Auferstehung am Tag der Toten

Unter Kontrolle. Nico Rosberg hatte Lewis Hamilton in Mexiko im Griff
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Die Formel-1-Saison 2015 verspricht Spannung: Fünf Weltmeister, drei Deutsche, ein Haufen talentierter Neulinge. SPOX-Redakteur Alexander Maack bewertet nach jedem Grand Prix die fahrerischen Leistungen von Sebastian Vettel, Lewis Hamilton, Fernando Alonso und Co. und stellt sein persönliches Driver-Ranking auf. Teil 17: Der Mexiko-GP.

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Platz 1, Nico Rosberg: Das Selbstvertrauen ist zurück. Jedenfalls muss es das sein. Rosberg hat innerhalb einer Woche schier unglaubliches geschafft: Dem erfolgreichen Überholmanöver gegen Lewis Hamilton in Austin folgte eine vor Dominanz triefende Leistung in Mexiko-City. Hätte er etwas besser machen können? Aus meiner Sicht nicht.

Bei jeder Tempo-Verschärfung von Hamilton klatschte ihm Rosberg im nächsten Umlauf eine neue Bestzeit um die Ohren. Er kontrollierte den Vorsprung dauerhaft, sodass der größte Konkurrent nie in DRS-Reichweite kam. Erst als Mercedes mit dem Zwang zum zweiten Reifenwechsel Hamilton einen Tarantelstich in den Hintern versetzte, holte der Brite leicht auf, bis das Safety Car die Jagd beendete. Der Vizeweltmeister fuhr am ganzen Wochenende vorne weg.

Die vierte Pole Position in Folge war der verdiente Lohn. Dieses Mal verwandelte Rosberg sie in einen überzeugenden Sieg. Das Abschirmen der Innenbahn beim Start, der souveräne Restart - Rosberg spielte den selbst erarbeiteten Vorteil perfekt aus. Die Jubelchöre der Mexikaner trafen den Richtigen. Eine Genugtuung? Sicher. Am Dia de los Muertes erstand Rosberg auf. Hamilton spielte nur bei süffisanten Sprüchen in einer eigenen Liga.

Platz 2, Daniil Kvyat: 0,001 Sekunden war der Russe im Qualifying schneller als Teamkollege Daniel Ricciardo. Den geringst möglichen Vorsprung machte Kvyat baute im Rennen deutlich aus. Mit einem exzellenten Start kassierte er Sebastian Vettel, seine Pace im ersten Stint auf den soften Reifen war deutlich besser als die des australischen Red-Bull-Piloten.

Kvyat zweiter Besuch auf dem Formel-1-Podium nach dem Ungarn-GP war fest eingeplant, als das Safety Car seine Position deutlich verschlechterte. Der Russe machte einen kleinen Fehler beim Beschleunigen in der Mansell-Kurve und gab dem Finnen so die Möglichkeit zum Überholen. Der einzige Grund für einen kleinen Punktabzug.

Platz 3, Valtteri Bottas: Von Startplatz 6 fuhr der Williams-Pilot zum achten Mal in seiner Karriere aufs Podium. Er hatte Glück. Der zweite Unfall binnen drei Rennen mit Kimi Räikkönen hätte sein Rennen beenden können. Der Williams bewies allerdings Destruction-Derby-Qualitäten. Bottas fuhr unbedarft weiter, Räikkönen ließ seinen Reifen an der langen Leine baumeln. Der zweite Glücksmoment: Die Safety-Car-Phase nach Vettels Abflug. Ohne sie wäre ein Angriff auf Platz 3 kaum möglich gewesen.

Trotz er glücklichen Umstände bleibt festzuhalten, dass Bottas ein gutes Wochenende erwischte. Nach dem frühen Boxenstopp arbeitete er sich entschlossen auf den Medium-Slicks durchs Feld. Vor dem Unfall mit Räikkönen hatte er sich etwa klug auf der Außenbahn positioniert, bis der Iceman die Tür in der folgenden Kurve zu schmiss.

Platz 4, Lewis Hamilton: Ein geschenkter Sieg für Rosberg? Der Weltmeister nach der Titelverteidigung nicht mehr voll motiviert? Wohl kaum. Hamilton versuchte Alles, um Rosbergs vierten Saisonsieg zu verhindern. Es reichte aber einfach nicht, weil der Deutsche zu gut war. Der Brite kam mit dem geringen Griplevel auf dem nagelneuem Asphalt einfach schlechter zurecht.

Das Mercedes-interne Duell verlor Hamilton schon am Samstag. Von der dreckigen Seite war er zu schwer, Rosberg beim Start auszubeschleunigen. Danach konnte er nur auf Fehler lauern. Zwar kam Rosberg kurz neben die Strecke, Hamilton egalisierte den Ausrutscher aber sofort. Unter dem Strich lieferte Hamilton trotzdem ein gutes Wochenende. Es fehlte nur ein Quäntchen mehr Pace im Qualifying.

Fest steht: Hamilton spielt mit dem Feuer. Zwar ist seine sportliche Leistung in dieser Saison unantastbar, bei zwei Grands Prix in Folge testete er aber Grenzen aus und überschritt sie. Nach dem zu harten Startmanöver in Austin, fügte sich Rosberg den Mercedes-Vorgaben komplett. Kein Wort zu den Vorfällen, kein Widerspruch beim Sicherheitsstopp. Hamilton dagegen diskutierte zwei Runden lang und musste erst per "Instruktion" daran erinnert werden, dass er für ein Team fährt und nicht für sich allein.

Platz 5, Sergio Perez: Als die Formel 1 letztmals in Mexiko gastierte, war Checo gerade mal zwei Jahre alt. Dass ihn sein erster Grand Prix im Heimatland besonders motivierte, ist klar. Perez brachte es auf den Asphalt. Mit seiner Ein-Stopp-Strategie schickte er sich an, Felipe Massa, Nico Hülkenberg und vielleicht sogar Daniel Ricciardo in der Schlussphase zu überholen. Allein das Safety Car stoppte das Durchflutschen.

Perez musste sich darauf beschränken, Platz 8 zu verteidigen. Ein Boxenstopp unter Gelb hätte ihn zu weit zurückgeworfen. Er machte das, was ihn auszeichnet: Das Maximum aus den Reifen herauszuholen. So hielt er Verstappen noch auf Distanz, bis sie nach 71 Runden die Zielflagge sahen. Im Force-India-Duell scheint der Mexikaner gegenüber Hülkenberg aktuell leichtes Oberwasser zu haben. Tatsächlich aber fahren beide auf Augenhöhe, der Deutsche hat derzeit einfach mehr Pech.

Seite 1: Hamilton spielt mit dem Feuer

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