Formel 1 - Emilia-Romagna-GP: Mercedes macht mit Doppelsieg ersten Titel klar - Vettel geht leer aus

Von Christian Guinin
Mercedes ist zum siebten Mal in Folge Formel-1-Konstrukteurs-Weltmeister.
© LUCA BRUNO/POOL/AFP via Getty Images

Lewis Hamilton hat den Großen Preis der Emilia-Romagna gewonnen. Der Engländer setzte sich in Imola vor seinem Teamkollegen Valtteri Bottas und Daniel Ricciardo (Renault) durch. Durch den Doppelsieg steht Mercedes schon vier Rennen vor Saisonende als vorzeitiger Konstrukteurs-Weltmeister fest. Sebastian Vettel verpasste wegen eines Patzers seiner Boxencrew als Zwölfter die Punkteränge.

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Die Dominanz der Silberpfeile und des frisch gebackenen Formel-1-Rekordsiegers findet kein Ende. Hamilton gewann bei der Rückkehr nach Imola den Großen Preis der Emilia-Romagna und kann bereits in zwei Wochen in der Türkei seinen siebten Fahrertitel aus eigener Kraft perfekt machen - und damit den wichtigsten Rekord von Michael Schumacher einstellen.

"Es ist unglaublich, unglaublich. Wow, sieben Konstrukteurstitel. Das kann ich meinen Enkeln irgendwann erzählen. Ich schaue jetzt auf das Team, auf die Männer und Frauen auch in der Fabrik, das sind die unbesungenen Helden", sagte Hamilton nach dem Rennen: "Ich bin auf ewig jedem von ihnen dankbar, dass ich Teil dieses Teams sein kann, das Rekorde bricht."

Einen undankbaren Nachmittag erlebte hingegen Bottas, der fast das gesamte Rennen über mit einem Ferrari-Teil im Auto absolvieren musste. Im ORF erklärt Mercedes-Teamchef Tot Wolff: "Ich hab gar nicht gewusst, dass so ein großes Teil irgendwo im Auto stecken kann. [...] Wir haben sofort gesehen, dass er 50 Punkte Downforce verloren hat. Das ist eine Sekunde an Rundenzeit. Deswegen hat uns die Pace am Anfang verwundert, die er immer noch gehen konnte. Irgendwann aber holt es dich ein, wenn der Reifen nachgibt."

"Der Start war gut", berichtet der Finne, der die Führung zunächst behalten konnte. "Aber dann in Runde 2 gab es am Ausgang von Kurve 7 Trümmerteile. Ich hatte keine Zeit, um auszuweichen", berichtet er. Er habe nur noch versuchen können, nicht mit den Reifen darüberzufahren. "Aber es hat das Auto beschädigt", erklärt Bottas. Der Bolide sei danach schwer zu fahren gewesen.

Emilia-Romagna-GP: Die Analyse

Bottas ging als Sieger des Starts hervor, Teamkollege Hamilton kam deutlich schlechter vom Fleck und wurde von Verstappen überholt, der sich in Bottas' Windschatten am Engländer vorbei schob. Dahinter startete auch AlphaTauri-Pilot Pierre Gasly einen Angriff auf den WM-Führenden, der Franzose musste beim Anbremsen auf Kurve eins aber zurückstecken.

Im hinteren Teil des Feldes erwischten vor allem beide Alfa-Romeo-Fahrer einen guten Start. Antonio Giovinazzi sprang von Position 20 auf 14, Teamkollege Kimi Räikkönen kletterte von Startplatz 18 auf 16. Sebastian Vettel fiel in seinem Ferrari indes auf Rang 15 zurück.

Bis zu den ersten Boxenstopps gab es nur wenig Veränderungen im Feld. Die ersten Reifenwechsel absolvierte dabei der auf Weich gestartete Großteil der Top-10, wenig später kamen auch die ersten Piloten auf Mediums zur Abfertigung. Den Anfang der Topfahrer machte Verstappen in Runde 19, er tauschte seinen mittelharten Pneus auf Hart. Um einen Undercut des Niederländers zu verhindern, kam Bottas nur eine Umrundung später an die Box und zog ebenfalls die harten Reifen auf. Lediglich Hamilton dehnte seinen ersten Stint weiter nach hinten aus.

Auf den frischen Hards schien Bottas jedoch, wie schon in der Vorwoche in Portimao, große Probleme zu haben, Temperatur in den Reifen zu bekommen. Hinzu kamen einige kleinere Schäden am Unterboden und Heck seines W11. Während sich der Finne nur mit Mühe vor Verstappen halten konnte, drehte Hamilton an der Spitze auf. Eine schnellste Runde nach der anderen zauberte der WM-Führende aus dem Hut und vergrößerte den Vorsprung auf seinen Teamkollegen auf zwischenzeitlich über 28 Sekunden.

Nach 30 Runden spielte dann eine durch Renault-Pilot Esteban Ocon ausgelöste Virtual-Safety-Car-Phase Hamilton in die Karten. Durch den geringeren Zeitverlust beim Reifenwechsel übernahm der Engländer ohne Probleme die Führung und ließ sich diese im restlichen Verlauf nicht mehr nehmen. Bottas hatte hingegen auch in der Folge große Schwierigkeiten, seinen Mercedes auf der Strecke zu halten. In Runde 43 verbremste er sich schließlich in der Rivazza-Kurve und musste auf der anschließenden Start- und Zielgeraden Verstappen vorbei ziehen lassen.

