Formel 1: Kronjuwel in Gefahr? Monaco und die schwindende Einzigartigkeit

SID
Monaco-GP, Formel 1
© getty

Monaco ist das Kronjuwel der Formel 1. Doch die Macher der Rennserie haben verdeutlicht, dass sie auch vor heiligen Kühen nicht haltmachen.

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Eine Armada an Luxusyachten? Parkt längst auch im künstlichen Hafenbecken von Abu Dhabi. Weltstars im Dutzend? Strahlten neulich in Miami in jede Kamera. Hetzjagden durch Leitplankenkanäle? Gibt es in der Formel 1 mittlerweile auch in Singapur, Dschidda oder Baku. Zumindest der Fürst ist dem Großen Preis von Monaco als Alleinstellungsmerkmal noch geblieben, doch im Ernst: Das Rennen der Rennen kämpft um seinen Sonderstatus.

Spätestens wenn Max Verstappen, Lewis Hamilton und Co. im Herbst 2023 unter Flutlicht den berühmt-berüchtigten Strip in Las Vegas rauf- und runterrasen, wird diskutiert werden, ob Monaco noch der Glamour-Grand-Prix der Formel 1 ist. Manch einer fragt gar schon: Hat das Rennen überhaupt eine Zukunft?

Bei den Fahrern gibt es darüber keine zwei Meinungen. "Ich glaube nicht, dass Monaco ersetzt werden kann", sagt Verstappen, immerhin amtierender Weltmeister - und wohnhaft im Steuerparadies an der Cote d'Azur.

Für Mick Schumacher, dessen Vater Michael fünfmal den Klassiker gewann, wäre es "sehr schade", das Rennen zu verlieren. Der 23-Jährige verwies auf die "Triple Crown" des Motorsports: Siege in Monaco, bei den 500 Meilen von Indianapolis und den 24 Stunden von Le Mans gelten als die Königs-Herausforderungen. Kaum vorstellbar, wenn der Krone ein Zacken fehlen würde.

Horner: "Wenn man stehen bleibt, dann geht man rückwärts"

Einige führende Köpfe der Formel 1 sind aber ins Grübeln geraten. Man müsse das Verhältnis neuer Rennen zu historischen Grands Prix "abwägen", sagte Serienchef Stefano Domenicali vor Saisonbeginn. Die Angebote neuer Veranstalter würden die Organisatoren traditioneller Rennen dazu zwingen, "ihr Qualitätsniveau anzuheben".

Für Red-Bull-Teamchef Christian Horner ist die Formel 1 ohne Monaco zwar "unvorstellbar", doch der Brite warf auch ein: "Monaco ist wegen seines Erbes und seiner Geschichte dabei. Das ist alles." Auch das "Kronjuwel" müsse mit der Zeit gehen, so Horner, denn: "Wenn man stehen bleibt, dann geht man rückwärts. Das gilt für alle Aspekte des Sports."

Hinter solchen Aussagen darf man Kalkül vermuten. Die Formel 1 boomt wie lange nicht. Der Kalender umfasst in diesem Jahr 22 Rennen, weitere Veranstalter würden gern dazugehören, die Belastungsgrenze der Königsklassen-Nomaden ist aber erreicht.

Die Formel 1 setzt deswegen den Rotstift an. Bis inklusive 2021 gönnte die Rennserie der Veranstaltung im Fürstentum die Extravaganz eines Ruhetages am Freitag. Damit ist nun Schluss.

Hinzu kommt die anhaltende Kritik an der Streckenführung, die seit der Premiere 1929 praktisch unverändert ist. Die Autos aber sind viel schneller geworden - und fahren mangels Überholmöglichkeiten meist nur hintereinander her.

Und dann ist da noch das liebe Geld. Der Vertrag zwischen dem Automobil-Club von Monaco und der Formel 1 läuft nach dem Rennen am Sonntag (15 Uhr im Liveticker) aus. Es ist ein offenes Geheimnis, dass Monaco beim Antrittsgeld am Tabellenende rangiert - zu sehr war die Motorsport-Königsklasse bislang auf den Glamour des Rennens angewiesen. Doch die Zeiten haben sich geändert. Will Monaco bleiben, muss es sich wohl bewegen.

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