Mehr Viagra! Viel mehr Viagra!

So klein? Ob da Viagra hilft? Maurizio Arrivabene und Sebastian Vettel haben einen Clown geschluckt
© getty

Witzbolde an allen Ecken und Enden des Fahrerlagers beim Großen Preis von Bahrain: Sebastian Vettel, Maurizio Arrivabene und Jenson Button machen den Comedy-Eliten Konkurrenz. Kimi Räikkönen hat Laberwasser getrunken, Ferrari kriegt keinen hoch, Toto Wolff verliert seine Eier und Nico Rosberg konkurriert mit Pamela Anderson und David Hasselhoff.

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Ferrari kriegt die Latte nicht hoch: Die Scuderia hatte einen Plan. "Am Samstag hatten wir eine etwas andere Strategie", erklärte Teamchef Maurizio Arrivabene. Erstmals wurde die überarbeitete Power Unit auf Volllast gefahren: "Wir haben uns angesehen, wie viel Viagra die Mercedes benutzen: 250 oder 500?" Ferrari kam trotz blauer Pillen im Tank nicht ran, Mercedes ließ seine Latte einfach so hoch steigen, dass die Italiener nicht mithalten konnten.

"Wir haben herausgefunden, dass wir 500 brauchen, um sie zu schlagen", so Arrivabene. Pharma-Konzern Phizer darf sich freuen und die LKW für eine tonnenschwere Lieferung beladen. Vettel behielt trotz der neuerlichen Niederlage übrigens ebenso seinen Humor. Die Frage nach Schwächen von Mercedes beantwortete er kurz und prägnant: "Die Farbe."

Drück den Booooooooost-Button, Button! Verwundertes Augenreiben am Freitag. War es ein Traum? Hatte irgendwer die Uhr zurückgedreht? Jenson Button stand im Tagesklassement auf Platz 3. Nochmal zum Mitschreiben: P-L-A-T-Z - D-R-E-I! Im McLaren! Mit Honda-Antrieb. Die Begründung des Engländers für den Aufschwung war dann völlig logisch: "Ich hab den Knopf entdeckt, auf dem 'schneller fahren' steht."

Wann wird Wolff zum Henker? Mercedes' Motorsportdirektor posaunte vor der Sitzung über die Zukunft des Qualifying-Formats am Sonntag große Worte heraus. "Wer die Änderung des Modus blockiert, der gehört im Paddock gekreuzigt", sagte Toto Wolff vor der Sitzung. 90 Minuten später hatte er den Schuldigen ausgemacht: "Jean Todt und Bernie Ecclestone haben den Wunsch der Teams zurückgewiesen."

Gut, die Teams haben auch die Wünsche von Bernie Ecclestone und Jean Todt zurückgewiesen, aber darüber muss man ja nicht öffentlich sprechen. Gekreuzigt wurde keiner, gefoltert dafür Wolff: "Es war wie ein Tritt in die Magengrube. Nur ein bisschen tiefer. Da, wo es richtig weh tut." Gut, dass seine Ehefrau mittlerweile bei Channel 4 im englischen Fernsehen als Expertin fungiert und den gebeutelten Mercedes-Chef vor Ort pflegen konnte.

Bitte kein Vanilleeis mehr! Kimi Räikkönen ist kurz angebunden, schweigsam, emotionslos? Pustekuchen. Am Samstag machte der Iceman seinen Emotionen Luft. Ein Journalist hatte ihn gefragt, was ihn an der Formel 1 noch fasziniere. "Das Fahren an sich. Das ist aber ja kein Geheimnis", sagte Räikkönen. Normalerweise wären diese zwei Sätze als Antwort schon viel für den Finnen, doch in Bahrain verfiel er in einen Redeschwall.

Und wie! "Es geht im Moment nur um Politik und anderen Bullshit. Die Leute müssen uns für dumm halten. Sie fragen sich: 'Was machen die da eigentlich?' Ich denke nicht, dass das für irgendjemanden gut ist." Worüber sich Räikkönen genau aufregte? Ein Qualifying, das keiner will, das aber trotzdem nicht abgeschafft wird, weil sich die Entscheider nicht zu einem Kompromiss durchringen können, sondern ihre Eigeninteressen unbedingt durchsetzen wollen, dürfte die Antwort sein.

Oder wie es Sebastian Vettel ausdrückte: "Es ist ungefähr so: Du verkaufst Vanilleeis. Aber alle, die in deinen Laden kommen, wollen Schokoladen-Eis. Dann machst du am nächsten Tag den Laden auf. Und was bietest du an? Wieder Vanilleeis!" Der vierfache Weltmeister glänzte in Sakhir ohnehin als Mann der kultigen Sprüche. Sein Fazit zum zweiten Versuch mit dem Shotclock-System: "Am Anfang ist viel los, dann gibt es Löcher. Wenn man eine schwache Blase hat, ist es vielleicht genau das Richtige. Aber alles in allem ist es das falsche Qualifying-Format."

