Lewis Hamilton erobert Monza

Lewis Hamilton feierte in Monza seinen sechsten Saisonsieg für Mercedes
© getty

Lewis Hamilton hat den Großen Preis von Italien in Monza trotz technischer Probleme für sich entschieden, weil Nico Rosberg durch zwei Fahrfehler die Führung herschenkte, und verkürzte den Rückstand im WM-Klassement damit auf 22 Punkte. Sebastian Vettel wurde im Red Bull Sechster.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Der Weltmeister kam hinter den beiden Williams-Piloten Felipe Massa und Valtteri Bottas sowie seinem australischen Teamkollegen Daniel Ricciardo ins Ziel. Sergio Perez, Jenson Button, Kimi Räikkönen und Kevin Magnussen komplettierten die Punkteränge.

Für Nico Hülkenberg reichte es im Force India nur zu Rang zwölf. Adrian Sutil kam im Sauber als 15. über die Linie.

Das Resultat des Rennens in der Übersicht

Reaktionen:

Lewis Hamilton (Mercedes): "Heute war ein schwieriger Tag, aber ich habe jede Minute genossen. Bei so einem Problem denkst du: 'Ich werde niemals aufholen können.' Aber du darfst es nicht zu tief in deine Gedanken eindringen lassen."

Nico Rosberg (Mercedes): "Schade, dass es heute nicht geklappt hat. Lewis ist aber ein großartiges Rennen gefahren und verdient den Sieg. Es ist alles okay."

Toto Wolff (Mercedes): "Ob wir gesagt haben, er soll sich verbremsen und die Schikane verpassen, damit Lewis vorbeikommt? Überhaupt nicht. Es geht um die Fahrer-WM, Nico war massiv unter Druck und Lewis hat den Sieg heute verdient. Deshalb hat er gewonnen."

Felipe Massa (Williams): "In einigen Rennen hatte ich etwas Pech, aber dieses Mal war das Glück auf meiner Seite. Ich kann euch versprechen, dass wir bis zum letzten Rennen kämpfen werden."

Valtteri Bottas (Williams): "Am Start ist alles falsch gelaufen. Als ich die Kupplung kommen ließ, drehten die Räder komplett durch. Wir waren da wohl zu aggressiv beim Setup der Kupplung. Endlich hat Felipe wirklich mal Punkte geholt."

Sebastian Vettel (Red Bull): "Es ist frustrierend. Ich liebe, was ich tue, aber ich bin hier zum Gewinnen und nicht mit Platz vier, fünf oder sechs glücklich."

Daniel Ricciardo (Red Bull): "Ich hatte das Vertrauen in die Bremsen, was auf dieser Strecke hilft. Es hat Spaß gemacht, nach dem Start wussten wir, das wir etwas tun müssen. Wir dachten: 'Die Mercedes sind vorne und sind langweilig, also übernehme ich den Spaß.'"

SPOX-Spielfilm:

Vor dem Start: Trocken, heiß und Mercedes-lastig präsentiert sich das Europa-Finale: In den ersten drei Startreihen stehen nur Autos mit deutschen Motoren, dahinter liegen Alonso und Vettel. Hülkenberg und Sutil starten von 13 und 14, weil Daniil Kvyat um zehn Plätze zurückversetzt wurde. Der Toro-Rosso-Pilot nutzt den sechsten Motor, nur fünf sind erlaubt. Marcus Ericsson muss aus der Box losfahren, er war im Training unter Gelb zu schnell unterwegs. Auf den harten Reifen starten Hülkenberg, Sutil, Gutierrez, Grosjean, Kvyat und Ericsson.

RE-LIVE: Das ganze Rennen im Ticker

Start: Polesetter Hamilton fehlt der Schub, gleichzeitig drehen die Räder durch. Rosberg, Magnussen und Massa schlüpfen durch und übernehmen in dieser Reihenfolge die Führung, Bottas fällt von Platz drei auf elf zurück, auch Ricciardo startet ganz schlecht und lässt dann auch noch die Schikane aus. Die Gewinner des Starts: Vettel und Hülkenberg. Der Weltmeister ist Fünfter, der Force-India-Pilot Neunter.

