Entscheidung gefallen! Vettel regiert

SPOX glatuliert Sebastian Vettel zur vorzeitigen Entscheidung in der Driver-Ranking-Gesamtwertung
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Auch in der Formel-1-Saison 2013 bewertet SPOX-Redakteur Alexander Maack nach jedem Grand Prix die fahrerischen Leistungen der Piloten und stellt sein persönliches Driver-Ranking auf. Teil 15: Japan-GP.

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Das taktikbestimmte Rennen in Japan bot Sebastian Vettel die Möglichkeit, endlich mal wieder einen Gegner zu überholen. Der Heppenheimer ist im Driver-Ranking an diesem Wochenende mal wieder nicht zu schlagen - trotz KERS und Startproblemen. Zwar war Romain Grosjean an diesem Wochenende fast gleichwertig, Vettel überzeugte aber, weil er vielleicht erstmals in dieser Saison ein ganzes Rennen am Limit absolvierte.

Während die beiden Konkurrenten von Red Bull und Lotus die Anerkennung bekommen, stehen auch Felipe Massa und Sergio Perez im Fokus. Für einen Podestplatz reicht es nicht. Individuelle Fehler verbauen beiden Piloten die Platzierung in den Punkterängen. Derweil entwickelt sich Paul di Resta vom Saulus der letzten Rennen zum Paulus von Suzuka.

Meine Wertung für den Japan-GP:

Platz 1, Sebastian Vettel: Es war ein Wochenende am Limit für den Weltmeister. Im Qualifying holte er ohne KERS-Unterstützung Startplatz zwei. Hätte ihm die Technik keinen Strich durch die Rechnung gemacht, wäre er von der Pole ins Rennen gegangen.

Auch im Rennen fuhr der Heppenheimer mit seinem beschädigten Frontflügel dauerhaft am absoluten Limit, blockierte zweimal leicht die Räder und kam kurz aufs Gras. Der schlechte Start verlangte Vettel vollen Einsatz ab. Es ist die einzige Situation, die dem Weltmeister negativ ausgelegt werden könnte. Weil Webber allerdings genauso schlecht wegkam, glaube ich, dass der Fehler beim Team lag.

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Vettel schonte danach seine Reifen und legte einen beeindruckenden zweiten Stint hin. Die Probleme brachten ihm zudem einen Vorteil: Er konnte zur Abwechslung zeigen, dass er nicht nur das Feld anführen, sondern auch ohne Probleme überholen kann. Vettel legte sich Grosjean zurecht und zog auf Anhieb ohne den Funken eines Problems vorbei. Mehr Perfektion geht nicht.

Platz 2, Romain Grosjean: Im Vorjahr hatte der Franzose Mark Webber per Crash am Start ausgeschaltet, 2013 wiederholte er es auf sportliche Art. Grosjean beschleunigte neben den gehandicapten Red Bull auch Lewis Hamilton im Mercedes aus. Allein für diesen Blitzstart bekommt er Pluspunkte. Mittlerweile hat Grosjean neben seiner Schnelligkeit aber endlich die für einen Spitzenfahrer nötige Konstanz gefunden.

Der 27-jährige Franzose ist spätestens seit dem Ungarn-GP ein Siegkandidat, sofern der Lotus auf beiden Reifensätzen gleich gut funktioniert. In Suzuka zerstörten die beiden Stints auf den harten Slicks allerdings seine Chancen.

Platz 3, Nico Hülkenberg: Ganz so stark wie in Südkorea war der Emmericher in Suzuka nicht. In Japan gab es keinen Setupvorteil, durch den Hülkenberg die Traktion des Saubers ausspielen konnte. Trotzdem zeigte der 26-Jährige einmal mehr, warum er aktuell das heißeste Eisen im Cockpit-Karussell ist. Er holte im Qualifying erwartungsgemäß mehr aus dem verbesserten Sauber als sein Teamkollege Esteban Gutierrez.

