Einfach nur saudämlich!

SID
Pastor Maldonado (r.) räumte am Start in Monaco Pedro de la Rosa (M.) ab
© Getty

Auch in der Formel-1-Saison 2012 bewertet SPOX-Redakteur Alexander Mey nach jedem Grand Prix die fahrerischen Leistungen der Piloten und stellt sein persönliches Driver-Ranking auf. Teil 6: Monaco-GP.

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In Monaco war Michael Schumacher der heimliche Held, aber es gab auch noch zwei kleinere Helden und einen Mann, der großem Druck standgehalten hat. Der Barcelona-Held hat dagegen völlig versagt.

Meine Wertung für den Monaco-GP:

Platz 1, Mark Webber: Der Australier ist wieder der, der er 2010 war. Passend, dass er diesen Eindruck ausgerechnet mit einem Sieg in Monaco unterstrichen hat. Dort gewann er nämlich auch 2010. Neben seinem starken Qualifying und seinem ungewohnt starken Start hat mich vor allem beeindruckt, wie er am Ende bei einsetzendem Regen die Nerven behalten hat, obwohl ihm fünf Autos direkt im Heck klebten. Fast eine Kopie des Sieges von Teamkollege Vettel im vergangenen Jahr.

Platz 2, Michael Schumacher: Sein Samstag war mit der Pole-Runde phänomenal. Nicht einmal seine Gegner konnten sich erklären, wo er plötzlich diese Zeit hergeholt hatte. Sein Sonntag war dafür ein einziger Konjunktiv. Hätte er von der Pole starten dürfen. Hätte er am Start den unglücklichen Unfall mit Grosjean nicht gehabt. Hätte er dadurch nicht das halbe Rennen hinter Räikkönen festgehangen. Schumi war in Monaco vom Speed her siegfähig. Das hat er gezeigt, als er in der zweiten Rennhälfte endlich freie Fahrt hatte. Leider nur bis zu seinem Ausfall.

Platz 3, Nico Rosberg: Lange sah er am Samstag nach dem Pole-Setter aus, bis kurz vor Schluss noch Webber und Schumacher kamen. Trotzdem war seine Vorstellung am Heim-Wochenende sehr stark. Er hat auch im Rennen überhaupt nichts falsch gemacht, bekam aber nie die Chance, Webber ernsthaft zu attackieren. Letztlich war es dann doch nur ein Fahren in der Kolonne - 78 Runden lang.

Platz 4, Fernando Alonso: Ich hatte ihn sogar als heißen Tipp auf Pole und Sieg auf der Liste, aber sein fünfter Startplatz hat ihm letztlich den Sieg gekostet. Hätte er irgendwann einmal freie Fahrt gehabt, hätte er es schaffen können. Alonso fährt jetzt schon eiskalt mit Blick auf die Fahrer-WM und weiß genau, dass es darum geht, immer Punkte zu holen, auch wenn es mit dem Sieg mal nicht klappt. So berechnend war der mitunter auch einmal heißblütige Spanier nicht immer. Aber das ist eine Qualität, die einen zum Champion machen kann, auch wenn man nicht das schnellste Auto hat. Gerade in dieser verrückten Saison ein dicker Pluspunkt.

Platz 5, Sebastian Vettel: Wie die Piloten vor ihm hätte auch der Weltmeister den Speed gehabt, um das Rennen zu gewinnen. Aber auch für ihn gilt die Schumi-Regel: Das Leben ist kein Konjunktiv. Dadurch, dass er sich vor dem Qualifying beim Set-Up verzockt hat und von Platz neun aus starten musste, hat er sich die Siegchance schon am Samstag selbst geraubt. Das wiegt vor allem in Monaco schwer. Da rettet es ihn auch nur noch bedingt, dass er ein großartiges Rennen gefahren ist. Vor allem in den Runden, in denen er freie Fahrt hatte. In denen hat er trotz uralter Reifen Webber zu Beginn rund eine Sekunde pro Runde abgenommen. Alles in allem ist Platz vier noch bestmögliche Schadensbegrenzung gewesen.

