"Eine Message für alle": Formel 1 streicht diesjähriges Russland-Rennen in Sotschi

SID
Der Große Preis von Russland findet seit 2014 auf dem Sochi-Autodrome statt.
© getty

Mick Schumachers Haas-Team verzichtete am Freitag bei den Testfahrten auf Farben und Logos des russischen Titelsponsors. Das Rennen in Sotschi wurde gestrichen.

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Die oftmals schrecklich unpolitische Formel 1 war kaum wiederzuerkennen. Einen Tag nach dem russischen Angriff auf die Ukraine hat die Motorsport-Königsklasse das Rennen am 25. September in Sotschi abgesagt - womöglich auch aufgrund der Boykottdrohung Sebastian Vettels. Das Haas-Team von Mick Schumacher entfernte am letzten Testtag in Barcelona die Farben und Logos seines russischen Titelsponsors Uralkali - und Schumachers Teamkollege Nikita Masepin gab mit neun schmalen Testrunden am Freitag womöglich seine Abschiedsvorstellung.

Haas jedenfalls prüft die Trennung von Uralkali, das seit Anfang 2021 viel Geld in den Rennstall pumpte. Ein Deal, der auch den mäßig talentierten Mazepin in die Königsklasse brachte - sein milliardenschwerer Vater Dimitri ist Mehrheitsaktionär bei Uralkali. Diesmal dürfte die Rechnung so aussehen: Hat der größte Mineraldüngerhersteller Russlands bei Haas keine Zukunft mehr, wird es auch für den 22-jährigen Mazepin keine geben.

"Wir müssen alle rechtlichen Fragen, über die ich nicht sprechen kann, in der kommenden Woche klären", sagte Haas-Teamchef Günther Steiner. Der US-Rennstall schickte sein Auto zum Abschluss der Testfahrten in weißer Lackierung auf die Strecke, der Schriftzug Uralkali wurde von den Autos, Teamtrucks und dem Motorhome entfernt. "Wir haben gestern mit unseren Teampartnern die Entscheidung getroffen, dass wir so vorgehen. Es war die richtige Entscheidung, eine Message für alle", erklärte Steiner.

Schumi-Kollege Mazepin: "Es ist eine schwierige Zeit"

Mazepin, der am Freitag eigentlich zur Pressekonferenz erscheinen sollte, ließ sich kurzfristig entschuldigen. Dafür meldete er sich bei Twitter mit einer kurzen Botschaft. "Es ist eine schwierige Zeit. Ich habe keine Kontrolle über vieles, was gesagt und getan wird. Ich konzentriere mich auf das, was ich kontrollieren kann, indem ich hart arbeite und mein Bestes für mein Team gebe", schrieb Masepin.

"Er macht sich natürlich Gedanken", erklärte Steiner, der dem für seine Ausrutscher auf und abseits der Strecke bekannten Russen keine Job-Garantie geben wollte. "Das muss gelöst werden", sagte Steiner nur: "Nicht alles hängt von uns ab. Da sind Regierungen involviert." So könnte Mazepin über die offene Rechtsfrage mit Uralkali hinaus auch Probleme mit der Einreise in bestimmte Länder bekommen.

Für die wirtschaftliche Zukunft des Rennstalls spiele dieser einzelne Sponsorendeal keine Rolle, beteuerte der Südtiroler Steiner: "Ich habe dem Team gesagt, dass alles in Ordnung ist. Das ist ein Schlagloch, aber das beeinträchtigt das Team nicht sportlich."

Die "absolut richtige Entscheidung", da waren sich viele Piloten am Freitag einig, hat die Formel 1 mit der Absage des Russland-Rennens getroffen. Am Donnerstag hatten sich Königsklassen-Management, Automobil-Weltverband FIA und die zehn Teams beraten. Die Entscheidung war einmündig.

"Wir beobachten die Entwicklungen in der Ukraine mit Trauer und Bestürzung", hieß es: "Unter den derzeitigen Umständen ist es unmöglich, den Großen Preis von Russland durchzuführen." Der viermalige Weltmeister Vettel hatte am Donnerstag bereits erklärt, angesichts der russischen Invasion im Falle eines stattfindenden Rennens nicht in Sotschi an den Start zu gehen.

Die Formel 1 hatte zuletzt 2011 aus politischen Gründen auf ein Rennen verzichtet, in Bahrain kam es damals im "Arabischen Frühling" zu blutigen Auseinandersetzungen.

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