Eier für die Achterbahn

Mark Webber und Fernando Alonso zeigten 2011 ein aufsehenerregendes Duell in Eau Rouge
© getty

Die Sommerpause der Formel 1 ist endlich vorbei. Auf der Ardennen-Achterbahn von Spa-Francorchamps treffen sich Sebastian Vettel und Co. zum 60. Belgien-GP (alle Sessions im LIVE-TICKER), der die berühmteste Kurve im Kalender wieder zu einer Herausforderung für die Fahrer macht. Auch die Ingenieure sind gefragt: Neue Teile, ein hoher Vollgasanteil und schnelle Kurven wollen unter einen Hut gebracht werden.

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Streckendaten:

Name: Circuit de Spa-Francorchamps

Ort: Spa-Francorchamps

Länge: 7,004 Kilometer

Runden: 44

Renndistanz: 308,052 Kilometer

Kurven: 9 Rechtskurven, 10 Linkskurven

Darauf kommt es an:

Spa ist Legende. Ob die fahrerisch anspruchsvolle Kombination aus Rivage, Pouhon und Fagnes, die rasend schnelle Linkskurve Blanchimont oder die längste Vollgaspassage der Formel 1 - langweilig wird diese Strecke mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von fast 240 Stundenkilometern nie. Doch der Rekord von 23 Sekunden mit Gaspedal am Bodenblech zwischen La Source und Les Combes wackelt.

2014 mussten die Fahrer in der berühmten Eau Rouge endlich wieder aufpassen. Im V8-Zeitalter war die frühere Mutkurve zum langweiligen Vollgasknick mutiert. "Letztes Jahr war die Kurve ziemlich schwierig. Es hängt davon ab, wie gut das Auto ist", sagt Kimi Räikkönen.

Landsmann Bottas: "Das Gefühl von Eau Rouge in einem Formel-1-Auto ist schwierig zu erklären und sicher einzigartig - einfach unglaublich." Daniel Ricciardo und Romain Grosjean witzelten schon vorher via Twitter über die Notwendigkeit von Dingen zwischen den Beinen.

Steil vorne, flach hinten

Die Setuparbeit ist dafür einfach: Während die Frontflügel steil angestellt werden, um Untersteuern in den schnellen Kurven zu vermeiden, werden am Heck oft die Neuentwicklungen für die Highspeedstrecke in Monza eingesetzt. Um das Auto stabil zu halten, müssen die Autos hart abgestimmt werden.

Der entscheidende Faktor für Erfolg ist in Belgien allerdings häufig pures Glück. Beim ständig wechselnden Ardennen-Wetter und der Länge der Strecke kann allein der Zeitpunkt des Boxenstopps einige Sekunden ausmachen. Im Rennen wird es oft ebenso chaotisch: Nur vier der letzten elf Sieger starteten von der Pole und die Safety-Car-Quote im liegt bei fast 80 Prozent.

Der Vorteil des Kurses ist, dass die Fahrer an mehr als einer Stelle die Möglichkeit zum Überholen bekommen. Neben den DRS-Zonen auf der Zielgeraden und zwischen Eau Rouge und Les Combes bietet sich auch die Bus-Stop-Schikane ganz am Ende der Runde an. Auch die Ingenieure sind gefordert: Der Spritverbrauch ist durch den immensen Vollgasanteil sehr hoch, die Verbrennungsmotoren werden zwischen Eau Rouge und Radillon extrem belastet, weil das Öl gleichzeitig hin und her sowie hoch und runter gedrückt wird. Früher bestand sogar die Gefahr, dass keine Schmierung vorhanden ist - Metall auf Metall bedeutet Motorenplatzer.

Reifen:

Soft und Medium. Pirelli bringt dieselben Mischungen im Vorjahr nach Belgien, die sie auch schon auf dem Hungaroring einsetzten. "Unter den Bedingungen bieten die Mischungen Soft und Medium den besten Kompromiss zwischen Performance und Haltbarkeit. Spa gehört zu den Rennen, bei denen alles passieren kann", sagt Motorsportdirektor Paul Hembery. Der Zeitunterschied zwischen beiden Mischungen soll bis zu 2,0 Sekunden pro Runde betragen.

Die schnellen Kurven belasten in Verbindung mit dem geringen Abtrieb der Autos die Struktur der Reifen in Quer- und Längsrichtung. Auch der Höhenunterschied der Ardennen-Achterbahn kompliziert das Reifenmanagement. In der Eau Rouge wirken etwa gleichzeitig über 1,5G negative Kompression und eine Querbeschleunigung von 5G.

OPTA-Fakten zum Rennen:

  • Ferrari tritt in an diesem Wochenende zu seinem 900. Grand Prix in der Formel 1 an. Für italienische Jubiläen ist Spa der perfekte Ort: Schon die Meldungen zum 600. und 700. Rennwochenende eines Ferrari-Chassis erfolgten hier: 1998 führte Michael Schumacher im strömenden Regen überlegen, bis er mit David Coulthard kollidierte und dem Schotten danach an die Gurgel wollte. 2004 sicherte der Deutsche sich auf seiner Lieblingsstrecke seinen siebten und letzten WM-Titel.
  • Die beiden Saisonsiege von Sebastian Vettel in Malaysia und Ungarn bedeuten, dass die Scuderia in der Saison 2015 schon genauso viele Rennen gewann wie in den beiden Jahren davor zusammengerechnet. Vettel zog mit nunmehr 41 Siegen mit Ayrton Senna gleich und liegt jetzt mit seinen 1778 WM-Punkten gleichauf mit Fernando Alonso an der Spitze der ewigen Rangliste aller Formel-1-Fahrer.
  • Hamiltons sechster Platz in Ungarn war abgesehen von Ausfällen sein schlechtestes Resultat seit dem Saisonfinale 2013 in Brasilien. Erstmals in der V6-Hybrid-Ära stand kein Mercedes auf dem Podium, zudem kamen mit Ferrari, Renault und Honda alle anderen Motorenhersteller vor dem besten Auto mit Mercedes-Antrieb ins Ziel. Trotzdem bleibt eine Positivserie: Fünf Pole Positions in Folge bedeuten persönliche Bestleistung, es fehlen noch drei bis zum Rekord von Ayrton Senna.

Statistik:

Sieger 2014: Daniel Ricciardo (Red Bull), 1:24:36,556 Stunden

Pole Position 2014: Nico Rosberg (Mercedes), 2:05,591 Minuten

Schnellste Rennrunde 2014: Nico Rosberg (Mercedes), 1:50,511 Minuten

Rundenrekord: Sebastian Vettel (Red Bull, 2009), 1:47,263 Minuten

Rekordsieger: Michael Schumacher - 6 (1992, 1995, 1996, 1997, 2001, 2002)

Wetter-Prognose:

Freitag: bewölkt, 20 Grad, 10 Prozent Regenrisiko

Samstag: Regenschauer, 22 Grad, 10 Prozent Regenrisiko

Sonntag: bewölkt, 22 Grad, 10 Prozent Regenrisiko

Zeitplan:

Freitag, 10 Uhr: 1. Training

Freitag 14 Uhr: 2. Training

Samstag, 11 Uhr: 3. Training

Samstag 14 Uhr: Qualifying

Sonntag, 14 Uhr: Rennen

Stand in der Fahrer- und Kontrukteurs-WM