Runde 5: Jetzt greift DRS und die Reifen sind auch auf Temperatur. Massa kassiert Magnussen bei den Lesmo-Kurven ein, auch Hamilton ist schnell am Dänen vorbei. Dahinter ein launiges Duell ab Platz 9, beteiligt sind die Herren Räikkönen, Hülkenberg, Bottas und Ricciardo. Der Deutsche hat als einziger die harten Reifen aufgezogen und ist dementsprechend das Hindernis für alle anderen.

Runde 7: Max Chilton rodelt in der Variante Ascari zu rabiat über die Kerbs und fliegt in hohem Bogen im Marussia über die Strecke. Sein Rennen endet im Kiesbett.

Runde 10: Rosberg mit einem Fahrfehler in der ersten Schikane! Das kostet gleich 1,5 Sekunden. Und Hamilton sitzt ihm schon im Genick, denn er knackt Massa nach Start und Ziel mit DRS.

Runde 14: Tempogebolze ganz vorne, für die in Monza ohnehin extrem beanspruchten Bremsen ist das kein Vergnügen. Hamilton und Rosberg jagen sich gegenseitig Runde für Runde die schnellste Rennrunde ab. 1,6 Sekunden liegt der Deutsche noch vor seinem Teamkollegen.

Runde 18: Bottas kommt jetzt auch ins Fliegen, er ist schon an Hülkenberg, Räikkönen, Perez, Alonso und Button vorbei und auf Platz 6. Das nächste Hindernis: Sebastian Vettel im Red Bull.

Runde 19: Vettel wechselt die Reifen als Erster, aber das sah nach Speeding in der Boxengasse aus. Mal sehen, was die Rennjury dazu meint, auf jeden Fall tauscht er seine Mediums in harte Reifen.

Runde 21: Natürlich kann auch Magnussen Bottas nicht stoppen. Der Finne ist jetzt hinter seinem Teamkollegen Massa auf Platz vier angekommen. Der Däne kommt zusammen mit Alonso zum Reifenwechsel und in dieser Reihenfolge auch wieder raus.

Runde 25: Rosberg stoppt als erster Mercedes, Hamilton kommt eine Runde später rein und hinter dem Teamkollegen wieder raus. Bottas verliert in der Box vier Plätze, Vettel ist vorbei und Boxenstopp-bereinigt Vierter.

Runde 29: Hamilton ignoriert den Vorschlag, erst einmal den Rückstand konstant zu halten. Er greift sofort voll an und ist schon im DRS-Fenster. Das braucht er aber gar nicht! Rosberg wieder mit einem Fahrfehler in der ersten Schikane! Er fährt geradeaus, die Styroporhindernisse kosten zu viel Zeit. Hamilton hat die Führung wieder übernommen und liegt zwei Sekunden vorn! Direkt dahinter rollt Alonso einfach aus.

Runde 32: Rosberg muss wohl die Bremsen schonen. Sein Team vermutet ein Batterie-Problem. Oder geht es schon eher darum, Platz 2 gegen die Williams abzusichern?

Runde 38: Magnussen kassiert eine 5-Sekunden-Strafe. Er habe Bottas in der ersten Strafe von der Strecke gedrängt. So hart war das Manöver aber nicht, die Strafe übertrieben. Derweil geht der Finne nach mehreren Versuchen endlich auf der Strecke am bestraften Dänen vorbei.

Runde 41: Vettel im Abwehrkampf gegen Bottas. Einmal geht das gut, ein zweites Mal nicht. Der Finne ist wieder Vierter.

Runde 42: Spektakel im Mittelfeld! Erst schnappt sich Perez in einem mehrere Kurven andauernden Kampf Button, dann schnappt sich Ricciardo den Engländer nach Start-Ziel. Eine Runde später geht der Australier mit einem extrem cleveren Manöver auch noch am Mexikaner vorbei. Button schlüpft am Ende der Runde locker hinterher.

Runde 44: Das ging schnell: Ricciardo kassiert Magnussen für Platz 6 ein und macht Jagd auf Vettel. Der wehrt sich diesmal nicht, wäre auch sinnlos angesichts seiner Zeitstrafe.

Runde 48: Ricciardo schnappt sich beim zweiten Versuch seinen Teamkollegen mit einem ganz sauberen Überholmanöver.

Runde 51: Kapitaler Verbremser von Hamilton! Er hat sich seinen Fahrfehler lange genug aufgehoben, muss jetzt aber mit Vibrationen durch einen Bremsplatten leben.

