! Im Tunnel fehlt der Grip, dann patzt Hamilton und kürzt die Hafenschikane ab. Ricciardo will vorbei, doch Hamilton schmeißt die Tür zu. Der Australier bremst, verhindert den Unfall. Er flucht und gestikuliert wild. Hamilton bleibt vorn. Die Rennleitung untersucht den Vorfall, verzichtet aber auf eine Bestrafung.

Runde 50: Sauber weist Nasr an, Ericsson vorbeizulassen. Doch statt einer Stallregie knallen die beiden Autos in der Rascasse aneinander. Der Schwede hält viel zu optimistisch innen rein. Virtual Safety Car. Nasrs Rennen ist beendet, Ericsson folgt kurz danach.

Runde 60: Alonso bremst auf Platz 5 erfolgreich Rosberg, Hülkenberg und Sainz ein. Der WM-Führende überholt vor der Hafenschikane, macht aber nicht den Hamilton und lässt Alonso wieder vor.

Runde 71: Alonso berichtet per Funk, dass er Regentropfen auf dem Visier hat.

Runde 78: Unglaublich! Hülkenberg schlüpft auf der letzten Rille an Rosberg vorbei. 50 Meter vor dem Ziel übernimmt er Platz 6!

Ziel: Einer der süßesten Siege für den Dominator der letzten Jahre, Lewis Hamilton meldet sich mit einem ganz starken Rennen in Monaco eindrucksvoll zurück, das Podium teilen sich mit ihm ein restlos enttäuschter Daniel Ricciardo und ein einmal mehr formidabler Sergio Perez. Die übrigen Punkte gehen an Vettel, Alonso, Hülkenberg, Rosberg, Sainz, Button und Massa.

Nach dem Ziel: Strafen über Strafen! Ericsson erhält für die Sauber-interne Kollision mit Felipe Nasr eine Strafverstzung um drei Plätze beim Kanada-GP. Kvyat wurde mit derselben Strafe belegt, weil er Magnussen abschoss. Die Zeitstrafen für Williams' Valtteri Bottas (10 Sekunden) und Manors Pascal Wehrlein (20 Sekunden) sorgen für Platzverluste. Bottas rutscht hinter Esteban Gutierrez (Haas) auf Platz 12. Wehrlein verliert Platz 13 an Romain Grosjean (Haas).

Mann des Rennens: Sergio Perez erwischte einen formidablen Tag. Auf Regenreifen folgte er dem Zug hinter mit Hamilton, Vettel, Hulkenberg und Sainz dem langsamen Rosberg. Für seine Sternstunde sorgte Force India. Eine Runde früher als die gesamte Konkurrenz wechselte Perez auf Trockenreifen und kam so auf Platz 3 vor.

Flop des Rennens: Marcus Ericsson. Sowas darf einfach nicht passieren! Wenn das Team einem Fahrer sagt, dass er gleich am Teamkollegen vorbeigelassen wird, dann wartet der Pilot, bis der andere Platz macht. Nur Ericsson nicht. Der hält voll rein. Die Konsequenz: Doppelausfall für Sauber. Unprofessionell, amateurhaft, gefährlich! Sónst wäre Wehrlein Elfter geworden,

Das fiel auf:

  • Sicherheit geht vor! Der Start hinter dem Safety Car war nachvollziehbar. Bei Nässe produzieren die Autos zu viel Gischt. Wäre ein Auto stehen geblieben, hätten die Piloten weiter hinten keine Chance zum Ausweichen gehabt. Ein schlimmer Crash wäre unvermeidbar gewesen.
  • Ferrari holte Vettel früh an die Box, um ihm die theoretisch schnelleren Intermediates zu geben. Das Problem: Er hing hinter Massa fest und fand keinen Weg vorbei. So verlor er knapp zehn Sekunden auf die Spitze.
  • Warum war Rosberg so langsam? Mercedes' Antwort: Die Bremsen kamen nicht auf Temperatur. Die Gefahr: Verglasung der Carbon-Scheiben. Passiert das, sind die Bremsen unbrauchbar. Rosberg musste so langsam fahren.
  • Zwei Piloten fuhren unbeirrt die Hälfte des Rennens auf den Full Wets: Hamilton und Wehrlein. Die Überlegung: Auf abtrocknender Strecke kann keiner überholen, weil die Spur abseits der Ideallinie nass ist. Wehrlein fuhr so souverän vor Bottas her, Hamilton hielt Ricciardo hinter sich. Hamilton und Wehrlein ließen so den Wechsel auf Intermediates aus und wechselten direkt auf Trockenreifen.
  • Die Frage nach dem Wechseln auf Trockenreifen: Welche Mischung erreicht schnell das optimale Temperaturfenster? Und welche hält bis zum Ende? Während Mercedes auf Ultrasoft setzte, wählte Red Bull die härteren Supersoft. Perez und Vettel folgten derweil mit den härtesten verfügbaren Reifen: Soft. Alle Reifen hielten erstaunlicherweise bis zum Schluss und brachten ähnliche Performance.

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