Revolution gegen King Bernie! Die Fahrer kritisieren die Formel-1-Führung, sie erdreisten sich sogar einen offenen Brief zu schreiben und die gescheiterten Demokratie-Versuche öffentlich an den Pranger zu stellen. Das geht so nicht! Zumindest nicht mit Bernhard Charles Ecclestone!

"Viele Fahrer sind Windbeutel. Sie können sagen, was sie wollen. Sie können nichts machen. Die meisten sagen doch nur, was ihre Teams von ihnen verlangen", sagte der Formel-1-Chefpromoter, der seit Jahren sein Produkt schlecht redet. Darauf konnte er auch in Bahrain selbstverständlich nicht verzichten: "Stellen Sie sich vor, Sie hätten Tickets für ein Rolling-Stones-Konzert gekauft, aber Mick Jagger kann nicht singen und die anderen die Instrumente nicht spielen." Hört sich fast an, wie die Beschreibung eines Promoters, der das Produkt schlechtredet, das er selbst vermarktet. Aber lassen wir das.

Die schnellste Formel 1 aller Zeiten! Wenn Bernie Ecclestone den Marktwert der Formel 1 in die Höhe treiben wollen würde, hätte er es einfach. Lewis Hamilton hat im Qualifying den Bahrain International Circuit in 1:29,493 Minuten umrundet. 1:29,527 Minuten war der bisherige Bestwert von Mark Webber im BMW-Williams zu V10-Zeiten. Die Hybrid-Turbo-Formel ist in Sakhir schneller als alles, was jemals zuvor da war. Statt sich über den Turbo-Sound zu beschweren könnte Ecclestone also das Positive herausheben: Die überlegene Technik loben, die Spannung und Action am Sonntag im Rennen. Aber wir wollten das ja lassen.

Nico "Don't Hassel the Hoff" Rosberg: Der Vizeweltmeister hat ein Kind in Monaco vor dem Ertrinken gerettet. Hut ab! Ob "Britney" dabei eher wie Pamela Anderson wirkte oder wie Deutschlands Wende-Held David Hasseldorf? Egal!

Wir erinnern an den größten Hit des Oberbademeisters mit der Blinkelederjacke: "I was born a rich man's son, I had everything that money could buy, but championships I had none."

Durch seinen 16. Formel-1-Sieg führt Rosberg seit Sonntag gemeinsam mit Sir Stirling Moss die Liste der Fahrer mit den meisten GP-Erfolgen ohne Titel an. Kann ja noch werden. Statistisch gesehen klappt's übrigens schon in diesem Jahr: Gewann ein Fahrer in der Formel 1 fünf Rennen in Folge, holte er im Jahr, in dem die Serie endete, den Titel.

"Na und? Ich würde sowieso nicht sagen, dass er fünf Mal in Serie gewonnen hat. Die Saison ist erst zwei Rennen alt, da zählen die anderen Erfolge nicht", erklärte Lewis Hamilton: "Für mich ist das Ganze ein wenig wie damals beim 'Rumble in the Jungle'. Muhammad Ali hat seinen Gegner auch glauben lassen, er würde gewinnen. Hat er am Ende aber nicht."

Lewis I von Bahrain: Der Ali-Forman-Vergleich mag hinken, doch Hamilton hatte in Bahrain noch mehr irritierende Sprüche auf Lager. "Nichts als Liebe und Respekt für diese Kultur und für Bahrain", postete der amtierende Weltmeister auf Instagram zu einem Foto seines weißen Gewands, einer sogenannten Thawb: "Danke an die Königsfamilie, dass sie so gastfreundlich ist und sich so gut um mich kümmert."

Ob sich die neuen Freunde auch über die dicke Goldkette mit Jesus-Motiv über der traditionellen Kleidung gefreut haben, sei dahingestellt. Die Kommentare waren ein beherzter Sprung ins Fettnäpfchen.

Bei jedem Gastspiel der Formel 1 schlagen Menschenrechtsgruppen lautstark sämtliche Alarmglocken, weil Teile des größtenteils schiitischen Volks teils mit Gewalt (und Panzern aus Saudi-Arabien) von der sunnitischen Regierung unterdrückt werden. Etwas mehr Fingerspitzengefühl würde dem Weltmeister gut tun.

Die Formel-1-WM 2016 im Überblick

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