Formel 1 - Vettels Wiederauferstehung in Singapur: "Nie an mir gezweifelt"

Sebastian Vettel gewann zum ersten Mal seit dem Belgien-GP 2018 ein Formel-1-Rennen.
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Der Sieg beim Großen Preis von Singapur war für Sebastian Vettel eine lang ersehnte Erlösung und damit ein erster Schritt aus der Krise. Bedanken darf sich der viermalige Formel-1-Weltmeister bei Ferrari - und das aus gleich zwei Gründen. Zum Leidwesen von Teamkollege Charles Leclerc.

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Sichtlich gerührt und vorsichtig mitsingend stand Sebastian Vettel da, als die deutsche Nationalhymne durch die Nacht von Singapur klang. Zwar hat der Heppenheimer die Melodie in diesem Jahr schon öfter hören dürfen, nur stand er da nie in der Mitte des Podests, sondern lediglich daneben als Gratulant für einen der beiden Mercedes-Fahrer. Jetzt, zum ersten Mal in diesem Jahr, wurde die Hymne also für ihn gespielt.

Und das ausgerechnet, nachdem er wegen eines fahrlässigen Drehers beim Großen Preis von Italien den wohl tiefsten Tiefpunkt seiner Karriere erlebt hatte und von zahlreichen Experten bereits abgeschrieben worden war, ausgerechnet nachdem die Öffentlichkeit seinen Teamkollegen Charles Leclerc zur neuen Nummer eins bei Ferrari gemacht hatte.

Der erste Sieg nach 392 Tagen tue "natürlich sehr gut", gab Vettel nach der Zieleinfahrt zu: "Aber ich habe nicht an mir gezweifelt. Ich musste schon mal durch so etwas durch und werde es bestimmt auch noch mal müssen. Wenn ich meine Leistung nicht bringe, ist es in Ordnung, wenn man mich kritisiert."

Dennoch erzählte er immer wieder von den vielen aufmunternden Briefen seiner Fans, die ihm Kraft für dieses Rennen gegeben hätten.

Ferrari bevorteilt Vettel - Leclerc sauer

Und tatsächlich machte Vettel an diesem Sonntag einen besseren Eindruck als zuletzt, fuhr fehlerlos und zeigte konsequente Überholmanöver. Zudem profitierte er von einer kurzfristigen Entscheidung des Kommandostandes, der ihn eine Runde früher als Charles Leclerc hereinrief. Mit den frischen Reifen machte Vettel rund zwei Sekunden gut - genug, um an Leclerc und auch Lewis Hamilton vorbei in Führung zu gehen.

Eine Situation, die den Monegassen auf die Palme brachte. Immer wieder beklagte er sich am Funk über die Entscheidung seiner Chefs. Und auch nach dem Rennen sprach er von Enttäuschung ob des "verlorenen Sieges".

Vettel wird das egal sein. Er fühlte sich im Monza-Qualifying vor zwei Wochen unfair von seinem Stallgefährten behandelt, weil dieser nicht in der abgesprochenen Reihenfolge die Aufwärmrunde fuhr. Dass er jetzt - gewollt oder nicht - bevorteilt wurde, dürfte Vettel da als ausgleichende Gerechtigkeit nur allzu gerne hinnehmen.

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Ferrari in Topform - Konkurrenz schwächelt

Doch der jetzt 53-malige GP-Sieger profitierte natürlich noch von einem weiteren Fakt: Ferrari ist wieder da. "Der Anfang der Saison war schwierig für uns, aber in den letzten Wochen sind wir wieder lebendig geworden. Es ging richtig vorwärts", lobte er die Arbeit der Scuderia.

Während die Siege in Belgien und Italien aufgrund der vielen Geraden noch erwartbar waren, überrascht dabei vor allem der Doppelerfolg in Singapur. Der Marina Bay Street Circuit erinnert mit seinen vielen Kurven schließlich eher an Monaco oder Ungarn und hier wurde Ferrari noch vor wenigen Monaten fast von Mercedes überrundet.

Diesmal steckten die Italiener die Konkurrenz jedoch in die Tasche und fuhren zum dritten Sieg in Folge - Vergleichbares gelang ihnen 2008 zum bis dato letzten Mal. Wie das möglich war? Zum einen traf das jüngste Upgrade am Frontflügel offenbar ins Schwarze und brachte den lang ersehnten Grip auf der Vorderachse. Zum anderen vertat sich Red Bull beim Setup, wie Motorsportchef Helmut Marko bei Sky bestätigte, und zeigte dadurch nicht das erhoffte Potenzial. Und Mercedes zeigte nach einem starken Freitag ungewohnte Schwächen.

Man sei "im Nirgendwo gelandet," konstatierte Toto Wolff und schob die fehlende Geschwindigkeit vor allem auf die Reifen. Diese mussten in Singapur besonders behandelt werden, nicht umsonst glichen die ersten 20 Runden des Rennens eher einer Prozessionsfahrt als einem Formel-1-Rennen. Keiner der Top-Fahrer wollte die anfälligen Gummis ruinieren und der Konkurrenz Chancen über die Strategie geben - genau dieser Umstand brachte Vettel in die Position, die den Grundstein für seinen Triumph legte.

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Formel 1: Die WM-Wertung nach dem Singapur-GP

RangFahrerTeamPunkteSiege
1Lewis HamiltonMercedes2968
2Valtteri BottasMercedes2312
3Charles LeclercFerrari2002
4Max VerstappenRed Bull2002
5Sebastian VettelFerrari1941
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