Formel 1 - Emila-Romagna-GP: Verstappen siegt im Regen von Imola - Hamilton verhindert Mercedes-Debakel

Von Christian Guinin
Sebastian Vettel erlebte erneut ein enttäuschendes Wochenende.
© imago images / Motorsport Images

Max Verstappen hat den Großen Preis der Emilia Romagna gewonnen. Der Red-Bull-Pilot siegte in einem chaotischen Rennen vor Weltmeister Lewis Hamilton (Mercedes) und Lando Norris im McLaren. Aus deutscher Sicht verpassten sowohl Sebastian Vettel (15., Aston Martin) als auch Mick Schumacher (16., Haas) die Punkteränge.

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"Es war eine große Herausforderung, gerade am Anfang bei der Nässe Es war sehr rutschig", sagte Sieger Verstappen im Anschluss. "Die Saison ist noch lang, da kommt noch einiges von uns." Sein Teamchef, Christian Horner zeigte sich von der Leistung des Niederländers begeistert. Verstappen habe nur vor dem Neustart einen kleinen Fehler gemacht, ansonsten habe er den Sieg absolut verdient. Trotzdem ärgert er sich ein bisschen, weil man die Möglichkeit gehabt habe, Mercedes nach dem Bottas-Crash in der WM noch mehr Punkte abzunehmen.

Einen erneut ernüchternden Nachmittag erlebte hingegen Sebastian Vettel. Sein Team hatte ein Problem an der hinteren Bremsanlage nicht rechtzeitig beheben können. Der viermalige Weltmeister startete aus der Boxengasse - wie schon beim Auftakt in Bahrain musste sich Vettel vom Ende des Feldes vorkämpfen. Eine zehnsekündige Stop-and-Go-Strafe passten ins Bild eines gebrauchten Nachmittags. Vor der Schlussrunde musste er seinen Boliden abstellen.

"Heute war der Wurm drin von vorne bis hinten", sagte er nach dem Rennen: "Es war nicht viel Positives für uns dabei, es sollte irgendwie nicht sein. Das Gefühl im Auto ist zwar ein bisschen besser, im Moment sind es aber wenige Runden, die ohne Probleme für uns laufen. Wir können uns nur steigern."

Großes Gesprächsthema nach dem Rennen war natürlich auch der heftiger Crash zwischen Mercedes-Pilot Valtteri Bottas und George Russell im Williams. Während der Finne die Schuld klar bei Russell sah, gab dieser beiden Fahrern eine Teilschuld: "Es ist nicht komplett seine Schuld und nicht komplett meine. Aber ich denke, man hätte es vermeiden können."

Bottas hingegen wunderte sich, wiese Russell überhaupt an dieser Stelle zu einem solchen Manöver griff. "Es hätte viel schlimmer ausgehen können", sagt er und berichtet: "Er versuchte ein Überholmanöver an einer Stelle, wo es nur eine trockene Linie gab. Ich habe die Wiederholung gesehen, und es war definitiv die ganze Zeit Platz für zwei Autos." Es sei daher "komplett seine Schuld" gewesen.

Emilia-Romagna-GP: Die Analyse

Auf feuchter Strecke legte der von Rang drei gestartete Verstappen einen Mega-Start hin und ging sowohl an Teamkollege Perez als auch an Hamilton vorbei. Zwischen dem amtierenden Weltmeister und Verstappen kam es in Kurve eins sogar zur Berührung, wobei sich Hamilton ein Teil seines Frontflügels demolierte. Nur mit Mühe gelang es dem Engländer, seinen zweiten Platz vor Perez zu behaupten.

Vor Ablauf der ersten Runde wurde das Safety Car auf die Strecke beordert. Williams-Pilot Nicholas Latifi hatte beim Zurückkehren auf die Strecken Nikita Mazepin im Haas übersehen und schlug nach einem Kontakt mit dem Russen in die Strecken-Begrenzung ein.

Auch Mick Schumacher kam nicht ungeschoren davon. Hinter dem Safety Car verlor der Rookie auf der Start-und-Zielgeraden die Kontrolle über seinen Haas und crashte in die Boxenmauer. Glücklicherweise konnte der Deutsche nach Wechsel seinen Frontflügels jedoch weiterfahren.

Beim Restart wehrte Verstappen an der Spitze den Angriff Hamiltons ab und schaffte es in den kommenden Umläufen den Abstand auf komfortable fünf Sekunden zu stellen. Dahinter eroberte Leclerc Platz drei von Perez. Der Mexikaner wurde zu allem Überfluss mit einer zehn Sekunden Stop-and-Go belegt, da er in der Safety-Car-Phase widerrechtlich überholt hatte.

Im Kampf um die Punkte musste der an fünf gestartete Gasly aufgrund seiner Full-Wet-Regenreifen Federn lassen. Der Franzose hatte sichtlich mit Grip zu kämpfen und wurde Runde für Runde bis ans Ende des Feldes durchgereicht.

Durch die abtrocknende Strecke wagten ab Runde 25 dann die ersten Piloten den Wechsel auf Trockenreifen. Vettel und Schumacher machten hierbei den Anfang, wobei sich schnell zeigte, dass der Slick der deutlich schnellere Reifen im Vergleich zu Intermediates und Full-Wets ist.