Runde 52: Gutierrez schießt da Grosjean regelrecht ab. Nur ein Duell um Platz 16, aber auch das hat die Rennjury sicherlich gesehen.

Runde 53: Kvyat versucht alles, um noch auf fünf Sekunden an Magnussen ranzukommen. Die beiden trennen zwar vier Plätze, aber nur rund sechs Sekunden. In der letzten Runde übertreibt er es, überbremst vor Turn 1 und räumt fast Räikkönen ab. Immerhin kann er weiterfahren.

Ziel: Trotz technischer Probleme am Start siegt Lewis Hamilton im königlichen Park vor Rosberg und Massa. Es folgen Bottas und Ricciardo vor Vettel. Bei Magnussen muss gerechnet werden: Am Ende muss er Perez, Button und auch Räikkönen vorbeilassen und behält nur einen Punkt für Platz 10.

Mann des Rennens: Daniel Ricciardo. Trotz der Probleme beim Start, als sein Motor überhaupt nicht hochdrehte, erholte sich der Australier im zweiten Stint unerwarteterweise. Mit starken Überholmanövern schnappte er sich unter anderem Button, Perez und den eigenen Teamkollegen und sicherte sich den fünften Platz, womit er ab der zweiten Runde knapp zehn Plätze gewann. Vor allem, wie er sich Perez in der ersten Schikane zurechtlegte, um ihn dann vor der zweiten mit einem überraschenden Spurwechsel hinter sich zu lassen, war richtig stark!

Flop des Rennens: Ferrari. Ein mickriger Punkt springt für die Scuderia bei ihrem wichtigsten Rennen des Jahres heraus. Kimi Räikkönen fährt auf Platz zehn und bekommt einen weiteren Punkt geschenkt. Und sonst? Bei Fernando Alonso stirbt der Motor bei über 300 km/h einfach ab, selbst der Spanier konnte zuvor keine Glanzpunkte setzen. Die erste sieglose Saison seit 1993 wird immer wahrscheinlicher. Eine traurige Episode in der langen Geschichte des ältesten und erfolgreichsten F1-Teams, zumal Williams jetzt Platz drei in der Konstrukteurswertung übernommen hat.

Manöver des Rennens: Jenson Button gegen Sergio Perez. Ricciardo schnupfte die beiden locker auf, weil sich die letztjährigen Teamkollegen zuvor ein packendes Duell lieferten. Vom ersten Turn bis nach den Lesmo-Kurven dauerten die Platzierungswechsel, zwischenzeitlich flog Perez mal durch die Variante della Roggia und blieb am Ende trotzdem vorn.

Das fiel auf:

  • Hamilton fährt ab Runde 18 in Rosbergs Windschatten, ist damit schneller auf der Geraden, aber langsamer in den Kurven. Für ein Manöver scheint der Überschuss deshalb nicht zu reichen, bis Rosberg sich durch die Probleme mit der Energierückgewinnung einen zweiten Bremsfehler leistet.
  • Rosberg kann letztlich heilfroh sein, dass Bottas am Start so viel verloren hat, denn auf der Strecke wäre er wohl gegen den Deutschen absolut konkurrenzfähig gewesen.
  • Einige Teams spielen mit der Reifentaktik: Gleich sechs Fahrer starten auf harten Reifen. Sie wollen so lange wie irgendwie möglich auf der Strecke bleiben, ihre Verfolger etwas aufhalten und dann am Ende des Rennens mit den weicheren Medium-Slicks wieder überholen. Gutierrez setzt sogar auf zwei Stopps - als einziger Pilot und ohne Erfolg.
  • Ricciardo kommt am Ende vor Vettel ins Ziel, weil Red Bull mit einem Undercut sicherstellt, dass der Weltmeister problemlos an den McLaren vorbeikommt. Der frühe Stopp ermöglicht Vettel, mit Vollgas schnelle Runden abzuspulen. Dadurch bauen die Medium-Slicks am Ende allerdings rasant ab. Weil Perez und Magnussen sich bekämpfen und damit Zeit klauen, reicht es aber noch zu Platz sechs.

Stand in der Fahrer- und Kontrukteurs-WM

Artikel und Videos zum Thema