Als das Feld in dieser Reihenfolge dann der Zielflagge entgegen zu fahren schien, brachte ein Reifenplatzer von Verstappen noch einmal Bewegung ins Feld. Die anschließende Safety-Car Phase nutzen viele Piloten, so auch die Spitze um Hamilton und Bottas, noch einmal zum Wechsel auf frische Reifen. Nutznießer war Daniel Ricciardo (Renault) der den dritten Podestplatz von Verstappen erbte.

Sebastian Vettel erlebte hingegen ein weiteres Desaster. Zwar lag der Heppenheimer am Ende des ersten Stints auf Rang vier und hätte auch nach dem Boxenstopp gute Karten auf einen Platz in den Punkterängen gehabt, bei seiner Abfertigung klemmte aber der Schlagschrauber einer seiner Ferrari-Mechaniker, worauf Vettel über zehn Sekunden zusätzlich an der Box verlor und aus den Top-10 purzelte. Am Ende wurde der Scuderia Pilot enttäuschender Zwölfter.

Mit seinem 93. Karriere-Sieg baut Hamilton seinen Rekord, den er in der vergangenen Woche Michael Schumacher entrissen hatte, weiter aus. Auch den Extrapunkt für die schnellste Rennrunde sicherte sich der Engländer.

Die Top-10 komplettierter ein ebenfalls starker Daniil Kvyat (AlphaTauri) als Vierter vor Charles Leclerc (5., Ferrari), Sergio Perez (6., Racing Point), Carlos Sainz (7., McLaren), Lando Norris (8., McLaren), Kimi Räikkönen (9., Alfa Romeo) und Antonio Giovinazzi (10., Alfa Romeo).

Emilia-Romagna-GP: Die Reifenstrategie

Wie im Vorfeld des Rennens erwartet, setzten die meisten Fahrer auf eine Einstopp-Strategie. Sowohl die auf Weich gestarteten Fahrer der Top-10 als auch der restliche Teil auf Mediums wechselte auf die harten Reifen, mit denen das Rennen beendet werden sollte. Undercuts, wie von Verstappen in Runde 19 gegen Bottas versucht, gelangen dennoch nur wenigen Piloten.

Lediglich Vettel, Räikkönen und Latifi zogen ihre ersten Stints in die Länge. Vettel entschied sich trotzdem für die Hards, Räikkönen und Latifi wechselten für den Schlussspurt noch einmal auf Weich. Die späte Safety-Car-Phase nutzten einige Fahrer noch einmal für einen Reifenwechsel, einen Vorteil hatte man, auch wegen des überhol-unfreundlichen Layouts des Autodromo Enzo e Dino Ferrari, trotz frischerer Reifen aber nicht mehr.

Highlight des Rennens: Russell-Unfall

Das sieht man wirklich nicht alle Tage. Völlig unbedrängt und unter Safety-Car schmiss der 22 Jahre alte Engländer in Runde 54 sein Auto in die Wand und zerstörte damit die Hoffnung auf ein gutes Ergebnis. Besonders bitter: Zum ersten Mal seiner F1-Karriere wären sogar Punkte drin gewesen.

Top des Rennens: Kimi Räikkönen

Die Vertragsverlängerung scheint gut getan zu haben. Wie schon in der Vorwoche zeigte der Ex-Weltmeister eine starke Performance und fuhr zum zweiten Mal in diesem Jahr Punkte ein. Vor allem die gute Pace während seines langen ersten Stints ermöglichte dem Finnen den Sprung von Platz 18 auf neun. In einem Alfa Romeo wahrlich nicht schlecht!

Flop des Rennen: Ferrari-Crew

Da fährt Sebastian Vettel schon einmal ein starkes Rennen und Ferrari schafft es irgendwie dennoch, dem Heppenheimer ein gutes Ergebnis zu verbauen. Ähnlich wie Räikkönen zeigte Vettel auf den Mediums eine gute Pace und stand zwischenzeitlich auf Punkte-Kurs - bis zu seinem Stopp in Runde 40, als die Mechaniker das Rad nicht montiert bekamen und Vettel weit zurückfiel.

Formel 1: Der WM Stand nach 13 von 17 Rennen

  • Fahrerwertung:
PlatzFahrerTeamPunkte
1Lewis HamiltonMercedes282
2Valtteri BottasMercedes197
3Max VerstappenRed Bull162
4Daniel RicciardoRenault95
5Charles LeclercFerrari85
6Sergio PerezRacing Pont82
7Lando NorrisMcLaren69
8Carlos SainzMcLaren65
9Alexander AlbonRed Bull64
10Pierre GaslyAlphaTauri63
  • Kontrukteurswertung:
PlatzTeamPunkte
1Mercedes479
2Red Bull226
3Renault135
4McLaren134
5Racing Point134
6Ferrari103
7AlphaTauri89
8Alfa Romeo8
9Haas3
10Williams0
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