Gegen die schnelleren Autos von Fernando Alonso und Kimi Räikkönen hatte der Deutsche im Rennen zwar keine Chance, weil seine Reifen nachließen. Zuvor hatte er aber das Manöver des Tages gezeigt, als er Daniel Ricciardo außen in der 130R überholte. Seine herausragenden Leistungen in den letzten Rennen wirken sich auch auf die Driver-Ranking-Gesamtwertung aus: Hülkenberg hat in Suzuka zwei Plätze gut gemacht und ist nun Fünfter.

Platz 4, Mark Webber: Was Vettel gelang, missglückte Webber: Der Australier mühte sich in Suzuka sechs Runden lang hinter Grosjean. Obwohl er auf frischeren und schnelleren Medium-Slicks unterwegs war als der Franzose, blockte Grosjean die Überholversuche ab. Dass Vettel zuvor kein Problem mit dem Lotus-Piloten hatte, zeigt den Unterschied der beiden Red-Bull-Teamkollegen: Wenn Webber ein Sportwagen ist, dann muss Vettel der getunte Supersportwagen sein.

Trotzdem: Das Wochenende des Australiers war für mich sein bestes in der Saison 2013. Er war konstant schnell und sicherte sich seine erste Pole Position seit dem Korea-GP vor fast genau einem Jahr. Behält er diese Form bei, bekommt er seinen Abschiedssieg. In Japan fiel er nach dem schlechten Start dem Strategiesplit zum Opfer, mit dem Red Bull das Rennen auf jeden Fall gewinnen wollte.

Platz 5, Paul di Resta: Der Schotte hat binnen einer Woche die Wandlung vom Saulus zum Paulus vollzogen. Nach drei sehr schwachen Leistungen in Folge, überzeugte er in Japan endlich wieder. Dass er im Rennen Elfter und im Driver-Ranking Fünfter wird, mag überraschen. Di Resta bekommt von mir acht Punkte, weil er seinen nervösen Force India fast in Q3 gebracht hätte, während Teamkollege Adrian Sutil nicht über Q1 hinauskam.

Auch wenn der Force India an diesem Wochenende wieder weit weg von den Punkterängen war, was Sutils harter Kampf mit den Williams-Piloten eindrucksvoll zeigte, kam Di Resta schließlich als Elfter über die Linie - zehn Sekunden nach Jenson Button. Mehr war für den 27-Jährigen nicht möglich.

Platz 6, Esteban Gutierrez: Die erste von 53 Runden am Sonntag bringt dem jungen Mexikaner seine bisherige Topplatzierung im Driver-Ranking. Gutierrez spurtete von Startplatz 14 durch eine gute Linienwahl in der ersten Kurve um fünf Plätze nach vorn. Seit der Sommerpause hat der jüngste Pilot des aktuellen Starterfeldes sich stark verbessert.

Sind es die Reifen? Die Erfahrung? Oder brauchte Gutierrez ein gutes Auto für seinen Aufschwung? Woran es auch liegt - wie Gutierrez in der Schlussphase Nico Rosberg abwehrte, verdient Respekt. Die ersten WM-Punkte für den 22-Jähren waren redlich verdient. Gutierrez hat Selbstvertrauen getankt: Er will Teamkollege Hülkenberg in den letzten vier Saisonrennen schlagen.

Platz 7, Fernando Alonso: Die neuerliche Klatsche im Qualifying von Teamkollege Felipe Massa war alles andere als erfreulich. In Q2 und Q3 war Massa schneller. Auf der entscheidenden Runde trennten beide fast drei Zehntel. Auch wenn Alonso bei der Abstimmung mehr aufs Rennen geachtet hätte, wäre das zu viel gewesen.

Durch den schlechten Startplatz hing Alonso am Sonntag 20 Runden hinter dem eigenen Teamkollegen, weil Massa seit seiner Ausbootung für sich selbst fährt und die Teamorder ignoriert. Als er endlich vorbei war, setzte sich Alonso dann aber mit seiner besseren Pace ab. Besonders im letzten Stint blieb der Spanier cool und schonte anfangs seine Reifen. So konnte er Hülkenberg, dessen Slicks schon mächtig abbauten, später spielend leicht überholen.

Platz 8, Kimi Räikkönen: Am Sonntag top, am Samstag - durchwachsen. Kimi Räikkönen kommt am Samstag nicht mehr gegen Romain Grosjean gegen an. In Suzuka reichte eine tolle Aufholjagd nicht für mehr als Platz fünf. Die Überholmanöver waren makellos: Der Iceman ging in der Highspeedkurve 130R außen an Esteban vorbei, Jenson Button ließ er in der darauffolgenden Schikane keine Chance.

Bei zwei Starts aus der fünften Reihe in Folge, muss sich aber auch Räikkönen etwas Kritik gefallen lassen. Anfang der Saison überstrahlte er seinen Teamkollegen durch seine reifenschonende Fahrweise. Durch die Änderung der Gummimischungen hat sicher der Vorteil des Stils mittlerweile in Luft aufgelöst. Vielleicht sollte Räikkönen seinen Setup-Ansatz für das Saisonfinale ändern, um direkt vom Start nochmal vorne anzugreifen. Grosjean hat gezeigt wie's geht.

Platz 9, Nico Rosberg: Der gebürtige Wiesbadener setzte alles aufs Rennen und stimmte seinen Silberpfeil anders ab als Teamkollege Lewis Hamilton und wurde dadurch nur Sechster. Der Engländer sollte mit seiner Konzentration auf das Qualifying unglücklicherweise Recht behalten, weil er schon nach sieben Runden den unfahrbaren Benz abstellen musste.

Rosberg dagegen hatte Platz vier schon gebucht, bis sein Team ihn beim Boxenstopp zu früh wieder losfahren ließ und er fast Sergio Perez abgeräumt hätte. Für die nachfolgende Durchfahrtsstrafe konnte der 28-Jährige allerdings nichts. Trotzdem wird er nur Neunter, weil er sich in der neunten Runde einen kapitalen Fehler leistete und neben der Strecke über eine Sekunde verlor.

Platz 10, Jenson Button: Der McLaren-Pilot sichert sich noch einen Punkt im Driver-Ranking, obwohl für ihn in Japan wesentlich mehr möglich gewesen wäre. Button musste nach dem Start hart verzögern, um Lewis Hamilton auszuweichen. Der dabei entstandene Bremsplatte zwang ihn schon zu einem frühen ersten Reifenwechsel, die Taktik war beeinträchtigt.

Weil sein Team beim Pitstop schlecht arbeitete, verlor Button weitere Zeit. Trotzdem kam er mit der für ihn ungewöhnlichen Dreistopp-Strategie schnell wieder nach vorne. Nachdem er Teamkollege Sergio Perez wieder hinter sich gelassen hatte, überholte er im letzten Stint noch Sutil, di Resta and Massa. Dafür gibt's den Ehrenpunkt.

Härtefall 1, Felipe Massa: Eigentlich hätte Felipe Massa eine gute Platzierung im Driver-Ranking vorweisen können: Den eigenen Teamkollegen im Qualifying abgehängt, dann bei Alonso im Schlepptau auf Platz sechs. Allerdings verbaute sich Massa seine gute Position selbst, weil er zu schnell in der Box war. Es sind zu viele Fehler, die dem Brasilianer in dieser Saison unterlaufen.

Härtefall 2, Sergio Perez: Während sein Landsmann Gutierrez überzeugte, bestätigte Perez den Eindruck der gesamten Saison. Der Mexikaner hat nach dem Abgang von Sauber den nächsten Schritt nicht geschafft. Am Freitag zerstörte er den McLaren, weil er den Reifen in der Spoon-Kurve auf den Kunstrasen lenkte. Während er Rosberg in der Box noch gut auswich, kollidierte er aus eigener Schuld auf der Strecke und fing sich einen Plattfuß ein. Sein Rennen war damit hinüber. Auch bei ihm sind es zu viele kleine Fehler, die sich häufen.

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