Platz 6, Heikki Kovalainen: Endlich ist die Konstellation einmal so, dass ich seine sehr guten, aber kaum beachteten Leistungen im Caterham mit Punkten belohnen kann. Kovalainen hat fast das ganze Rennen lang Button im McLaren hinter sich gehalten und ihn durch knallharte, aber nie unfaire Verteidigungs-Manöver derart frustriert, dass er es letztlich übertrieb, sich drehte und ausschied. Seinen Teamkollegen Petrow hat Kovalainen ohnehin schon das ganze Jahr über sicher im Griff.

Platz 7, Sergio Perez: Neben Schumacher die zweite tragische Figur des Wochenendes. Unfassbar, was bei ihm alles schief gelaufen ist! Erst wird er von Maldonado im Training abgeräumt, dann fliegt er in der Folge im Qualifying wegen eines Aufhängungsdefekts ab. Dann startet er wegen eines Getriebewechsels als 23., dann kassiert er wegen einer unglücklichen Behinderung von Räikkönen auch noch eine Durchfahrtsstrafe. Und trotz allem fährt er in Monaco noch von 23 auf elf nach vorne, zeigt ein paar mutige Überholmanöver und dreht teilweise die schnellsten Rennrunden. Schon im Training deutete er an, dass er ganz weit vorne hätte landen können. Das ist mir trotz allen Pechs einige Punkte wert.

Platz 8, Lewis Hamilton: Ein unauffälliges Wochenende des Engländers. Platz vier im Qualifying war okay, mehr aber auch nicht. Im Rennen hat er nach schwachem Start auch nie den Speed gefunden, um Druck auf die Spitze machen zu können. Er ist zwar immer mitgefahren, hat aber nie die Initiative übernommen. Folgerichtig hat er erst einen Platz gegen Alonso und dann noch einen gegen Vettel verloren.

Platz 9, Felipe Massa: Das erste gute Rennen des Ferrari-Sorgenkindes in der ganzen Saison. Das ist ihm hoch anzurechnen, denn nach der jüngsten Kritik von Ferrari-Boss di Montezemolo musste man bei einem weiteren Flop schon seinen Rauswurf befürchten. Im ersten Renndrittel konnte er sogar mit Teamkollege Alonso mithalten, wohl aber nur, weil der Spanier nach Kräften Reifen schonte. Insgesamt kam er aber fehlerlos und konstant schnell durchs Wochenende. Damit mit muss man in seiner Situation erst einmal zufrieden sein. Man hat den Eindruck, dass Massa in dem Maße besser wird, in dem sich das Auto steigert. Alonso hingegen ist umso überlegener, je schwieriger das Auto zu fahren ist.

Platz 10, Nico Hülkenberg: Schwierige Entscheidung zwischen den beiden Force-India-Piloten. Ich geben Hülkenberg den Punkt, weil er erstens im Qualifying klar stärker war, zweitens in der erstens Rennhälfte mit der Spitze mithalten konnte und drittens den Platz gegen di Resta nur deshalb verloren hat, weil er hinter Räikkönen fest hing.

Härtefall 1, Pastor Maldonado: Der Barcelona-Sieger war in Monaco das Gegenteil von dem, was ihn vor zwei Wochen so stark gemacht hat. Er war nämlich nicht konstant und fehlerlos sondern wieder der ungestüme Südamerikaner, der sein Temperament nicht im Griff hat und Fehler begeht. Vor allem den im Training gegen Perez. Was für eine unnötige Aktion, sich beim Versuch, den Sauber-Piloten zu schneiden, um ihn zu ärgern, zu verschätzen und ihm ins Auto zu fahren! Unnötig trifft es eigentlich gar nicht, saudämlich war das! Angeblich schrammte Maldonado nur haarscharf am Ausschluss vom Rennen vorbei. Sein Startcrash mit de la Rosa passte danach ins Bild.

Härtefall 2, Jenson Button: Bei Button geht gar nichts mehr. In den letzten beiden Qualifyings hat er nicht einmal die Top Ten erreicht. Zwei Punkte aus den letzten drei Rennen sind auch nicht gerade eine Empfehlung für den Titelkampf. Er hat das Gefühl für das Set-Up des Autos völlig verloren, hadert über Funk immer wieder über mangelnden Grip, Untersteuern oder wahlweise auch Übersteuern. Button wirkt im Moment total ratlos. Ausgerechnet er, der 2011 in jeder Situation Herr der Lage zu sein schien.

Stand in der Fahrer- und Konstrukteurs-WM

Meine Punkte für das Monaco-Wochenende: