Monaco-GP: "Großmütter auf Landstraßen" - Spott am 80. Geburtstag

SID
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© getty

Der Grand Prix von Monaco feierte seine 80. Auflage - und wirkte mal wieder aus der Zeit gefallen. Die Zukunft ist längst nicht mehr sicher.

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Es war mal wieder Sonntag in Monaco, und das Formel-1-Rennen glich natürlich einer Prozession. Die alte Wunde dieser großen Veranstaltung klaffte also, der britische Boulevard lässt sich in solchen Fällen ja nie lange bitten. "Der Grand Prix von Monaco ist eine der tollsten Sehenswürdigkeiten", schrieb die Daily Mail genussvoll, "aber Großmütter auf Landstraßen schaffen mehr Überholmanöver."

Auch die 80. Auflage des Großen Preises im Fürstentum bot Anlass für diese alte Diskussion, erst der starke Regen in der zweiten Rennhälfte brachte Chaos, rutschende Autos und damit doch noch Unterhaltung. Die Fahrer lieben die Herausforderung zwar noch immer, doch von außen wird das Rennen zunehmend kritisch gesehen - und auch die Beziehung der Formel 1 zu ihrem Klassiker ist merklich abgekühlt, eine Zukunft im Kalender längst nicht mehr selbstverständlich.

Christian Horner, Teamchef des Weltmeister-Rennstalls Red Bull, fasste die Probleme zuletzt so zusammen. "Wäre Monaco ein neuer Kurs, und sie würden sagen: 'Ihr bekommt von uns das wenigste Geld im ganzen Jahr, und überholen könnt ihr hier auch nicht' - dann würde es dieses Rennen niemals in den Kalender schaffen."

Die Monegassen müssten ihren Kurs erweitern, ein paar Überholmöglichkeiten schaffen, fordert Horner. Noch deutlicher wird Günther Steiner. "Das Rennen war mal einzigartig, aber mittlerweile haben wir einige Stadtkurse", sagt der Haas-Teamchef: "Monaco muss sich etwas einfallen lassen, damit wir auch in Zukunft wiederkommen."

Formel 1: Monaco ist die Diva unter den Standorten

Denn Monaco ist noch immer die Diva unter den Formel-1-Standorten. Das Geschäftsmodell der Königsklasse sieht vor, dass jede Rennstrecke eine Antrittsgage zahlt, nur das Fürstentum war da lange eine Ausnahme. Mittlerweile hat sich das geändert, doch die Einnahmen sind nicht vergleichbar mit dem Geld, welches die Formel 1 anderswo verdient.

Es ist nicht das einzige Sonderrecht in der Geschichte dieses Rennens. So sorgten die Produktion des eigenen TV-Bilds und komplizierte Werbeverträge stets für Spannungen, zudem ist der traditionelle Termin Ende Mai ein Problem: Die Rennserie möchte ihren Kalender künftig gerne in regionale Gruppen aufteilen, dazu wäre Flexibilität wichtig.

All das sind Schwierigkeiten, von denen der Zuschauer kaum etwas mitbekommt. Ein Kernproblem ist allerdings auch der vermeintliche Höhepunkt des Wochenendes - das meist ziemlich ereignislose Rennen.

Das seien eben "die Monaco-Gesetze", sagt Nico Hülkenberg dazu, "überholen war hier immer schwer, und es wird immer schwer bleiben. Vor allem, wenn wir diese Riesenautos haben, die die Hälfte der Strecke einnehmen." Denn die Boliden sind mittlerweile zwei Meter breit, mehr als fünfeinhalb Meter lang und 800 kg schwer. Diese Maschinen und dieser Stadtkurs - das passt kaum noch zusammen.

Zwar will die moderne Formel 1 ausdrücklich auf Stadtkursen fahren und setzt dies ja auch schon um. Baku, Las Vegas und Dschidda sind aber nicht vergleichbar. Die Straßen sind dort breit wie Autobahnen, Fehler werden verziehen.

Monaco sei daher "der letzte echte Straßenkurs", sagt Haas-Pilot Hülkenberg, auch er liebt die Strecke, trotz aller Probleme. Und Fernando Alonso zeigte sich am Wochenende irritiert von Fragen nach der Zukunft: "Das klingt nicht richtig, Monaco muss für immer bleiben." Der Vertrag läuft aber bloß bis 2025.

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