Emila-Romagna-GP: In Runde 33 überschlagen sich die Ereignisse

Dementsprechend nutze auch Verstappen die veränderten Bedingungen zu einem Wechsel auf Mediums. Hamilton blieb seinerseits eine Runde länger draußen und versuchte es mit einem Overcut, aufgrund eines langsamen zweiten Sektors blieb der Niederländer Boxenstopp-bereinigt aber in Führung.

In Runde 33 überschlugen sich dann die Ereignisse. Zunächst rutschte Hamilton beim Überrundungsvorgang von Russell ins Kiesbett und schaffte es erst nach einigen Anstrengungen auf die Strecke zurückzukehren. Wenig später kam es dann zwischen Bottas und Russell im Kampf um Platz acht zu einer spektakulären Kollision. Auf der Start-und-Zielgeraden setzte der Williams-Pilot zum Überholvorgang an und kam mit seinen Reifen auf den nassen Rasen. Ohne Kontrolle über seinen Boliden crashte er in Bottas und sorgte für das Ausscheiden beider Fahrer.

Aufgrund der anschließenden Aufräumarbeiten wurde das Rennen unterbrochen. Während Verstappen weiterhin in Führung lag, fiel Hamilton durch seinen Fehler auf Position neun zurück. Erst nach gut 20 Minuten Unterbrechung wurde der Grand Prix fortgesetzt.

Die zweite Rennhälfte wurde dann hauptsächlich von der Aufholjagd Hamiltons dominiert. Während Verstappen souverän das Tempo an der Spitze kontrollierte, pflügte der amtierende Weltmeister durchs Feld und arbeitete sich noch bis auf Rang Zwei vor. Nutznießer des Chaos war vor allem Norris, der seinen McLaren auf Platz drei abstellte und so seinen zweiten Karriere-Podestplatz einfuhr.

Dahinter für Mercedes mit den Plätzen vier (Leclerc) und fünf (Sainz) ein gutes Teamergebnis ein. Die Top 10 komplettierten Ricciardo (6., McLaren), Stroll (7., Aston Martin), Gasly (8., AlphaTauri), Räikkönen (9., Alfa Romeo) und Ocon (10., Alpine). Den Extrapunkt für die schnellste Rennrunde sicherte sich Hamilton.

Emilia-Romagna-GP: Die Reifenstrategie

Aufgrund der zu Beginn vor allem in Sektor eins extrem nassen Strecke entschied sich das komplette Fahrerfeld auf einen Start auf Regenreifen. Viele Piloten wählten dabei die Intermediates, lediglich Gasly, Alonso, Schumacher und Mazepin starteten auf den Full-Wets.

Diese stellten sich auf der abtrocknenden Strecke jedoch schnell als die falsche Wahl heraus. Vor allem Gasly hatte große Probleme und wurde von Position fünf bis ans Ende des Feldes durchgereicht. Hingegen machten Fahrer, die sich für einen frühen Wechsel auf Trockenreifen entschieden, Boden gut. Vettel konnte so einige Positionen gewinnen.

Nach dem raschen Abtrocknen der Strecke wechselte das Feld dann nach und nach auf Trockenreifen, der Großteil der Piloten entschied sich dabei für die Mediums, mit denen das Rennen zu Ende gefahren wurde.

Highlight des Rennens: Bottas-Russell-Unfall

Die Formel-1-Saison 2021 hat ihren ersten heftigen Abflug. Beim Versuch von Russell, Bottas auf der Start-und-Zielgeraden zu überholen, kam der Engländer mit seinem rechten Hinterrad zu weit auf den Rasen. Der Williams-Pilot verlor die Kontrolle über sein Heck und krachte in den neben ihn fahrenden Bottas. Während des Rennens wollte keiner der beiden eine Schuld am Unfall eingestehen, letztlich kann man aber von Glück sprechen, dass nichts Schlimmeres passiert ist.

Top des Rennens: Lando Norris

Super abgeklärte Vorstellung des Youngsters. Schon im Qualifying mit einer guten Pace, behielt der Engländer auch im Regen von Imola einen kühlen Kopf. War zu jedem Zeitpunkt schneller als Teamkollege Ricciardo und krönte seine Leistung mit einem Platz auf dem Podest. Ebenfalls stark: Max Verstappen und beide Ferraris.

Flop des Rennens: Valtteri Bottas

Für seinen Ausfall kann man dem Finnen nur eine Teilschuld geben, abgesehen davon zeigte Bottas am Wochenende aber eine mehr als enttäuschende Leistung. Durch seinen eigens verschuldeten Startplatz acht hatte er große Probleme, sich durchs Feld zu kämpfen. Von der Rennpace fuhr er teil auf einem Niveau mit Aston Martin und Williams. Das kann nicht der Anspruch sein.

Formel 1: Die WM-Wertung nach 2 von 23 Rennen

  • Fahrerwertung:
PlatzFahrerTeamPunkte
1Lewis HamiltonMercedes44
2Max VerstappenRex Bull43
3Lando NorrisMcLaren27
4Chales LeclercFerrari20
5Valtteri BottasMercedes16
6Carlos SainzFerrari14
7Daniel RicciardoMcLaren14
8Sergio PerezRed Bull10
9Lance StrollAston Martin7
10Pierre GaslyAlphaTauri4
  • Konstrukteurswertung:
PlatzTeamPunkte
1Mercedes60
2Red Bull53
3McLaren41
4Ferrari34
5Aston Martin7
6AlphaTauri6
7Alfa Romeo2
8Alpine1
9Williams0
10Haas0
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